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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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Alex feststellen musste. Und durch seine demütige Haltung kam er Alex noch größer vor.
    »Ich bin erstaunt, sehr erstaunt, dass ein Wesen wie du sich in mein Reich verirrt hat.« Der Herrscher baute sich vor Alex auf, er schien seinen Auftritt zu genießen.
    Dieser nutzte einen Moment der Unaufmerksamkeit seiner beiden Bewacher, riss sich los und sprang auf die Füße. Er reichte dem Herrscher vielleicht gerade bis zur Schulter, doch er funkelte ihn empört an.
    »Ich verlange eine Erklärung! – Wo bin ich hier? Was soll das alles?«
    In seinem Zorn bemerkte Alex nicht, wie die Diener erstarrten, wie selbst seine beiden Wächter blass wurden.
    Das Lächeln auf dem Gesicht des Herrschers blieb bestehen, doch mit einer winzigen Handbewegung befahl er den Mann zu sich, der sich bisher im Hintergrund aufgehalten hatte: den Mann mit den gutmütigen Augen.
    »Astaran – entferne ihn von hier. Er wird lernen müssen, zu gehorchen. Ich werde mich selbst darum kümmern.«
    Alex wollte widersprechen, doch er wurde nun wieder von seinen Wächtern gepackt, die ihn – sein wütendes Schreien ignorierend – davonschleppten.

2
    Brian stürmte in die Wohnung, die Julian seit einiger Zeit bewohnte. Sie war luxuriös eingerichtet, dabei keineswegs modern kühl. Julian schien Brians Liebe zu alten Dingen geerbt zu haben.
    Nur einige wenige Lampen erhellten den Flur und die Küche, während das Wohnzimmer von Kerzen in sanftes Licht getaucht wurde.
    Brian wusste, dass Julian nicht allein war – er hatte sowohl ihn als auch seinen Gast schon lange gewittert.
    Ohne weitere Anmeldung stand er plötzlich mitten im Raum. Julian saß auf einem seiner neuen, dunklen Sessel, er trug noch die Hose seines maßgeschneiderten grauen Anzugs, nur das Jackett und die Krawatte hatte er abgelegt. Sein weißes Hemd war bis zur Hälfte aufgeknöpft. Auf seinem Schoß saß ein schlanker blonder Junge. – Gabriel, wie Brian sofort erkannte.
    Ihr Verhältnis hatte sich im letzten Jahr, nachdem Gabriel wieder aufgetaucht war, gewandelt, geradezu ins Gegenteil verkehrt. Gabriel hatte sich zu Julians Lustknaben entwickelt. Und er schien das im Moment zu brauchen – Julians Schutz und die Möglichkeit, sich anzulehnen. Obwohl dieser nicht besonders glücklich darüber war. Aber er spielte das Spiel mit für Gabriel.
    Der junge Vampir hatte sich verändert. Merkwürdig verändert. Er war scheu und zurückhaltend wieder aufgetaucht, weigerte sich beharrlich über sein Verschwinden zu sprechen. Vielleicht hatte er sich Julian anvertraut – doch weder Alex noch er, Brian, hatten Julian etwas entlocken können.
    Als Julian Brian sah, küsste er Gabriel sanft auf die Wange und schob ihn von seinem Schoß herunter. Er stand auf, strich sich die Kleidung nachlässig glatt und trat auf Brian zu.
    »Guten Abend, Brian«, seine Stimme war dunkel und samtig.
    Er trat auf seinen Vater zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Der harte Körper des Vampirs war ihm über die Jahre hinweg vertraut geworden.
    »Julian, Gabriel ...« Brian nickte Gabriel zu, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte. In seinen bernsteinfarbenen Augen leuchtete ein unruhiges Feuer. Und Brian fragte sich, ob er vielleicht langsam den Verstand verlor.
    »Ist irgendetwas?« fragte Gabriel.
    Brian nickte. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. »Alex ist verschwunden«, platzte es schließlich aus ihm heraus.
    Julian setzte sich bedächtig zurück in den Sessel. Er war in den letzten Jahren gereift, erwachsen geworden. Hatte seine jugendlichen Drogeneskapaden augenscheinlich gut verkraftet. Etwas Besonnenes haftete allem an, was er tat.
    »Ist das etwas Ungewöhnliches?« fragte er vorsichtig.
    Brian nickte wieder, tigerte nervös durch den Raum. Er blieb stehen, sah gedankenverloren aus dem Fenster. »Alex war so nachdenklich in letzter Zeit, so ... ach, ich weiß nicht.«
    »Traurig? Niedergeschlagen?« fragte Julian.
    Doch Brian schüttelte den Kopf. »Nein, nur nachdenklich.«
    »Was willst du tun?« Gabriel klang ein wenig gereizt. »Vielleicht hat sich der Herr nur eine Auszeit genommen?«
    Brian sah ihn stirnrunzelnd an, doch er schwieg.
    Julian wusste, dass er gern etwas Boshaftes erwidert hätte, doch sie alle wussten um Gabriels labilen Zustand. Keiner brach einen Streit mit dem jungen, launischen Vampir vom Zaun.
    »Ich wollte nur wissen, ob ihr ihn vielleicht gesehen habt. Ob ihr mit ihm gesprochen habt ...«
    Doch Julian schüttelte den Kopf. »Meinst du, es könnte ihm etwas
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