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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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genau wusste, wie sinnlos diese gedanklichen Anstrengungen waren. Augenblicklich konnte er nur abwarten.
    Sie ließen ihm nicht viel Zeit, sich zu regenerieren. Ohne anzuklopfen, trat Astaran herein.
    »Lance möchte dich jetzt sehen.«
    Alex richtete sich langsam auf und stützte sich auf die Ellenbogen. »Sehen oder schlagen?«
    Die Mundwinkel des Dieners zuckten amüsiert, doch er ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »An deiner Stelle würde ich meine Zunge hüten.«
    Er nahm Alex mit einem kraftvollen Griff am Arm und zog ihn mühelos aus dem Bett.
    »Ich kann durchaus alleine aufstehen«, protestierte Alex wütend.
    Doch Astaran schleppte ihn mit sich hinunter in den großen, düsteren Saal, in dem Lance wieder auf seinem Thron saß. Mit einem kräftigen Stoß beförderte er den Vampir vor den prachtvollen Herrschersessel. Alex stolperte, hielt sich jedoch tapfer auf den Beinen. Er kochte schon wieder vor Wut.
    Lance stand langsam auf und trat auf Alex zu.
    »Runter, auf die Knie«, befahl er ernst und bestimmt.
    Alex widerstrebte es zutiefst, doch er wusste mittlerweile, dass er sich gegen Lance nicht auflehnen konnte. Aber diesem war Alex’ Zögern bereits aufgefallen.
    Er lächelte kalt und schlug Alex unvermittelt heftig ins Gesicht.
    »Jeder kniet hier vor mir – du wirst dich daran gewöhnen müssen.«
    Alex ging auf die Knie, sein Gesicht brannte. Einem Menschen hätte ein solcher Schlag in das Gesicht eines Vampirs unweigerlich die Hand gebrochen, aber Lance hatte wenig Menschliches an sich. Doch noch schmerzhafter als der eigentliche Schlag traf Alex die Demütigung, vor den anderen so behandelt zu werden.
    Wie zur Entschuldigung strich Lance mit den Fingerspitzen über Alex’ brennende Wange, fuhr über die kühlen Lippen des Vampirs.
    Dieser schloss die Augen, sein Mund war trocken. Irgendetwas an Lance zog ihn magisch an, obwohl er es hasste , so beherrscht zu werden. Er hasste es, zu knien.
    Lance war überheblich und arrogant – und trotzdem ...
    Der Fürst lachte leise und nahm wieder auf seinem Thron Platz.
    »Komm’ her, auf meinen Schoß«, sagte er seidig.
    Alex runzelte die Stirn. »Ich bin weder eine Katze noch ein Lustknabe.«
    »Das werden wir ja sehen. – Komm her. Ihr habt doch – als Vettern der Wölfe – etwas Animalisches in eurem Blut. Es wird dir nicht schwerer fallen auf meinem Schoß zu sitzen als dem letzten deiner Art, den ich eingefangen hatte. Nun, vielleicht ein wenig, denn das letzte Exemplar war ein bisschen geschmeidiger als du.«
    Alex horchte auf. Lance hatte schon einmal einen Vampir in seiner Gewalt gehabt? »Kenne ich den?«
    Lance klopfte mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel. Widerwillig nahm Alex auf den muskulösen Beinen Platz. Er kam sich albern und schwach vor. Und schwach war er in der Tat angesichts von Lances mächtigem Körper.
    »Ich weiß nicht, ob du ihn kennst.« Seine große Hand strich ein paar Haarsträhnen aus Alex’ Gesicht. »Sein Name ist Gabriel, und er ist ein wahrer Engel.«
    Alex verschluckte sich fast vor Überraschung. War das möglich? War sein Gabriel hier gewesen? Als Gefangener von Lance? War er hier gewesen, in diesem einen Jahr, in dem sie ihn überall vergeblich gesucht hatten? Ein ganzes Jahr lang waren er und Brian in der ganzen Welt herumgereist, um ihn zu finden; Alex hatte Vampire und Menschen wiedergetroffen, die er schon längst vergessen hatte. Seine Gedanken überschlugen sich fast.
    »Ah, ich sehe an deiner Reaktion, dass du den Knaben kennst.«
     
     

In meinem Kopf tobten die Gedanken. Gabriel war hier gewesen! Ich war ganz sicher. Er war hier gewesen in diesem verdammten langen Jahr. Und – er war völlig verändert zurückgekommen. Ein kalter Schauder lief über meinen Rücken. Was hatte er hier erlebt?
    Es beruhigte mich in der Tat im Moment wenig, dass er »lebend« wieder aufgetaucht war. Ich spürte, wie Lances Hand an meinem Oberschenkel entlangstrich, und versteifte mich automatisch. Ich wollte nicht, dass er mich so berührte. Er behandelte mich wie seinen Leibeigenen.
    »Der Knabe war wirklich geschmeidiger als du«, bemerkte Lance boshaft. »Aber, glaub mir, das kriege ich schon hin.«
    Ich erschauderte angesichts seiner Drohung. Ich wollte gar nicht wissen, was er mit Gabriel alles angestellt hatte.
    Seine große, schwere Hand wanderte höher, besitzergreifend fasste er mir in den Schritt. Ich versuchte, jegliche Gefühlsregung zu unterdrücken, doch ich hätte ihm am liebsten den Hals
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