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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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einigen!«
    Alex knirschte wieder mit den Zähnen, er spürte, wie sich die Abschürfungen in seinem Gesicht schlossen. Eine solche Behandlung würde er sich nicht lange gefallen lassen.
    »Wie heißt du, Vampir?«
    »Alexander«, antwortete Alex trotzig.
    »Spar dir deinen Trotz«, warnte Lance. »Du fragst, warum du hier bist? – Du bist zu neugierig gewesen, du hast doch deinen Kopf in den Tunnel gesteckt. Oder etwa nicht?«
    »Ach, leck mich!« entfuhr es Alex. Und im selben Moment bereute er es schon. Er hatte nicht gesehen, dass Lance bereits eine der Peitschen in der Hand hielt. Diese sauste auf seine Haut hinunter.
    Alex entfuhr ein Schrei. Er riss an seinen eisernen Fesseln, doch mittlerweile war ihm klar, dass er sie – trotz seiner vampirischen Kräfte – nicht sprengen konnte.
    Lance lachte dunkel. »Je lauter du schreist, um so heftiger werde ich dich schlagen«, verkündete er boshaft und holte zum nächsten Schlag aus.
    Alex biss die Zähne zusammen.
    »Also gibst du zu, dass du es warst, der in unsere Welt eingedrungen ist?«
    Alex schüttelte den Kopf. »So ein Quatsch! Ich bin doch nicht gesprungen, ich ...«
    Wieder klatschte ein heftiger Schlag auf seinen Rücken. Zischend presste Alex die Luft zwischen seinen Zähnen hindurch. Gut, würde er eben nichts mehr sagen. Stoisch ertrug er den Schmerz.
    Doch bereits nach ein paar Minuten überlegte er es sich anders. Die Hiebe auf seiner Haut brannten unerträglich, er hatte es aufgegeben, die Heilung zu beschleunigen. Blut lief an seinem Rücken herab – doch Lance schien daran Gefallen zu finden.
    »Hör auf«, keuchte er erschöpft. »Hör auf, ich sage alles, was du willst.«
    Lance lachte. »Nenn’ mich Herr , Vampir! Wie es alle hier tun.«
    »Herr«, presste Alex zwischen den Zähnen hervor, es fiel ihm sichtlich schwer. »Herr, hört auf!«
    »Das hört sich doch schon besser an«, bemerkte Lance anerkennend. Doch die Peitsche sauste mit unverminderter Härte auf Alex hinunter.
    Dieser biss sich auf die Unterlippe, bis sie blutete. Was um alles in der Welt sollte er denn noch tun?
    Er spürte, wie sich die Welt um ihn herum aufzulösen begann, er war nahe daran, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Was soll ich tun?« schrie er und bäumte sich auf. Die Fesseln hielten ihn unerbittlich an seinem Platz.
    »Du wirst lernen, dich zu benehmen, Alexander«, sagte Lance bestimmt. »Und wenn ich dich dafür jeden Tag auspeitschen muss.«
    Alex keuchte. »Ja, Herr – alles, was Ihr wollt.«
    Jemand betrat den Raum, Alex hörte die fremden Schritte. Dann wurden seine Fesseln gelöst. Er fiel zu Boden wie ein nasser Sack, rappelte sich jedoch sofort wieder auf. Lance war verschwunden, stattdessen war nun einer der anderen Diener da. Er war ebenfalls groß, kräftig gebaut, und Alex vermutete, dass auch er über weit mehr als die menschlichen Kräfte verfügte. Obwohl in seinen Adern Blut floss – das hatte Alex sofort gerochen.
    »Setz’ dich her«, sagte der Diener nun und deutete auf einen kleinen abgeschabten Holzschemel, der vor ihm stand.
    Alex tat wie ihm geheißen. Es konnte ja fast nicht schlimmer werden.
    Der Mann begann, das Blut von Alex’ Rücken zu waschen. Die Wunden schlossen sich bereits wieder, doch der Schmerz blieb.
    Als er damit fertig war, befahl er: »Anziehen. Ich werde dir dein Quartier zeigen.«
    Alex gehorchte. Was passierte hier mit ihm? Warum bekam er jetzt ein Quartier zugewiesen? Er hatte tausend Fragen, doch diese zu stellen, wagte er vorerst nicht. Er hatte in den Jahrhunderten seiner Existenz gelernt, dass es sich manchmal als vorteilhaft erwies, wenn man abwarten konnte.
    Alex folgte dem breitschultrigen, schweigsamen Mann hinauf in die oberen Stockwerke. Dort wurde ihm ein Zimmer zugewiesen, das ihm weitaus angenehmer schien als die kalte graue Gefängniszelle. Ein breites Bett aus dunklem Holz nahm einen Großteil des Raumes ein, dichte, schwere Teppiche bedeckten den Fußboden und die Wände, dämpften ihre Schritte.
    »Du bist kein Gast, Vampir. Vergiss das nicht.«
    Alex starrte den Mann schweigend an. Wie sollte er das vergessen?
    Müde ließ er sich auf das Bett fallen und schloss für einen Moment die Augen. Noch immer jagten Schmerzen durch seinen geplagten Körper. Wäre er ein Mensch gewesen, er hätte Tage gebraucht, um sich von der Tortur zu erholen.
    Er hätte am liebsten ein wenig geschlafen, doch dafür war er viel zu angespannt. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Und das Frustrierende war, dass er
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