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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Autoren: Thomas Herzberg
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eine neue Familie ... neue Kinder und ein neues Zuhause. Sie konnte ihm sein mangelndes Interesse an ihr nicht einmal verübeln. Viel zu sehr erinnerte sie ihn wahrscheinlich an sein altes Leben, das er vor Ewigkeiten, nach endlosem Rosenkrieg, hinter sich gelassen hatte.
    Also – was gab es, das sie in dieser Welt hielt?
    Worauf sollte sie sich noch freuen?
    Was ergab einen Sinn und war Grund genug, um in dieser Welt zu bleiben?
    Nichts?!
    Seit Monaten wünschte sie sich einen Hund oder wenigstens eine Katze ... vielleicht auch nur einen Hamster. Einfach ein Wesen, das sie hegen und pflegen könnte und das ihr den ansonsten tristen Alltag versüßen sollte. Ihre Mutter wehrte sich jedoch standhaft und verwies immer wieder darauf, dass Sally sich am Ende nicht um das Tier kümmern würde und es stattdessen an ihr selbst hängen bliebe. Das letzte wirkliche Gespräch mit ihrer Mutter lag Monate zurück. Je weiter Sally in die Pubertät eintauchte, desto weniger fühlte sie sich von dieser Welt verstanden.
    Genau zwei war es dann, als Sally sich auf die andere Seite drehte. Eine Müdigkeit übermannte sie urplötzlich, aus der es kein Entkommen gab. Um sechs würde ihr Wecker klingeln. Ein wenig Schlaf konnte kaum schaden. Was das letzte Detail ihrer Tat anging, so hatte sie auch in diesem Punkt endlich eine Entscheidung getroffen. Zufrieden schloss sie die Augen und glitt augenblicklich ins Land der Träume davon.

26

    Wegner kehrte jetzt schon zum dritten Mal ins Büro zurück. Seit Dienstbeginn pilgerte er unaufhörlich zwischen Kantine und seinem Schreibtisch hin und her. »Und?«
    Hauser atmete genervt aus und schaute sicherheitshalber zum hundertsten Mal in sein Postfach. »Nichts!«
    »Das kann doch nicht sein!«, brüllte Wegner so laut, dass der gesamte Raum bebte. »Es muss doch einen verdammten Pauker in München geben, dem etwas aufgefallen ist!«
    Noch bevor Hauser antworten konnte klingelte sein Telefon. »Es ist Tal«, informierte er seinen Chef knapp.
    »Was will der denn schon wieder. Mach es kurz und halt die Leitung frei, falls sich doch noch einer meldet.«
    Das Gespräch dauerte nur eine Minute. Am Ende legte Hauser den Hörer zufrieden grinsend auf und starrte Wegner wortlos an.
    »Was?«
    »Sally Weimann. Die Schule und Klasse hab ich auch. Also ran ans Telefon, Kollege!«
    »Woher hat er die Information?«, erkundigte sich Wegner jetzt, während er bereits wählte.
    »Sie haben den Server noch mal gründlich gecheckt und sind über die User-IPs im Großraum München auf diese Sally gestoßen.«
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?«
    »Tal meint mindestens neunzig Prozent.«

    ***

    Stefanie Schuster war spät dran und das, obwohl ihr Dienst heute sogar erst zur zweiten Stunde begann. Als berufstätige alleinerziehende Mutter gab es kaum einen Tag, an dem man nicht das Gefühl hatte, für alles und jeden zu wenig Zeit zu haben. Ausgerechnet an diesem Morgen hatte sich ihr Sohn beim Frühstück die kompletten Cornflakes über die Hose geschüttet. Bis endlich ein passender Ersatz gefunden war, verstrichen weitere wertvolle Minuten, die eine Lehrerin, vor Unterrichtsbeginn, lieber im Lehrerzimmer verbringen sollte. Auf dem Weg ins Schulgebäude schaute sie auf ihren Stundenplan, um festzustellen, dass sie in der zweiten Stunde Geschichte in einer achten Klasse zu unterrichten hatte. Atemlos, mit wirren Haaren und offenen Schuhen, erreichte sie genervt den Klassenraum, in dem sie bereits eine lärmende Horde erwartete. Eilig verteilte sie ein paar Arbeitsblätter und ließ sich danach hinter dem Pult nieder, um erst einmal gründlich durchzuatmen.
    Eine ausgesprochen ruhige und friedliche halbe Stunde später klopfte es dann an die Tür. Noch vor einer Aufforderung steckte der Hausmeister auch schon den Kopf herein. »Frau Schuster! Telefon – ist dringend.« Das Gesicht des aufgeregten Mannes glich einer reifen Tomate.
    »Hat das denn nicht bis zur Pause Zeit? Ich bin mitten im Unterricht.«
    Statt einer Antwort schüttelte der Hausmeister nur nervös den Kopf und gestikulierte dabei wie ein wildgewordener Linienrichter.

    Das Arbeitsblatt hatte Sally von Beginn an gründlich ignoriert. Ihre Gedanken drehten sich ausschließlich um das, was am Ende dieser Stunde passieren sollte. Immer realer entfalteten sich die Bilder in ihrem Kopf, deren Finale, ganz gleich wie sie es sich auch ausmalte, von umherfliegenden Gliedmaßen bestimmt wurde. Kurz bevor es an die Tür klopfte, stand ihr Plan
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