Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
was. Nicht dass du mir noch einrostest.« Jetzt warf er Wegner eine Notiz herüber, die dieser gelangweilt überflog.
»Ein Taxifahrer, den man halbtot in seinem Wagen gefunden hat ... ausgerechnet auf dem Kiez. Du willst dich wohl doch mit mir anlegen«, maulte der Hauptkommissar.
»Er hat ausgesagt, dass Brunos Leute dahinter stecken. Zumindest haben sie Zlatko erwähnt und seinen toten Sohn, den wir vor ein paar Wochen hinter der Alsterdorfer Sporthalle gefunden haben.«
10
Axel beobachtete aus sicherer Entfernung seinen Peiniger, der sich in diesem Moment munter auf sein Fahrrad schwang, um den Nachhauseweg anzutreten. Fünfzehn Sekunden später trat er ebenso in die Pedale und folgte Tobias Franke unauffällig. Ihr Weg führte sie an einem Sportplatz vorbei und zweigte dahinter zu einer Schrebergarten-Siedlung ab, die, zumindest auf den ersten Blick, für Axels Vorhaben ideal zu sein schien. Sein Plan war simpel, deshalb aber nicht minder effektiv. In zwei Tagen würde er dem Jungen am Ende der Gartenkolonie auflauern und ihn zunächst mit einem Teaser betäuben. Was danach passierte, überließ er ganz bewusst dem Zufall. Jeglicher Bewegungsfähigkeit beraubt und somit komplett wehrlos, sollte Tobias schon wenig später sein Leben aushauchen. Dieses Ende stand, ebenso wie der Anfang, unumstößlich fest.
Axel zog am Bremshebel und stoppte damit sein klappriges Rad. Nachdenklich starrte er dem Jungen hinterher, der nun, am Ende der Schrebergärten, nach links abbog. Von dort aus waren es nur noch ein paar Hundert Meter bis zu seinem Elternhaus, einem Prunkstück biederen Wohlstandes.
Verbittert dachte Axel an den Morgen in der Schule zurück. Noch vor der ersten Stunde hatte Tobias ihn gepackt und, zusammen mit zwei seiner Kumpels, auf die Schultoilette gezogen. Drinnen angekommen hatten sie ihn dann gezwungen, ein paar herzhafte Schlucke aus einer der verdreckten Kloschüsseln zu nehmen. Das Ablecken eines Pinkelbeckens blieb ihm nur deshalb erspart, weil es zum zweiten Mal klingelte und sich seine Peiniger einer Strafarbeit entziehen wollten. Diese hatte dann Axel selbst vom Lehrer verpasst bekommen, weil er fast zehn Minuten zu spät zur ersten Stunde erschienen war. Seine Entschuldigung ignorierte der Pauker völlig und gab ihm lediglich die Nummer der Seite, die er bis zum nächsten Tag abzuschreiben hätte.
Morgen war es endlich so weit. Axel sollte Gabriel gegen elf Uhr in einem Bistro am Dortmunder Hauptbahnhof treffen, um dort den Ablauf der Tat so genau wie möglich zu besprechen. Danach, das Einverständnis seines Helfers vorausgesetzt, würde er, nur einen Tag später, die Welt verändern – zumindest seine Welt. Dann sollte sein endloses Martyrium mit einem spektakulären Knall ein Ende finden. Ganz gleich, was ihm hinterher blühte, oder wie andere über ihn denken würden – es musste endlich vorbei sein. Endlich vorbei!
Axel trat wieder in die Pedale und setzte seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung fort. Seine Mutter wartete sicherlich schon mit dem Essen auf ihn und er hatte seinem Vater versprochen, am Nachmittag die Garage aufzuräumen.
***
»Wo ist denn unser Bockkopf heute?«, erkundigte sich Oberkommissar Tal grinsend, als er gegen Mittag das Büro der Mordkommission betrat.
»Auf`m Kiez«, antwortete Hauser ihm trocken. »Aber heute ist er besserer Laune. Einige seiner privaten Probleme scheinen sich in Luft aufzulösen. Als junger Vater hat er es nicht immer ganz leicht.«
»Wie jetzt – jung – also wer?«
»Manfred ist vor ein paar Monaten Vater geworden.« Hauser schaute in das fragende Gesicht seines Kollegen. »Seine Frau ist jünger als er«, fügte er dann als Erklärung hinzu.
Tal nickte lachend. »Die Opa-Rolle würde deutlich besser zu ihm passen.«
»Wenn Sie ihm das sagen, dann sollten sie sich vorher schon mal von ihren Zähnen verabschieden.«
»Lassen Sie uns lieber über den Fall sprechen. Alles andere ist mir ein wenig zu verworren und endet offensichtlich immer sehr emotional.«
»Gerne!«, flötete Hauser munter. »Was haben Sie herausgefunden?«
»Wir haben die Seite von der Programmierung her auseinandergenommen ...«
»Und ...?«
»In dieser Richtung bietet sie keinerlei Angriffsfläche – aber das habe ich nicht anders erwartet.«
»Und wie geht es dann weiter?«, wollte Hauser nun wissen.
»Wir haben ein paar Köder ausgelegt, an die sein Signal hoffentlich in den nächsten zwei Tagen anbeißt. Irgendwann passiert das immer.
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