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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab
Autoren: Andreas Schmidt
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Unten angekommen, überzog der feine Nieselregen seine Kleidung mit einem feuchten Netz, das ihn erschaudern ließ. Ein eisiger Wind fegte ihm ins Gesicht. Der alte Mann schlug den Kragen seiner abgewetzten Jacke hoch, schob die Hände in die Hosentaschen und überquerte die verlassen daliegende Lüttringhauser Straße.
    Er wandte den Kopf nach rechts. Schräg gegenüber schleuderte die Schaufensterbeleuchtung des Matratzen-Discounters ihr kaltes Licht in die Nacht. Früher hatte sich an dieser Stelle ein Autohaus befunden, und nachdem die Immobilie lange Zeit leer gestanden hatte, war im Erdgeschoss einer dieser Billigmärkte für Matratzen eingezogen.
    Die Dinger schossen wie Pilze aus dem Boden, dachte Halbach mit gerümpfter Nase.
    Links neben dem Ladenlokal zweigte eine kleine, nur spärlich beleuchtete Straße ab, die Zandershöfe. Halbach zögerte. Nachts machte die kleine Straße keinen sehr einladenden Eindruck, und dennoch beschloss er, die Abkürzung zu nehmen.
    Die Kriminalitätsrate war in diesem Stadtteil Wuppertals überschaubar, und sicherlich würde ihm heute niemand eins überbraten, dachte er, als er losmarschierte.
    Wer sollte sich schon an einem alten, betrunkenen Mann vergreifen?
    An einem schwer kranken alten Mann, fügte er in Gedanken hinzu, während sein Blick über die unansehnlichen Reste des alten Autohauses strich.
    Abweisend erhob sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die ehemalige Mützenfabrik wie eine Trutzburg in die Höhe. Staubblinde Fenster und bröckelnder Putz an der Fassade.
    Nur unter dem Dach des alten Gebäudes gab es noch Leben - hier hatte sich ein Chor sein Vereinsheim eingerichtet. Doch um diese Zeit lagen die Sänger langst schon in ihren Betten.
    Halbach befand sich auf der rechten Seite der kleinen Einbahnstraße und betrachtete die ehemalige Autowerkstatt. Inzwischen hatten sich hier einige kleinere Unternehmen eingemietet.
    Menschenleer lag die Straße vor Hans Halbach, und er war froh, dass sich der Schleier, der sich über seine Gedanken gelegt hatte, langsam lichtete. Noch immer ein wenig unsicher auf den Beinen, schritt er an den geparkten Fahrzeugen vorüber. Der Regen perlte im Licht der Straßenlaternen auf den Blechdächern.
    Wenige Meter weiter bemerkte er einen Kombi, der mitten auf der Straße parkte. Die große Heckklappe stand offen, und die Rücklichter warfen ihren rot glühenden Schein auf den nassen Asphalt. Ein Mann saß, so hatte es den Anschein, hinter dem Steuer. Worauf wartete er?
    Halbach verlangsamte seine Schritte und duckte sich an eine Hauswand. Etwas weiter gab es den Glas-und Altpapiercontainer. Entsorgte um diese Zeit noch jemand seinen Müll?
    Halbach lauschte und stellte fest, dass das typische Klirren von Glas und das blecherne Scheppern der Containerklappen ausblieben.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Der alte Mann schlich ein paar Meter weiter und versuchte, den Schatten nicht zu verlassen. Dann duckte er sich hinter einen großen Holunderbusch. Von hier aus konnte er die Container beobachten. Die Tatsache, dass weit und breit kein Mensch zu sehen war, verstärkte seinen Verdacht, dass hier etwas faul war.
    Halbach wunderte sich, wie gut sein vom Alkohol benebeltes Gehirn plötzlich funktionierte.
    Seine Sinne waren geschärft, und in diesem Moment vergaß er sogar die heimtückische Krankheit, die bald schon sein Leben verändern, nein, die sein Leben beenden würde. Nun tat sich etwas. Zwei dunkel gekleidete Gestalten erschienen auf der Bildfläche. Beide trugen schwere Holzkisten und stöhnten unter der Last, die sie zum bereitstehenden Wagen schleppten.
    Halbach fragte sich, woher die beiden Männer kamen. Er wunderte sich, dass sie Sturmhauben trugen. So etwas kannte er nur aus dem Fernsehen, wenn über einen Banküberfall berichtet wurde. Aber hier gab es weit und breit keine Bank.
    Nur das alte Amtsgericht, aber das denkmalgeschützte Gebäude barg sicherlich keine Wertgegenstände. Im vorderen Bereich gab es zwar eine kleine Polizeidienststelle, die allerdings nur tagsüber besetzt war. Der hintere Trakt des Baus stand schon seit vielen Jahren leer - also, was schleppten die schwarzen Gestalten dort heraus?
    Halbach trat einen halben Schritt aus dem Schatten, um sich davon zu überzeugen, dass die Männer tatsächlich aus dem alten Gerichtsgebäude kamen. Der Hintereingang lag ein wenig abseits von der Straße unter einem Vordach. Tatsächlich, die Tür stand offen.
    Halbachs Herzschlag beschleunigte sich. Was ging
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