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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab
Autoren: Andreas Schmidt
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Waffe mit Schalldämpfer genutzt. Gefunden haben wir eine Patronenhülse. Neun Millimeter, kann also fast alles sein. Ich werde die Hülse zum BKA schicken, die sollen einen Abgleich durchführen.«
    »Die Täter?«, hakte Ulbricht nach.
    »Ja, so wie es aussieht, handelt es sich um zwei an der Tat beteiligte Männer, darauf deuten die gefundenen Schuhabdrücke hin. Schweres Schuhwerk oder Stiefel, Größe 44 und 46, demnach haben wir es mit großer Wahrscheinlichkeit mit Männern zu tun.«
    »Lassen Sie die Abdrücke beim BKA abgleichen.«
    »Habe ich schon veranlasst.«
    Heinrichs macht sich so langsam, fand Ulbricht und gab sich Mühe, seine Anerkennung für den Jungspund zu verbergen. Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden führte eine Datensammlung zahlreicher Schuhprofile, die Rückschluss auf die Produktionszeit, das Fabrikat und möglicherweise auch auf den Schuhhandel gab und unter Umständen zum Täter führen konnte.
    Ein Leichenwagen rollte bis zur Sperrlinie vor. Zwei übermüdet wirkende Männer in schlecht sitzenden, schwarzen Anzügen stiegen aus. Während der Fahrer mit einer jungen Streifenpolizistin redete und sich einweisen ließ, schrieb sein Kollege eine SMS und grinste dabei blöde.
    Soviel zum Thema Pietät, dachte Ulbricht und wandte sich zu seinem Assistenten um. »Was ist mit seiner Familie? Gibt es Verwandte, die informiert werden müssen?«
    Heinrichs schüttelte den Kopf. »Nein, er war Witwer.«
    »Ein kleiner Trost - immerhin«, murmelte Ulbricht. »Ich bin gespannt, was uns die Kollegen vom Einbruchsdezernat erzählen können.« Er ließ seinen Assistenten stehen, versenkte die Hände wieder in den Hosentaschen und stapfte über den schmalen Weg, der über die Wiese zum Hintereingang des ehemaligen Gerichts führte. Die Steinplatten waren längst vom Rasen überwuchert, und Ulbricht musste achtgeben, nicht auszurutschen. Nur die Rasenkantensteine ragten noch aus dem Grün heraus. Und hier und da Tretminen von Hunden, die das kleine Grünstück hinter dem Gebäude als Hundeklo nutzten.
    Amtsgericht, verbesserte er sich in Gedanken. Ronsdorf hatte mal ein Amtsgericht. Man lernt eben nie ganz aus.
    Der Hintereingang befand sich in einem flachen Anbau des klobigen Gebäudes, dessen Rückseite mit Efeu bewachsen war. Oben erkannte Ulbricht sogar vergitterte Fenster, anscheinend die Haftzellen.
    Über eine kleine Treppe gelangte er zu der offen stehenden Tür. Die Einbruchspuren waren offensichtlich - mit roher Gewalt hatten sich die Eindringlinge Zutritt verschafft. So wie es aussah, war die Tür mit einem Stemmeisen geöffnet worden. Das wurmstichige Holz des Türblattes hatte wohl schnell nachgegeben. Neben dem Eingang gab es drei Klingelknöpfe.
    Auf dem mittleren Namensschild entzifferte er die verwitterte Aufschrift »Tiefbauamt« und fragte sich, bis wann die Behörde wohl hier untergebracht war. Ulbricht wandte sich auf dem kleinen Podest, auf dem er stand, zur Straße um. Dichtes Buschwerk bildete einen perfekten Sichtschutz vor ungebetenen Zuschauern.
    Warum also hatte der alte Mann sterben müssen?
    Ulbricht atmete tief durch und betrat das Gebäude. Auch drinnen verdrängten die Scheinwerfer jeden Schatten. Ulbrichts Augen brauchten einen Augenblick, bis sie sich an das gleißende Licht gewöhnt hatten. Muffiger Geruch schlug ihm entgegen. Er rümpfte die Nase und ließ den Blick schweifen. Das Gerümpel, das hier offenbar vor Jahren eingelagert worden war, erwies sich bei näherem Hinsehen als womöglich wertvolles Antiquariat. So streifte Ulbrichts Blick einen uralten Küchenofen, eine hölzerne Anrichte und sogar eine Wäscheschleuder aus den 1950er-Jahren. So ein Ding hatte seine Mutter im Keller stehen gehabt, um die Wäsche wenigstens ansatzweise zu trocknen. Ohne Wäscheleine war sie jedoch trotzdem nie ausgekommen.
    »Da denkst du an nichts Böses…«
    Die sonore Stimme eines hünenhaften Kerls in Cargohosen und Fleecepulli riss Ulbricht jäh aus den Erinnerungen.
    »Karl«, rief er und grinste breit. Vor ihm stand Hauptkommissar Karl Kegelmann, Chef des Einbruchsdezernates. Obwohl er in Ulbrichts Alter war, kleidete er sich im Gegensatz zu ihm sportlich und wirkte so zehn Jahre jünger als der Leiter des KK 11. Die Männer schüttelten sich die Hände.
    »Endlich mal eine spektakuläre Sache?«
    Schulterzucken. »Das musst du rausfinden, Norbert.«
    Ulbricht nickte. »Das werde ich. Also - wie beurteilst du die Lage?«
    »Wenn du mich fragst, musste der arme Teufel
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