Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold
Autoren: B McGilloway
Vom Netzwerk:
über unser Unternehmen wünschen könnten, befindet
sich in diesen Mappen, meine Herren.«
    Als wir uns zum Abschied die Hände gaben, kam die Sekretärin nervös mit
einer blauen Schachtel zu uns. Sie reichte sie Weston, der sie öffnete und
hineinsah.
    »Sehr schöne Wahl, Jackie«, sagte er und nickte bewundernd.
Offensichtlich erleichtert, auch diese letzte Aufgabe zu Westons Zufriedenheit
erledigt zu haben, lächelte Jackie und eilte davon. Als Weston mir die
Schachtel reichte, war ich ein wenig bestürzt. »Ich hoffe, sie gefällt Ihrer
Frau, Ben«, sagte er.
    Leicht verwirrt öffnete ich die Schachtel und spürte, wie ich vor
Verlegenheit rot wurde. In der Schachtel lag eine dicke goldene Halskette, von
der ich mir sicher war, dass ich sie zuvor in der Vitrine gesehen hatte, mit
einem Preisschild, auf dem ein Betrag von über dreitausend Euro gestanden
hatte.
    Ich hielt Weston die Schachtel wieder hin. »Danke, Sir, aber das kann
ich nicht annehmen. Es ist … es ist viel zu viel.«
    Doch er nahm sie nicht zurück, die Hände hatte er in militärischer
Manier hinter dem Rücken verschränkt, im Gesicht ein starres Lächeln. »Nein,
ich bestehe darauf, Ben.«
    Mir fiel keine Erwiderung ein, und so dankte ich ihm schließlich für
seine Großzügigkeit. Doch als wir das Gebäude verließen und zu Pattersons Wagen
zurückgingen, hatte ich unwillkürlich das Gefühl, dass ich irgendwie mehr als
nur ein Geschenk für meine Frau angenommen hatte.
    »Meine
Fresse, Devlin«, sagte Patterson, als wir auf die Hauptstraße abbogen. »Das
Scheißding kostet ein Vermögen.«
    »Ich habe
ihn nicht darum gebeten«, verteidigte ich mich.
    »Aber so gut wie«, entgegnete er, teils aus Neid, vermutete ich, weil
er nicht ebenso reich beschenkt worden war. »Jetzt dürfen Sie diesen Besuch
auch nicht vermasseln«, fügte er hinzu, ohne mich anzusehen.
    »Ich?«
    »Sie. Ich übertrage Ihnen die Verantwortung dafür.« Mit einem Nicken
deutete er auf die Schachtel in meiner Hand. »Schließlich hat man Sie schon
dafür bezahlt.«
    Wir
waren erst etwa eine Meile weit gefahren, da näherte sich uns auf der anderen
Straßenseite ein Geldtransporter in Begleitung eines Konvois aus Garda- und
Armeefahrzeugen. Er fuhr in Richtung Lifford, um die Banken für den Gehaltstag
auszurüsten. Als wir gerade am ersten Fahrzeug des Konvois vorbeifuhren, setzte
ein Campingbus, dessen Nummernschild so schlammbespritzt war, dass man es nicht
lesen konnte, zum Überholen der Fahrzeugkolonne an, zog dann vor uns quer über
die Fahrbahn und fuhr in eine unbefestigte Straße neben der Landstraße. Die
Situation war nicht wirklich gefährlich, dennoch vollzog Patterson eine
Vollbremsung.
    »Scheiß
Hippies!«, schrie er und zeigte dem Campingbus, der bereits auf dem Sträßchen
entschwand, den Mittelfinger.
    Während wir noch dort standen, näherte sich ein zweiter Campingbus, der
hinter dem Konvoi geblieben war, blinkte und bog ebenfalls vor uns auf die
unbefestigte Straße ein.
    »Scheiße, wo wollen die denn alle hin?«, fragte Patterson ungläubig.
    »Vielleicht sollten wir das herausfinden«, schlug ich vor, wenn auch
nur, um nicht noch länger mitten auf der Straße stehen zu bleiben.
    Er grunzte, dann bog er ebenfalls in das Sträßchen ein und folgte der
Staubfahne, die der Campingbus vor uns aufwirbelte, in den Kiefernwald hinein,
den ich von Westons Büro aus gesehen hatte. Wir holperten die unbefestigte
Straße entlang, und als wir unter das Blätterdach des Waldes fuhren, wurde die
Luft merklich kühler. Die Stämme und unteren Äste waren völlig kahl, und der
Waldboden war dick mit bräunlichen Kiefernnadeln und -zapfen bedeckt. Ich
kurbelte das Fenster herunter, die Luft roch harzig. Trotz des Motorengeräuschs
konnte ich das Rauschen des Carrowcreel hören.
    Nach der nächsten Kurve hielten wir hinter den beiden Campingbussen an,
die neben diversen anderen Pkws und Lieferwagen parkten und deren Insassen
Zelte und Campingausrüstung ausluden. Zuerst dachte ich, es handelte sich
möglicherweise um eine Gruppe Traveller oder Aussteiger, die hier illegal
zelten wollten. Doch dann fiel mir auf, dass die Leute um uns herum aus
verschiedenen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten stammten. Der zweite
Wagen von vorn wurde beispielsweise von einem Paar mittleren Alters entladen.
Die Insassen des Campingbusses waren tatsächlich Aussteigertypen in
Wollpullovern, mit Dreadlocks, engen Jeans und weiten Stiefeln. Es gab auch
Männer und Frauen, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher