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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Autoren: CJ Lyons
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liegt auf dem Weg.«
    Das stimmte nicht. Der Kirchenfriedhof, auf dem der Gedenkstein an seine Mutter stand – man hatte weder ihre Leiche noch die der anderen Opfer je gefunden – lag mehr als drei Kilometer abseits ihres Weges. Aber so waren die Leute eben hier in New Hope. Ein Drittel der Bevölkerung bestand aus Amischen oder Mennoniten. Landwirte, Kaufmänner und Leute, die ein Leben in der Walachei der Stadt vorzogen, stellten den Rest. Industrie gab es keine, außer den Obstständen und Handwerksmessen, die während der Sommersaison überall aus dem Boden schossen. Nicht, dass sie der Stadt nennenswerte Einkünfte verschafft hätten. Die einzigen Touristen, die in New Hope auftauchten, hatten sich in der Regel verfahren, normalerweise auf dem Weg zu einem Football-Spiel der Penn-State-Universität oder einem Parkplatz-Besäufnis.
    »Nein. Vielen Dank. Ich … ich gehe lieber zu Fuß.«
    »Das verstehe ich.« Sie umfasste seine Hand und steckte ihm einen gefalteten Fünf-Dollar-Schein zu. »Du weißt, dass du mich jederzeit anrufen kannst, wenn du etwas brauchst.«
    Die unerwartete Freundlichkeit überraschte ihn. Er konnte nur wortlos nicken. Er würde sie nicht anrufen. Er besaß kein Telefon. Das konnte man zu leicht lokalisieren, sagte Dad. Obwohl er erlaubt hatte, dass Morgan das Smartphone behielt, das sie im Vorübergehen aus einem Starbucks hatte mitgehen lassen. Es war, als habe er einem Zaubertrick zugesehen. Morgan lachte, erzählte eine Geschichte, fuchtelte mit den Händen umher. Das Telefon lag auf dem Tisch, dann in ihrer Hand, zack, der Reißverschluss des Rucksacks ging zu und das Telefon war weg. Dad hatte gelächelt, so wie er Adam nie anlächelte. Nicht mehr. Immer nur Morgan. Sie war jünger als Adam. Aber in Dads Augen war sie perfekt. Im Gegensatz zu Adam. Nicht mehr lang. Er würde es schon schaffen, dass Dad das merkte. Dass Dad stolz auf ihn wäre.
    »Willkommen daheim, Adam«, sagte Mrs Chesshir noch. Dann setzte sie sich in ihren Wagen und fuhr davon.
    Adam blieb auf dem fast leeren Parkplatz vor dem Safeway stehen. Durch das Loch in seinem Schuh drang noch mehr geschmolzener Schnee. Die Furcht ließ seine Eingeweide erzittern. Nur fünf Minuten in New Hope, und schon ließ er sich gehen. Vielleicht hatte Dad recht. Vielleicht war Adam wirklich ein hoffnungsloser Fall. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er nicht schon immer alles falsch verstanden hatte.

    Abpfiff. Megan rannte von der Seitenlinie zu Lucy hinüber und stellte einen ihrer matschigen Stollenschuhe auf die vordere Stoßstange des Subarus, um ihn zuzubinden.
    »Schön, dass du da bist. Hast du was von Dad gehört?«
    Niemand außer Lucy hätte den sehnsuchtsvollen Unterton in Megans Stimme herausgehört. In Lucys Ohren dröhnte er allerdings so laut wie der Schießstand, wenn die Waffenlizenzen erneuert wurden.
    »Tut mir leid, mein Schatz. Er muss heute wieder bis spät arbeiten.«
    Noch vor zwei Monaten hätte Nick genau diese Worte benutzt, um Lucys ständige Verspätungen zu entschuldigen. Aber dann wurde im Veteranenkrankenhaus das Personal gekürzt, und die überschüssigen Patienten überrannten regelrecht Nicks Privatpraxis. Immer mehr Soldaten waren auf seine Hilfe angewiesen, und er konnte sie einfach nicht abweisen. Megan blickte wieder nach unten und konzentrierte sich auf ihre Schnürsenkel.
    »Okay. Hast du gesehen, wie ich den Elfmeter versenkt habe?«
    »Na klar.« Lucy zog die regennasse und schlammbespritzte Megan schnell zu sich heran und umarmte sie.
    »Ich bin sehr stolz auf dich.« Womit sie nicht das Fußballspielen meinte, Megan wusste das genau. In den vergangenen zwei Monaten war Megan zu Lucys Anker geworden, über den sie Verbindung mit der Außenwelt hielt – und das trotz Lucys stets länger werdender Litanei, dass es verdammt noch mal viele Gründe gab, besser im Haus zu bleiben, alle Türen zu verriegeln und die geladenen Waffen griffbereit zu haben.
    »Was ist los?«, fragte Megan misstrauisch. Wie hielt man etwas geheim vor der Tochter einer FBI-Agentin, die sowohl für verdeckte Ermittlungen als auch Verhörstrategien ausgebildet worden war? Vor einem Mädchen, das obendrein die Tochter eines Psychologen war, der sich auf posttraumatische Belastungsstörungen spezialisiert hatte? Megan war auf so viele Arten ganz wie ihr Vater: extrovertiert, treuherzig, klug, empathisch. Zu schade, dass Nick gerade nicht hier sein konnte.
    »Etwas ist dazwischengekommen. Darum hole ich dich
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