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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde
Autoren: Linda Fairstein
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schlug mit der Hand auf den Tisch und ging zur Tür. »Wir sehen uns in der Pause.«
    Er drängte sich durch den Besucherstrom zum Ausgang, während ich mich mit dem Rücken zu den Zuschauerreihen an meinen Tisch setzte. Schon steuerten fünf Reporter auf Howell zu. Der Bezirksstaatsanwalt Paul Battaglia hatte feste Vorschriften, nach denen uns während einer Verhandlung jeglicher Kontakt zur Presse untersagt war. Lern Howell hingegen würde von jetzt an bis zum Urteilsspruch den Medien immer und immer wieder gezielte Informationen zugunsten seines Mandanten zuspielen, die aber den Geschworenen nicht zu Ohren kommen durften. Ich holte tief Luft und saß ruhig auf meinem Platz, während die Gerichtspolizisten die Leute auf die Sitzreihen verteilten und Ruhe im Saal herzustellen versuchten.
    »Zeitungen unter den Sitz!«, brüllte Tramm die zweihundert Leute an. »Keine Zeitungen oder Bücher, kein Essen, keine Getränke, keine Handys, kein Geflüster.«
    »Erheben Sie sich!«, fuhr Tramm fort. »Der Vorsitzende Richter, der Ehrenwerte Frederick Gertz.«
    Die Tür des Ankleidezimmers öffnete sich und der ernste, ein Meter siebzig große Gertz kam in den Saal und schritt die drei Stufen zur Richterbank hinauf.
    »Guten Morgen, Ms Cooper, Mr Howell.«
    »Guten Morgen, Euer Ehren«, antworteten wir im Duett.
    Jonetta Purvis, die Assistentin des Richters, stand an ihrem Tisch neben dem der Verteidigung. »Sowohl der Angeklagte und sein Verteidiger als auch die Anklägerin sind anwesend. Sollen wir die Geschworenen hereinlassen, Euer Ehren?«
    »Sind Sie beide bereit? Oder gibt es noch irgendwelche Interna zu klären?«
    »Bereit«, sagte ich. Ich schob die Anklageschrift beiseite - das schriftliche Dokument, das Brendan Quillian des »Mordes zweiten Grades und der Verschwörung zur Ausführung des Mordes zweiten Grades« anklagte - und griff zu dem darunterliegenden dicken lila Ordner.
    Artie öffnete die Tür neben der Richterbank. »Die Geschworenen. «
    Die sechzehn Personen - zwölf Geschworene und vier Stellvertreter - betraten einer nach dem anderen den Saal und nahmen in den zwei Bankreihen neben meinem Tisch Platz. Sie wirkten nervös, einige sahen Quillian und Howell an, andere blickten zu mir und dem vollbeladenen Einkaufswagen hinter mir.
    Es war unvorstellbar, dass die Geschworenen den richterlichen Anweisungen Folge leisteten und sowohl Fernseh- als auch Zeitungsberichte über den Fall ignorierten. Ich unterdrückte den Drang, meinen Blick auf die Geschworenen zu richten, um zu sehen, welchen Lesestoff sie dabeihatten. Die gestrigen Abendnachrichten hatten als Aufmacher eine Zusammenfassung der Eröffnungsplädoyers gesendet und die Schlagzeile der heutigen New York Post - Bei Anruf Mord: Auftragsmord an Millionärsgattin - waren sicher auf keiner U-Bahn- und Busstrecke zu übersehen gewesen.
    Ich schlug den Aktendeckel auf und erblickte überrascht eine gelbe Haftnotiz, die auf meiner Frageliste klebte. Es war Lems Handschrift. Er musste mir den Zettel zwischen die Akten geschoben haben, als er mich ein paar Minuten zuvor begrüßt hatte. Alex - versuch dein Bestes. Würdest du dich auch nur an die Hälfte dessen erinnern, was ich dir beigebracht habe, würdest du nicht mit Kate anfangen. Und darunter: Die Show hat begonnen.
    Gertz ließ seinen Blick über die Menge schweifen, bis er die Aufmerksamkeit des gesamten Saals auf sich gezogen hatte, und deutete dann mit seinem Richterhammer auf mich. »Rufen Sie Ihren ersten Zeugen in den Zeugenstand, Miss Cooper.«
    Meine Stimme versagte, als ich aufstand, ich räusperte mich, um im Namen des Staates meine erste Zeugin aufzurufen. Ich brauchte nicht zu Lern hinüberzusehen, um ihn wissen zu lassen, dass er seinen ersten Treffer gelandet hatte.
     
    2
     
    »Würden Sie den Geschworenen bitte Ihren vollständigen Namen nennen?«
    »Ich heiße Katherine Meade. Man nennt mich Kate.«
    Ich lehnte am Geländer am äußersten Ende der Geschworenenbank, um Kate Meade zu zwingen, in meine Richtung zu sehen. »Wie alt sind Sie, Ms Meade?«
    »Vierunddreißig. Ich bin vierunddreißig.«
    Die Geschworenen hatten gesehen, wie sie von Artie Tramm in den Gerichtssaal und in den Zeugenstand geführt worden war. Sie hatten sie beobachtet, als sie im Stehen vor der Assistentin des Richters etwas nervös ihren Eid ablegte. Wahrscheinlich hatten sie auch gesehen, wie sie sich auf die Lippen biss und Brendan Quillian einen Blick zuwarf, den dieser mit einem breiten Lächeln
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