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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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können. Doch was wollte dieser Typ von ihnen? Was hatten sie mit diesen verfluchten Heimen und Pflegeeinrichtungen zu tun? Mit Pfarrern und Pastoren, die ihren Schwanz in ihre Schützlinge stecken mussten?
    Der Mann stieg die Leiter herauf und betrat die Bühne. Über seiner Schulter hing eine Stofftasche. Er blieb ein paar Minuten stehen, musterte Weitz und Sienhaupt mit ernstem Gesicht.
    »Und, gefällt dir, was du siehst?«, sagte Weitz. »Was haben wir mit diesem Scheiß zu tun? Verrat mir das mal.«
    Während der Mann eine Rosenschere aus seinem Stoffbeutel zog, sagte er beiläufig: »Sie werden aufsteigen. Und von dort oben hinuntersehen. Wollten Sie das nicht schon immer?«
    »Hinuntersehen? Ich werde auf dich hinunterkotzen«, sagte Weitz.
    Der Mann lächelte. Mit Predigerstimme sagte er:
    »Doch der Kontakt zwischen den Menschen und Gott ist nicht mehr. Die Zeigefinger fehlen und die Stümpfe bluten.« Er hob die Rosenschere in die Luft und schnippte sie zusammen.
    Peter Sienhaupts Wimmern wurde lauter. Ihm rutschte die Brille von der Nase und fiel auf die Bretter der Arbeitsbühne.
    Der Mann machte drei Schritte von ihnen weg. Er beugte sich zum Brillengestell, hob es hoch und hielt es nachdenklich in der Hand.
    »Kennen Sie die Sixtinische Kapelle in Rom?«, fragte er.
    »Besser, du knallst mich gleich ab, dann muss ich mir wenigstens dieses Gelaber nicht anhören«, sagte Weitz.
    Wieder dieses heisere Lachen.
    »Wissen Sie eigentlich, für welches Monster Sie da arbeiten?«, fragte er.
    »Sienhaupt ist kein Monster.«
    »Den meine ich nicht. Ihr Arbeitgeber, ihr ach so sauberer Arbeitgeber. Staat Deutschland, Deutschland über alles.«
    »Bringt großen Spaß«, sagte Weitz. »Da kann man Leuten wie dir richtig schön in den Arsch treten. Was ist mit deiner Sextinischen Kirche, oder wie das heißt?«
    »Hab’ ich Ihr Interesse geweckt? Kapelle, es ist eine Kapelle.«
    »Ist mir egal. Brauchst du unbedingt uns beide?«
    »O ja«, sagte der Mann. »Und Gott sprach: Lasset uns den Menschen machen … Genesis 1, Vers 26. Sie haben das Bild sicher schon auf irgendeinem Klo gesehen. Gott erschafft Adam. Von Michelangelo.«
    »Die Klos, auf die ich gehe …«
    »Michelangelo zeigt Gottvater, der auf einer Wolke sitzt, seinen Zeigefinger zum Zeigefinger Adams ausstreckt, um ihn mit dem göttlichen Funken zum Leben zu erwecken.«
    »Zum Schluss gibt es Konfirmationsunterricht. Mein Ende hätte ich mir anders vorgestellt«, stöhnte Weitz.
    »Neuroforschung«, sagte der Mann. »Sieht man sich Michelangelos Darstellung Gottes an, dann ergibt sich, und zwar bis in die farblichen Details, ein Gehirn. Verstehen Sie? Umriss, Blutgefäße, alles sieht aus wie ein Hirn. Wenn man nur genau hinsieht.«
    »Gott als Hirngespinst?«, fragte Weitz.
    Je länger er den Mann in ein Gespräch verwickelte, desto mehr Zeit blieb ihnen. Warum nur hatte er Mangold nicht informiert?
    »Keineswegs. Durch unser Hirn können wir Gott sehen, und aus unserem Hirn tritt er hinaus und erschafft. Er wohnt in uns.«
    »Und du schwingst dich auf …«
    »Gottes Wille geschehe«, sagte der Mann.
    *
    Mangold bog vom Schlossplatz in den Werderschen Markt ab.
    Ungefähr 200 Meter vor der Kirche stoppte er den Wagen.
    »Hensen, du bleibst im Wagen und rufst Arlandt an. Er soll ein Sonderkommando schicken.«
    »Sollten wir nicht warten?«, fragte Tannen vom Rücksitz.
    »Wir haben keine Zeit«, sagte Mangold. »Also los.«
    Sie verließen den Wagen und liefen am Kirchengebäude entlang zum gusseisernen Portal. Ein Schild mit der Aufschrift »Wegen Bauarbeiten geschlossen« baumelte am Türknauf.
    Mangold legte das Ohr gegen die Tür, gab dann Tannen mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass nichts zu hören war.
    Er drückte vorsichtig gegen die Tür. Tatsächlich, sie gab nach.
    Mangold zog seine Waffe und lauschte hinein, dann nickte er Tannen zu und zog seine Waffe.
    Gebückt schlüpften sie in den dunklen Kirchenraum. Mangold bedeutete Tannen, hinter einer Säule in Deckung zu gehen. Er selbst stellte sich hinter eine Skulptur, die eine junge Frau darstellte.
    Erst jetzt entdeckte er Sienhaupt und Weitz, die in einem Drahtgeflecht über der Arbeitsbühne schwebten. Hoffentlich ist er noch bei den Vorbereitungen, dachte Mangold. Unbemerkt auf die Arbeitsbühne zu kommen und den Mann zu überwältigen war ausgeschlossen.
    Deutlich erkannte er da oben den Polizeizeichner Stevens, der mit einem Kabel hantierte.
    »Stevens«, rief Mangold, der über
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