Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
Mangold.
    »In der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin Mitte.«
    »Stimmt, Kirche, Beuys, das wäre genau das Richtige für ihn«, sagte Hensen.
    »Ein Werk von Beuys?«
    »Den kann man nicht nachstellen. Ich tippe mehr auf etwas ganz Großes, etwas Prachtvolles«, sagte Hensen.
    Mangold nickte, kurbelte das Fenster herunter und schob das Blaulicht aufs Dach.
    »Friedrichswerdersche Kirche also«, sagte er.
    *
    Das Wimmern kam aus großer Entfernung immer näher, fraß sich Weitz ins Hirn. Unmöglich, die Augen zu öffnen, er wollte zurück, zurück in diese schwarze Stille, in der es kein Jammern gab.
    Die Nadelstiche, die er in seinem Schädel spürte, waren unerträglich. Und dann sein Arm. Was war mit seinem Arm? Das leblose Ding da an seinem Körper konnte unmöglich sein Arm sein!
    Vorsichtig öffnete Marc Weitz die Augen. Über ihm strebten gewaltige Säulen in die Höhe und stützten eine riesige, mit sternförmigen Verzierungen versehene Kuppel. Sonnenlicht drang durch die bunten Fenster und traf seine Augen.
    Er versuchte, seinen Arm zurückzuziehen, doch etwas umkrallte seinen Körper. Weitz kniff die Augen zusammen, öffnete sie erneut und sah direkt vor sich Peter Sienhaupt. Der musterte ihn kurz und begann dann erneut zu wimmern. Beide steckten sie in einem Drahtgeflecht und waren mit Paketband an die Verstrebungen gebunden. Und sie waren nackt.
    »Um Gottes willen«, sagte Weitz.
    »Ein wahres Wort«, sagte der Mann. Er trat zwischen ihn und Sienhaupt.
    »Gottes Wille und der Wille seiner Stellvertreter. Freuen Sie sich, Sie werden Teil eines Größeren. Es wird Fotos von Ihnen geben, Sie werden unsterblich.«
    »Arschloch«, sagte Weitz.
    Der Mann hob die Augenbrauen und beugte sich zu seinem Rucksack.
    Weitz versuchte sich zu orientieren. Der Kerl hatte sie auf eine Arbeitsbühne geschafft und sie mit Drähten an zwei Querstreben befestigt. Sein rechter Arm und der linke von Sienhaupt zeigten aufeinander.
    »Ich brauche noch Werkzeug«, sagte der Mann. »Ich muss Sie um einen Augenblick Geduld bitten.«
    Weitz hörte ein leichtes Knirschen des Gerüsts, dann helle Metallgeräusche. Der Mann stieg die Treppen hinab.
    »Kannst du dich bewegen?«, fragte Weitz.
    Sienhaupt sah ihn aufmerksam an, rüttelte kurz am Drahtgeflecht und schüttelte den Kopf.
    »Hirni, da stecken wir übel in der Scheiße.«
    Weitz drehte leicht den Kopf. Die Bühne mussten Restaurateure aufgebaut haben, die die Säulen instand setzten.
    Ein Geräusch? Weitz drehte den Kopf und erkannte aus den Augenwinkeln Gestalten. Genau dort, wo in einer Kirche sonst das Gestühl aufgebaut war.
    »Hallo!«, rief er hinunter. »Bitte rufen Sie die Polizei!«
    Die Menschen da unten rührten sich nicht. Erst jetzt bemerkte er, dass sie alle weiß schimmerten.
    Er kniff die Augen zusammen und erkannte eine Ansammlung lebensgroßer Skulpturen. Um sie vor Staub zu schützen, hatte man sie mit Plastikfolien umwickelt.
    Weitz entspannte seinen Hals und sah nach oben.
    Die monumentalen Bleiglasfenster über und neben ihm waren geradezu furchteinflößend. Er folgte dem Stahlseil, an dem das Drahtgestell befestigt war. Irgendwo da oben in der bemalten Kuppel endete es. Der Mann wollte sie über den Köpfen der Skulpturen und mitten im Kirchenraum schweben lassen.
    Eine grauenhafte Vorstellung, dass er womöglich so in der Presse erschien. Ein Hamburger Kriminalpolizist hängt nackt mit einem ebenfalls nackten und – wie er jetzt feststellte – leicht dicklichen Genie unter einem Berliner Kirchengewölbe. Selbst wenn das Foto zurückgehalten wurde, waren da ja noch die Berliner Kollegen, die sie so zu sehen bekamen!
    Weitz versuchte mit den Zähnen an das Klebeband zu kommen, mit dem seine Handgelenke am Draht befestigt waren. Aussichtslos. Das Gerüst schwang leicht nach rechts.
    »Hast du eine Idee?«, fragte er Sienhaupt, doch der sah ihn nur aus staunenden Augen an.
    Der Draht fraß sich langsam in sein Fleisch. Besonders an den Oberschenkeln staute sich das Blut.
    »Was meinst du, Hirni, was macht er mit uns? Adern öffnen, erwürgen? Stromschlag vielleicht? Das Gestell spricht für Stromschlag. Keine Sorge, das geht schnell. Es riecht nur nicht so gut.«
    Sienhaupt antwortete mit einem Wimmern.
    Aus dem Kirchenraum hörte er schlurfende Geräusche. Ja, der Mann kam zurück. Und er machte nicht den Eindruck, als würde er sich durch ein Gespräch von seinem Plan abbringen lassen. Weitz dachte an Binkel. Das malende Weichei hätte er umbiegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher