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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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zu sehen«, widersprach Laura. »Der Platz vor dem Bahnhof war leer. Die nächsten Leute, die ich sah, müssten die Mittagsgäste in der Wirtschaft gewesen sein. Die waren sicher harmlos.«
»So wirken Mörder gewöhnlich, und es kann sein, dass auch dieser Beobachterinnen nicht besonders mag. Vielleicht haben Sie etwas gesehen, das wir erst später einordnen können. Der Mörder könnte das aber jetzt schon als bedrohlich empfinden.«
»Sie meinen, dass ich ...?« Jetzt war Laura doch beunruhigt. Nicht, dass sie sofort Angst spürte, aber allein die Vorstellung, dass ihr jemand Übles wollte, gefiel ihr nicht.
Judith Brunner nickte. »Wissen Sie, in diesem Fall scheint alles möglich. Bisher ist es uns nie gelungen, rechtzeitig etwas zu unternehmen.«
»Sie haben das vorhin schon angedeutet. Was ist überhaupt passiert?«, hakte Laura nach.
Die Hauptkommissarin lächelte wieder. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen das später erkläre? Ich muss selbst erst Ordnung in die Geschichte bringen. Dann muss ich heute noch in Waldau mit dem Ortspolizisten sprechen, aufs Gut, die Ahlsens benachrichtigen und mich um ein Zimmer kümmern. Aber ich verspreche Ihnen, alles ausführlich zu berichten, sobald ich die Zeit finde.« Und etwas mehr über dich weiß, dachte sie im Stillen. Sie konnte Laura Perch nicht völlig aus ihren Ermittlungen streichen.
»Verzeihen Sie. Sie haben natürlich recht. Aber darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Wohnen Sie doch bei mir. In meinem Haus ist genug Platz. Sie könnten ein eigenes Zimmer haben, und es ist gemütlich dort.«
Das Angebot kam spontan und war ehrlich gemeint. Doch Judith Brunner war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, mit Laura Perch unter einem Dach zu wohnen. Theoretisch kam sogar auch sie als Täterin infrage. Sie hatte den Toten immerhin gefunden. Und Judith Brunner erinnerte sich genau, dass Laura sich nicht die ganze Zeit auf dem Bahnsteig aufgehalten hatte, sondern für mehrere Minuten aus ihrem Blickfeld verschwunden war, bevor sie mit der Nachricht in die Schalterhalle gestürmt kam. Was, wenn sich herausstellte, dass die Tat erst kurz vorher geschehen war? Hatte Laura Perch den alten Mann ermordet und war dann kaltblütig genug gewesen, das ganze Theater aufzuführen? Es schien ihr zwar unwahrscheinlich, denn ihr ganzes Verhalten offenbarte ehrliche Bestürzung und wirkte absolut authentisch; zudem wies ihre Kleidung keine sichtbaren Spuren auf. Doch vorerst war es eine mögliche Hypothese. Auf der anderen Seite war ihr die junge Frau sympathisch und so bekam Judith Zweifel, ob sie sie nicht durch eine direkte Ablehnung zu stark brüskieren würde. »Wissen Sie, ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen. Ich würde kein rücksichtsvoller Gast sein können: zu den unmöglichsten Zeiten unterwegs, keine pünktlichen Mahlzeiten, viele Telefonate, ungeplante Besucher, von den argwöhnischen Blicken der Dorfbewohner mal ganz abgesehen.«
Laura schmunzelte. »Sie übertreiben, kommen Sie. Ich würde mich freuen.«
»Na gut, Sie haben es so gewollt. Ich kann für nichts garantieren.«

Die Zeit war beim Gespräch schnell vergangen. Sie fuhren gerade am Schweinebusch vorbei, einem kleinen Laubwäldchen vor Waldau, linker Hand zwischen den Feldern, in dem früher die Schweine der Gehöfte weideten. Jetzt gehörten die Eicheln und Bucheckern allein den wilden Artgenossen. Im Frühling wuchsen hier viele Veilchen und Gelbsternchen, sogar Buschwindröschen. Lauras Großeltern hatten angrenzend ein Stück Land besessen, es urbar gemacht und einen kleinen Nutzgarten angelegt. Jetzt war das Land verpachtet und Leute aus dem Dorf bauten hier ihr Gemüse an.
Den Ortseingang von Waldau schmückte rechts eine imposante Fachwerkvilla, gegenüber lag das Haus von Martin Bach, dem Landarzt im Dorf. Schon als Kinder waren er und Laura Freunde geworden, da die Bachs auch aus einer Großstadt stammten und sie viele gemeinsame Interessen hatten. Martin und Laura verband später sogar noch mehr.
Zwei Großbauerngehöfte, beiderseits der Straße gelegen, schlossen sich an; Stallungen, Wohnhaus, Scheunen, Gärten, Garagen – so angeordnet und durch eine Mauer wehrhaft verbunden, als müsste man sich noch immer gegen Angreifer verteidigen können.
Laura bat, nach links abzubiegen und sie fuhren eine holprige, mit Feldsteinen gepflasterte Straße hinauf. Dann wurde schon der Dorfplatz mit der mächtigen Eiche sichtbar. Im Nachmittagslicht war sie in ihrem Herbstschmuck
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