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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
Autoren: Heike Schroll
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Laura, umherzulaufen. Ihr Gepäck ließ sie im Vertrauen auf die Ehrlichkeit ihrer Schicksalsgenossin unter deren Aufsicht stehen und betrat durch eine kleine Pforte im Zaun den Bahnhofsvorplatz. Alles war ruhig, kein Mensch und – leider – auch kein Auto störten die träge Vormittagsstimmung.
Gerade als sie überlegte, ob sie den Fahrkartenverkäufer bitten sollte, ihr ein Taxi zu rufen, entdeckte sie, dass abseits vom Bahnhofsgebäude, an der Mauer im Schatten einer Hecke, ein auf Hochglanz poliertes Auto stand. Sie erkannte den Wagen vom Gut.
Laura winkte dem darin wartenden Mann rasch zu und eilte auf den Bahnsteig zurück, um ihr Gepäck zu holen. Sie wunderte sich zwar, dass Laurenz Heitmann sich nicht am Zug eingefunden hatte, doch ging sie ganz selbstverständlich davon aus, dass es sich um den von Astrid geschickten Wagen handelte. Na ja, wahrscheinlich machte der Fahrer ein Nickerchen und hatte die Ankunft des Zuges verträumt. Heitmann war nicht mehr der Jüngste.
Als Laura sich mit ihrem Gepäck dem Wagen näherte, stieg er immer noch nicht aus, um ihr die Tür oder den Kofferraum zu öffnen. Sie stellte ihre Koffer ab und klopfte geräuschvoll an die Scheibe. Sie wollte ihn wecken, doch er schien fest zu schlafen. Erst als sie energisch die Fahrertür öffnete, wurde ihr klar, dass ihre Bemühungen umsonst sein würden.
Der Mann war offensichtlich tot.

Nicht nur das! Seine Bekleidung wies dunkelrote, feucht glänzende Flecken auf Brust und Schoß auf. Mehr konnte Laura vorerst nicht wahrnehmen. Sie fühlte ihr Herz vor Schreck bis zum Hals schlagen und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie stolperte rückwärts über einen ihrer Koffer und wäre fast gestürzt. Dann rannte sie ins verwaiste Bahnhofsgebäude zurück und rief dem Schalterbeamten durch die Glasscheibe zu: »Hallo! Schnell! Wir brauchen ein Telefon!«
Der schien Lauras Aufregung nicht begreifen zu können.
»Ein Toter! Schnell! Die Polizei!«, drängte sie.
»Wie bitte? Das kann nicht sein. Sind Sie sicher?«
»Da draußen sitzt ein toter Mann im Auto. Er ist voller Blut. Nun machen Sie schon und rufen Sie die Polizei!«, verlangte Laura inzwischen energischer. Von der Begriffsstutzigkeit des Fahrkartenverkäufers zum Handeln gezwungen, stürmte Laura schwungvoll in sein Büro und bemächtigte sich selbst des Telefons. Sie wählte die 110. Die Verbindung war wie immer schlecht und Laura musste sich bemühen, langsam und deutlich zu sprechen: »Hier ist der Bahnhof. Ja, hier in Gardelegen. Auf dem Parkplatz draußen steht ein Auto mit einem toten Mann. Ja, er ist ganz blutverschmiert. Was? Wer ich bin? Mein Name ist Laura Perch und ich bin gerade mit dem Zug angekommen. Ja, nun beeilen Sie sich.«
Der Bahnbeamte schaute sie an, als sei sie verrückt geworden und unternahm überhaupt nichts, außer dass er sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ. Laura fürchtete einen Moment, der Stuhl würde unter dem recht korpulenten Mann zusammenbrechen, doch die filigrane Konstruktion des Möbels erwies sich als äußerst stabil.
Durch ihren Disput und das lautstarke Telefongespräch war die andere Frau auf dem Bahnsteig aufmerksam geworden und kam interessiert heran. »Was ist denn passiert? Kann ich helfen?«
»Ich habe den für mich geschickten Wagen entdeckt und dachte der Fahrer wäre nur eingeschlafen. Aber er ist tot!«, sagte Laura, nun schon etwas ruhiger.
»Tot? Sie meinen ... tot?«
»Ja! Augenscheinlich hat er irgendwo vorn eine große Wunde. Er hat stark geblutet«, berichtete sie.
Ohne ihr weitere Fragen zu stellen, rannte die fremde Frau los und spurtete zum Auto.
Laura war einigermaßen überrascht. Sie war heilfroh, dem Anblick des toten Mannes entronnen zu sein, und diese Frau hatte nichts Eiligeres zu tun, als zum Ort des Verbrechens zu rennen! Dass Leute begierig sind, Katastrophen anzusehen, hatte man ja schon gehört. Doch dass jemand so rasant zum Ort des Geschehens stürzte, hätte sie nicht für möglich gehalten. Eigentlich hatte die Frau doch ganz normal ausgesehen.
Laura setzte sich neben den Bahnbeamten und wollte nun nichts mehr tun, als zu warten, bis die Polizei eintreffen würde. Ihr Urlaub hatte entsetzlich schockierend begonnen.
     
     
    ~ 3 ~
     
    Nach ein paar Minuten kam die Frau zurück und fragte ruhig, aber bestimmt: »Sie haben eben die Polizei gerufen?«
»Ja«, gab Laura Perch zurück.
»Gut. Ich fürchte, wir beide müssen hier nun noch länger verweilen, als wir uns
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