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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Barry Lyga
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sagen. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Er hatte sich vor Jahren mit dem Tod seiner Mutter abgefunden. Es gab jetzt nichts mehr zu sagen.
    Zu seiner Überraschung nickte der Priester jedoch und zeigte an Jazz’ Schulter vorbei. Jazz drehte sich um und sah, wie Howie Gersten, sein bester Freund, vorsichtig nach vorn kam und es dabei geflissentlich vermied, Jazz’ Blick zu begegnen. In seinem schwarzen Anzug mit einer düsteren olivfarbenen Krawatte und trotz seiner siebzehn Jahre bereits zwei Meter groß, sah Howie aus wie eine weißhäutige Version von Baron Samedi, dem skelettartigen Voodoo-Gott der Toten, dessen Bilder Jazz gesehen hatte. Das Sakko war eine Spur zu kurz für Howies grotesk lange Gliedmaßen, sodass ein paar Fingerbreit der weißen Hemdmanschette und des bleichen Handgelenks zu sehen waren.
    » Mein Name ist Howie Gersten « , sagte Howie, als er am Grabstein stand. Jazz wäre beinahe in Lachen ausgebrochen. Alle Anwesenden wussten, wer er war. » Ich kannte Mrs. Dent nicht. Aber ich finde einfach, wenn jemand beerdigt wird, wenn man Abschied nimmt, sollte irgendwer etwas sagen. Und ich schätze, als Jazz’ bester Freund ist das mein Job. « Howie räusperte sich und sah Jazz zum ersten Mal an. » Sei nicht sauer, Alter « , flüsterte er laut genug, dass es alle hörten.
    Gelächter erhob sich unter den Anwesenden. Connie schüttelte den Kopf. » Also, dieser Typ … «
    » Jedenfalls « , fuhr Howie fort, » ist die Sache die: Als Kind wurde ich immer ziemlich viel schikaniert. Ich bin Bluter, deshalb muss ich ständig auf der Hut sein, und wenn man dann noch so eine Bohnenstange ist wie ich, dann ist Ärger schon fast vorprogrammiert. Und ich wünschte, ich könnte euch erzählen, dass Mrs. Dent immer nett zu mir war und freundliche, aufmunternde Worte für mich fand und alles, aber wie gesagt, ich kannte sie gar nicht. Zu der Zeit, als ich Jazz kennengelernt habe, war sie, ähm … schon nicht mehr da. – Aber die Sache ist die … Die Sache ist die … Und ich glaube, es liegt sowieso auf der Hand, aber einer muss es sagen: Wir alle wissen, dass Jazz’ Dad, äh … nicht gerade das tollste Vorbild war. Aber wie ich da eines Tages, als ich zehn oder so war, gerade von ein paar anderen Kindern gepiesackt wurde, kam Jazz daher. Er war kleiner als sie und in der Unterzahl, und es war klar, wenn man ehrlich ist, dass ich keine große Hilfe sein würde … «
    Erneutes Gelächter.
    » Aber Jazz ist einfach auf diese Arschlöcher losgegangen – äh, Verzeihung, Hochwürden. Er ist einfach auf sie losgegangen und hat ihnen den … das Hinterteil vollgehauen, was nicht wahnsinnig christlich ist oder so, ich weiß, aber ich kann euch sagen, in meiner Lage sah es ziemlich gut aus. Und ich schätze, die Sache ist die, und es liegt wie gesagt sowieso auf der Hand: Auch wenn ich Mrs. Dent nie kennengelernt habe, weiß ich, sie muss ein guter Mensch gewesen sein, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass Billy Dent Jazz nicht dazu erzogen hat, hilflose Bluter vor üblen Schlägertypen zu retten. Und das ist alles, was ich sagen wollte. Ich vermisse Sie, Mrs. Dent, auch wenn wir uns leider nie begegnet sind. « Er machte Anstalten, wieder nach hinten zu gehen, ehe er noch einmal innehielt. » Äh … Gott segne Sie und Amen und alles « , fügte er an und eilte an seinen Platz zurück.
    Und dann ließen sie den Sarg in die Erde hinunter. Auf dem Stein stand: JANICE DENT , MUTTER . Keine Daten, da Jazz nicht wusste, wann genau Billy sie getötet hatte.
    Er nahm den Spaten aus der Hand des Priesters entgegen und schaufelte Erde in das Grab. Sie prasselte auf den Sarg.
    G. William, Howie und Connie folgten. Dann traten sie zur Seite, damit die Friedhofsarbeiter die eigentliche Arbeit erledigen konnten.
    Jazz kam erst zu Bewusstsein, dass er auf die Schaufeln starrte, mit denen sie Erde auf den Sarg häuften, der nicht die Leiche seiner Mutter enthielt, als Connie ihn in die Seite stieß. Sie hielt ihm ein Papiertaschentuch hin.
    » Wofür ist das? « , fragte er und nahm es automatisch.
    » Für deine Augen « , sagte sie, und Jazz merkte zu seiner eigenen Überraschung, dass er weinte.

5
    Jazz’ Großmutter wartete auf ihn, als er nach Hause kam. Sie saß in einem Schaukelstuhl auf der Veranda und hatte eine Decke über die Beine geworfen. Rein äußerlich sah sie aus wie jede andere alte Dame, die einen frischen Januartag im Freien genoss.
    » Sie sind da « , flüsterte sie, als Jazz die Stufen
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