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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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der Teilhaber starb. Der Überlebende sollte dann das Recht haben,
die Anteile der Verstorbenen käuflich zu erwerben, und zwar zu einem vorher
vereinbarten Betrag. Doch jetzt, da sie beide tot sind, bin ich mir nicht ganz
sicher, was geschehen wird. Theoretisch, denke ich, sollte aus Ludovics Nachlaß der abgemachte Preis für Chases Anteile bezahlt
werden, das Geld würde dann in Chases Nachlaß übergehen, während Ludovics Erbe Alleineigentümer der Firma werden würde. Sie
folgen mir ?«
    »So
ungefähr«, erwiderte ich. »Aber beginnen wir doch einmal bei Chase. Wer erbt ?«
    »Er
hat offenbar keine nahen Angehörigen«, antwortete Hyland .
»Sein Vermögen geht an einen Vetter in New York .«
    »Und
wie ist es bei Janos ?«
    »Da
erbt die Ehefrau .«
    »Alles?«
    »Alles
bis auf den letzten Pfennig.« Er schien über die Aussicht nicht begeistert.
»Abgesehen von den Firmenanteilen sind da noch das Haus, einige Grundstücke
sowie Wertpapiere. Ein beträchtliches Vermögen.«
    »Wie
beträchtlich ?« bohrte ich.
    »Auf
den Cent genau kann ich Ihnen das natürlich nicht sagen«, erwiderte er, »aber
ich würde schätzen, an die fünfhunderttausend Dollar .«
    »Einschließlich
der Firma?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Für Chases Anteile müßten etwa fünfzigtausend Dollar
aufgebracht werden .«
    »Nina
Janos wird also vierhundertfünfzigtausend Dollar und die Firma erben ?«
    »So
ist es, Leutnant«, bestätigte er trocken.
    »Hätten
Sie Janos für fähig gehalten, einen Mord zu begehen ?« fragte ich, ein anderes Thema anschlagend.
    Er
ließ sich das eine ganze Weile durch den Kopf gehen,
dann nickte er langsam.
    »Ludovic
war ein Mann, der zu allem fähig war, wenn sein Temperament mit ihm durchging.
Ja, ich glaube, er hätte auch einen Menschen töten können, wenn er in Wut
geraten wäre. Dann pflegte er nämlich völlig die Beherrschung zu verlieren. Ich
habe das selbst einige Male miterlebt. Aber er hätte niemals kaltblütig einen
Menschen töten, niemals einen vorsätzlichen Mord begehen können, wenn Sie
darauf hinauswollen, Leutnant .«
    »Kennen
Sie einen David Shepley ?«
    »Ich
bin ihm nur einmal begegnet, glaube ich. Aber ich weiß, daß er und Ludovic viel
zusammengearbeitet haben, bis dann Ludovic die Frau heiratete, die Shepley
hatte heiraten wollen .«
    »Janos
hat sich das Leben entweder deshalb genommen, weil er Chase und einen Mann
namens Anderson ermordet hatte und wußte, daß er überführt war«, bemerkte ich.
»Oder weil er überzeugt war, daß man ihm auf gewisse Art zwei Morde in die
Schuhe geschoben hatte, an denen er schuldlos war, und meinte, daß es für ihn
keinen Ausweg mehr gab.«
    »Ich
wünschte, er hätte mich vorher angerufen .« Hyland seufzte. »Ich bin zwar kein Strafrechtler, aber
vielleicht hätte ich ihn daran hindern können, diese Dummheit zu begehen .«
    »Ich
habe es versucht«, sagte ich, »aber es half nichts. Nehmen wir einmal an, die
zweite Vermutung wäre richtig und Janos war tatsächlich unschuldig — wer hätte
davon profitiert, ihn in Mordverdacht zu bringen und in den Tod zu treiben ?«
    Er
zuckte die Achseln. »Seine Witwe.«
    »Sonst
noch jemand?«
    »Wenn
wir von finanziellem Gewinn sprechen, niemand«, erklärte er entschieden. »Aber nicht
für jeden Menschen ist Geld ja das höchste Gut, nicht wahr? Es gibt andere
Motive. Rache, zum Beispiel.«
    »Kennen
Sie jemanden, der in diese Kategorie passen würde ?«
    »Shepley
vielleicht.« Er lächelte. »Sie haben eine ungeheuer beredsame Art, Leutnant.
Wenn ich nicht aufpasse, werde ich Ihnen noch Einzelheiten über mein Liebesleben
anvertrauen .«
    »Können
Sie mir noch irgend etwas berichten, was mir
vielleicht weiterhelfen könnte, Mr. Hyland ? « fragte
ich ohne Hoffnung.
    »Nichts.«
Die Finger der rechten Hand trommelten auf den Schreibtisch. »Doch, Augenblick.
Etwas ist da noch. Ob es von Belang ist, weiß ich allerdings nicht. Ludovic
hätte eigentlich schon vor sechs Monaten sterben sollen, aber der Befund
stellte sich als Fehldiagnose heraus .«
    »Würden
Sie mir das genauer erklären ?« fragte ich.
    »Man
teilte ihm mit, er hätte ein Karzinom und höchstens noch sechs bis zwölf Monate
zu leben. Unglaublicherweise jedoch erwies sich das als Irrtum. Das Karzinom
entpuppte sich als gutartiger Tumor, doch Ludovic erfuhr das erst, als er es
riskierte, sich operieren zu lassen. Der Arzt, der die Fehldiagnose gestellt
hatte, zog unmittelbar nach der erfolgreichen Operation an die Ostküste
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