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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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du über ihn?«
    Jeremy runzelte die Stirn. »Jack the Ripper?«
    »Viktorianischer Serienmörder«, erklärte ich. »Hat mehrere Prostituierte umgebracht –«
    »Fünf Frauen in Whitechapel im Herbst 1888«, sagte Jeremy. »Ich weiß, wer er war, Elena.«
    »Offensichtlich«, sagte ich. Ich versuchte, nicht überrascht zu klinen, aber Jeremys Mundwinkel zuckten.
    »Kommt ins Arbeitszimmer«, sagte er. »Ich bin nicht gerade ein Experte bei dem Thema, aber ich sehe mal, ob ich euch ein bisschen auf die Sprünge helfen kann … wenn ihr mir erzählt habt, was das mit Xaviers Gefallen zu tun hat.«
     
    Jeremy half uns nicht nur »ein bisschen auf die Sprünge«, er brachte uns sogar bis ans Ende der Fährte und noch ein Stückchen darüber hinaus. Ich nehme an, ich hätte das wissen sollen. Wie Clay gesagt hatte, Jeremy liebte ungelöste Rätsel, und es gab wohl wenige Kriminalfälle mit mehr offenen Fragen und Theorien als den Fall Jack the Ripper.
    Erst gab Jeremy uns einen Abriss der Einzelheiten. »Und dann waren da die Briefe«, sagte er, während er die Füße auf die Ottomane legte. »Hunderte von Briefen, adressiert an verschiedene Polizeibeamte und an die Presse.«
    »Ich dachte, das machen nur moderne Killer«, sagte ich. »Eine Korrespondenz mit einem Reporter anfangen, in der Hoffnung, mehr Platz auf der Titelseite zu kriegen, das eigene Verbrechen ins Rampenlicht zu stellen.«
    »Durchaus möglich, dass er genau das wollte«, sagte Jeremy. »Er war einer der ersten Verbrecher, die sich der Medien zu bedienen wussten. Aber es ist viel wahrscheinlicher, dass der größte Teil der Briefe nicht von ihm stammte. Hätte er die wirklich alle selbst geschrieben … dann hätte ihm das Handgelenk wahrscheinlich so weh getan, dass er mit seinem Messer nicht mehr viel hätte anrichten können.«
    »Trittbrettfahrer«, sagte ich. »Leute, die auch ein bisschen was von seinem zweifelhaften Ruhm abhaben wollten.«
    »Wahrscheinlich war das die Ursache für die meisten dieser Briefe. Obwohl man auch vermutet, dass einige von Journalisten selbst geschrieben worden waren, aus Frust darüber, dass es zwischen den einzelnen Morden kaum berichtenswerte Ereignisse gab.«
    »Als Nächstes werden sie sagen, dass der Ripper selbst Journalist war und getötet hat, um die Verkaufszahlen hochzutreiben«, murmelte ich.
    »Weißt du, die Zeitungsauflagen sind in dieser Zeit tatsächlich extrem in die Höhe geschnellt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dieser Brief, den Xavier will, er ist also eine Fälschung?«
    »Vielleicht. Andererseits … Stell dir vor, du wärst der Mörder. Jemand anderes schreibt an die Presse oder die Polizei und behauptet, er sei du. Dutzende von Leuten, die ihre Briefe mit deinem Namen unterschreiben, ihre Worte in Zeitungsartikeln lancieren, in denen eigentlich du zitiert werden solltest.«
    »Identitätsraub auf Viktorianisch. Man würde das aufklären wollen. Also schickt man echte Briefe, die beweisen, dass hier der wahre Killer am Werk war.«
    Jeremy nickte. »Es hat drei Briefe gegeben, von denen viele geglaubt haben, sie wären echt. Der erste davon wurde an die Central News Agency geschickt und scheint Hinweise auf einen Doppelmord zu enthalten, der wenige Tage später begangen wurde. Der zweite wurde an die gleiche Adresse gesandt und bezieht sich auf den ersten Brief. Er enthält Details der Verbrechen, die noch nicht an die Zeitungen weitergegeben worden waren. Aber es hat auch Zweifler gegeben, Leute, die glaubten, die Andeutungen im ersten Brief wären zu vage gewesen, und die Details im zweiten hätten auch von einer kundigen Quelle stammen können. Zwei Wochen später traf ein dritter Brief ein, dieses Mal adressiert an den Vorsitzenden des Whitehall Vigilance Committee.«
    »Der
From-Hell
-Brief«, murmelte ich.
    »Benannt nach der Absenderadresse auf der Rückseite des Umschlags:
From Hell.
Mit dem Brief kam eine halbe menschliche Niere, und einem der Opfer fehlte tatsächlich eine Niere. Untersuchungen haben ergeben, dass sie von einer Frau etwa im Alter des Opfers stammte, aber genauere Aussagen waren zu dieser Zeit noch nicht möglich, und so konnte nie mit Sicherheit gesagt werden, ob der Brief eine Fälschung war oder nicht. Der Mann, der ihn jetzt kaufen will, ist offensichtlich von seiner Echtheit überzeugt. Aber für uns ist die Tatsache wichtig, dass der Brief existiert und dass er tatsächlich, wie Xavier behauptet, verlorengegangen ist.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Er
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