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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë
Autoren: Antonia Kerr
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Frauen- und Marihuana-Abhängigkeit verließ.
    Â»Störe ich Sie auch nicht?«, fragte ich.
    Â»Sie stören mich doch nie, Richard. Was ist los?«
    Â»Ich bin verliebt. Ein einziger Alptraum ist das.«
    Â»Immer noch in dieses Kind?«
    Â»Ich wechsle sie ja nicht alle Tage.«
    Â»Gut.« Ich vernahm das Kratzen der Feder auf dem Papier. »Hatten Sie Träume in der letzten Zeit?«
    Â»Ja, wie jeder andere auch. Inwiefern soll mir das weiterhelfen?«
    Â»Es wird Ihnen helfen.«
    Â»Also gut, letzte Nacht hatte ich einen Traum.«
    Â»Wie sah der aus?«
    Â»Es war merkwürdig. Ich befand mich in einem dunklen Gang mit einem Licht am Ende. Diesen Traum habe ich schon hundertmal geträumt, mit dem Unterschied allerdings, dass ich diesmal bis ans Ende, hinter das Licht gegangen bin.«
    Â»Und was war hinter dem Licht?«
    Â»Ein großer Donut, ein Riesendonut.«
    Â»Ach ja? Und was haben Sie mit dem Donut angestellt?«
    Â»Ich habe reingebissen; eine innere Stimme sagte mir, ich hätte keine andere Wahl.«
    Â»Und woraus bestand dieser Donut?«
    Â»Ist das wirklich wichtig?«
    Â»Alles ist wichtig.«
    Â»Was weiß ich; es war doch bloß ein Traum und keine kulinarische Verköstigung.«
    Nach einem ausgedehnten Schweigen sagte Hawthorne schließlich:
    Â»Ich denke, wir sollten bei diesem Donut noch ein bisschen tiefer graben. Ich glaube an die Philosophie des Donuts; übrigens, Sie sollten sich heute einen kaufen gehen.«
    Â»Machen Sie Witze?«
    Â»Keineswegs.«
    Â»In Ordnung, wird gemacht. Nebenbei bemerkt, wie geht es eigentlich Ihrer Frau? Hat sie Sie verlassen?«
    Â»Sie hat sich für ein Ultimatum entschieden. Ich habe drei Monate Zeit, um ihr zu beweisen, dass ich nichts Verbotenes mehr rauche – glücklicherweise hat sie einen tiefen Schlaf, sie glaubt wirklich, ich hätte ihr gegenüber Zugeständnisse gemacht. Aber was soll ich tun? Ohne mein Kraut bin ich gar nichts!«
    Â»Sobald sie Sie verlassen hat, würde ich Sie gern heiraten.«
    Â»Auf welcher Seite des Bettes schlafen Sie?«
    Â»Auf der rechten.«
    Â»Wunderbar; ich liege links.«
    Â»Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. Hat Freud nicht irgendeine Theorie dazu auf Lager?«
    Â»Ich könnte sie ja noch erfinden.«
    Wir scherzten noch eine Weile, und danach ging ich wieder zu Zoë. Ihr Gesicht war von einem wilden Haufen glatter Haare eingerahmt, für den bestimmt ein innerer Wirbelsturm verantwortlich war, oder ein erotischer Traum mit dem Puerto-Ricaner, den ich für sie erfunden hatte. Ich ließ die Details ihres wunderbaren Körpers auf mich wirken, so fasziniert war ich von dieser schlaftrunkenen Kreatur, von der Anmut ihrer Lenden sowie aller Kurven und Rundungen, die sie zu bieten hatte. Hätte ich sie auch ohne diese herrliche Verpackung geliebt? Männer lassen sich von einem Blick, hübsch geschwungenen Lippen, festen, üppigen Brüsten einfangen. Da unterschied ich mich auch nicht von anderen – ich bin eher noch schlimmer.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch und verfasste den Brief, der mir schon lange im Kopf herumging und in dem ich Zoë sagte, ich hätte zu einer anderen Zeit auf die Welt kommen und sie kennenlernen sollen. Ich deponierte den Umschlag und zwei Bündel Geldscheine auf dem Kopfkissen, packte meinen Koffer, fesselte Francis anschließend mit dem doppelseitigen Klebeband und legte ihn auf den Rücksitz des Cadillacs. Ich ließ das Reh auf den Hügeln von Santa Ana frei, einer Stadt, die eigentlich nicht auf meiner Route lag, da ich ja unterwegs nach Kanada war.
    Ich hatte mich bis an die Grenze zu Mexiko verirrt. Ich parkte den Cadillac vor dem lächerlichen amerikanischen Grenzzaun aus Drahtgeflecht, in das die
Chicanos
Löcher geschnitten hatten, die vom Bundesstaat wieder notdürftig geflickt worden waren. Am Gitter festgekrallt, machten sich ein paar kleine Jungen über mich lustig, als ich den Versuch unternahm, die Straßenkarte auf der Motorhaube des Cadillacs auszubreiten. Ich ließ Renatos Lieblingsspruch ›
Va’ fanculo
‹ vom Stapel, weil ich mir sagte, dass Italienisch und Spanisch verwandte Sprachen seien, doch deshalb verschwanden sie noch lange nicht. Als ich den Jungen ein Stück meines Hotdogs durch den Zaun reichte, hätte mich fast ein Bulle festgenommen, mit dem Argument, es handele sich hier um einen
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