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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition)
Autoren: Mila Herbst
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Aufräumen von Natalies Sachen in der Wohnung oder im Büro helfen. Das erfordere seelische Kraft und ich wüsste, wie hilfreich es wäre, wenn jemand anderes diese Aufgabe übernahm. Ganz nebenbei fragte ich, ob sie ein Ferienhäuschen oder desgleichen in der Nähe besäßen, wo man irgendwann auch Natalies Sachen zusammenräumen müsste. Ein Ferienhaus haben sie nicht, aber neulich hätte seine Schwiegermutter erwähnt, dass Natalie sich angeblich um den Schrebergarten einer Freundin gekümmert und des Öfteren dort viel Zeit verbracht hätte. Ich begann in ihrem Freundeskreis zu schnüffeln und bekam heraus, wo die Laube lag. Ich wurde von dieser Frau, dieser Sophia, in flagranti ertappt, als ich dort einbrach. Sie stellte mich zur Rede und wollte schon die Polizei rufen. Was sollte ich denn tun?«
    Wenn du jetzt von mir Mitleid erwartest, da kannst du lange warten.
    » Das war die Pächterin und eine gute Freundin von Natalie.«
    »Ich weiß. Ich wollte ihr nichts tun, aber sie ließ mir keine andere Wahl. Und dann tauchten Sie auf und tischten mir eine Lüge auf. Warum sollte Natalie einen Ordner samt Heft bei Ihnen vergessen haben, wenn sie es doch gut aufbewahren wollte?« Plötzlich schaute sie mich scharf an. »So, und jetzt reicht's. Ich habe mich dazu verleiten lassen, Ihnen alles zu erzählen. Jetzt sind Sie dran.« Sie zeigte auf Bodos Computer. »Geben Sie mir sofort das Passwort!«
    » Ich kenne es nicht. Das ist nicht mein Computer. Ich meine, natürlich ist es mein Computer, schließlich ist das mein Büro, aber ich benutze ihn nicht. Mein Assistent arbeitet mit ihm und ich kenne sein Passwort nicht.«
    » Willst du mich für dumm verkaufen?« Ihre Stimme war jetzt messerscharf. »Du bist die Chefin und kannst nicht einmal in deinen eigenen Computer rein?«
    » Wie gesagt, das ist nicht ...«
    » Hör damit auf!«, schrie sie laut in mein Gesicht. »Entweder du gibst mir sofort das Passwort, oder ich zerstöre hier alles!«
    Schau dich doch um, hast du das nicht schon längst?
    » Ich versichere Ihnen, ich sage die Wahrheit. Und es gibt auch keine Kopien mehr.«
    » Natürlich: Du hast diese Liste gedruckt und dann die Datei sofort gelöscht. Das ist ja auch üblich so«, spottete sie, während sie mir die gedruckte Liste vor der Nase hielt. »Gut, da du es nicht anders willst ...«
    »Was machen Sie jetzt?« , rief ich ihr hastig zu, als sie die Blätter mit der Liste auf Bodos Tisch zusammenlegte und sie mit dem Feuerzeug anzündete.
    »Nach was sieht es denn aus?« Ihre Augen blinzelten erregt. »Du bist erschöpft, leidest unter Überarbeitung, du kannst nicht mehr so weiter leben, willst mit allem abschließen ...«
    »Damit kommen Sie nicht durch!« , bellte ich sie an und verfluchte mich innerlich, dass ich nicht auf Bodo gehört und Rauchmelder im Büro installiert hatte.
    Das Feuer hatte schon fas t die komplette Liste in Asche verwandelt, und sie entflammte das Feuer erneut, indem sie weitere auf dem Boden zerstreute Blätter auf den Tisch verteilte.
    »Ich bin gefesselt, das wird die G erichtsmedizin auch feststellen!«
    »Na und? Und wenn schon ... Alle Beweise, die mich belasten könnten, werden in einem Meer aus Schutt und Asche verschwinden. Und genau das werde ich jetzt auch tun: verschwinden. Aber vorher ...«
    Ehe ich mich versah, stopfte sie mir mit zerknülltem Papier gewaltvoll den Mund zu. Ich konnte meinen Würgereiz nicht zurückhalten, schmeckte Teile des Essens, das in meine Kehle hochkam. Ich versuchte zu husten und mit der Zunge das Papier loszuwerden, aber es klappte nicht.
    Das Feuer versch lang mit hoher Geschwindigkeit alles, was auf dem Tisch lag und begann, sich langsam auf dem Boden auszubreiten.
    »Adieu, meine Teure . Machs gut.«
    Mit dem schwarzen Heft in den Händen und ein em kranken Lächeln im Gesicht begab sich die Irre zum Ausgang meines Büros.
    Ich hörte nur noch das vertraute Knarren der Tür, als sie leise hinter ihr zufiel.

Donnerstag
     
    Wieder einma l erwachte ich innerhalb kurzer Zeit von einer Bewusstlosigkeit. Diesmal saß ich jedoch nicht gefesselt auf einem Stuhl in meinem Büro, sondern lag in einem Bett. In einem Krankenhausbett. Auf meiner Nase, eine Sauerstoffmaske, und am Arm einen Schlauch, der mich mit einer Infusion aus einem Tropf versorgte. Bei jedem Atemzug schmerzte mein Brustkorb, und beim Versuch, meine Gliedmaßen zu bewegen, spürte ich wie versteift diese waren. Aber ich konnte sie bewegen. Das war schon mal beruhigend. Das
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