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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition)
Autoren: Uwe Laub
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offenbarte Ungeheuerliches. Auch wenn ihr viele Zusammenhänge noch unklar waren, wusste sie: Diese Akte barg genügend Sprengstoff, um einige der mächtigsten Männer der Welt hochgehen zu lassen. Und noch mehr. Viel mehr.
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Die Frage, weshalb Franklin diese Unterlagen benötigte, quälte sie mehr denn je. Doch eines wusste sie nun mit Sicherheit. Von dem alten Mann selbst würde sie es nicht erfahren. Niemals konnte Emma ihrem Mentor gestehen, all dies gelesen zu haben. Niemals würde sie Leland Franklin auf den Inhalt dieser Akte ansprechen, in der mehrfach sein Name erwähnt wurde – in Zusammenhang mit kaltblütigem, vierfachem Mord!
    5
    Emma saß hinter dem Schreibtisch ihres Büros und starrte auf den Computermonitor. Gedankenverloren schwenkte sie ihren Kaffeebecher im Kreis. Seitdem sie aus dem Archiv zurückgekehrt war, suchte sie im Web nach Informationen, die ihr den Inhalt der Akte konkretisierten. Ziemlich aussichtslos. Sie stieß zwar auf seitenweise wissenschaftliche Abhandlungen, nur zu der Bohrinsel schien es keine Informationen zu geben. Genauer gesagt, keinen Hinweis auf irgendwelche Todesfälle, die sich dort auf den Plattformen ereignet hatten.
    Genervt stöhnte sie auf, als Tom Holyfields Konterfei auf dem Monitor aufpoppte. Sie verdrehte die Augen und ignorierte seinen Anruf, um ihren Suchagenten so rasch wie möglich neu zu programmieren. Eine Minute später drückte sie ENTER und lehnte sich zurück. Endlich gab auch Tom den Versuch auf, sie zu erreichen.
    Während sie wartete, warf sie einen Blick auf die Nachrichtenmonitore an der Wand, wo über Klimaflüchtlinge aus Bangladesch berichtet wurde, die trotz Einreiseverbots zu Hunderttausenden über die Grenzen Indiens strömten. Das indische Militär versuchte, die Massen mit Waffengewalt aufzuhalten, doch wohin sollten diese Menschen sonst ausweichen? Ihre Heimat existierte nicht mehr.
    Emma hatte genug gesehen, schaltete die Monitore aus und betrachtete den Kaffeebecher, auf dem ein einzelnes Wort stand. Meredith . Emma spürte die altbekannte Traurigkeit aufkommen. Sie verdrängte die schmerzhaften Erinnerungen und konzentrierte sich wieder auf das, was sie entdeckt hatte.
    Franklin. Der Name genügte, um ihren Puls zu beschleunigen. Er höchstpersönlich hatte die Beschaffung der Akte angeordnet und darüber absolutes Stillschweigen verlangt. Ein klares Indiz dafür, dass er über ihren Inhalt Bescheid wusste. Also auch, dass sein Name darin auftauchte. Tatsächlich? Wusste er das wirklich? Bestand nicht auch die Möglichkeit, dass Franklin, ebenso wie sie selbst, nur einen Befehl höherer Instanz ausführte, ohne die wahren Hintergründe zu kennen? Vielleicht hatte er ja tatsächlich keine Ahnung, welche Informationen diese Akte enthielt. Emma erinnerte sich an seinen gehetzten Gesichtsausdruck, was wiederum dafür sprach, dass er Bescheid wusste. Aber hätte er sich in diesem Fall nicht selbst darum gekümmert? Weshalb hatte Franklin ausgerechnet sie mit dieser Aufgabe betraut?
    Emma sprang von ihrem Stuhl auf. Sie verschränkte die Hände hinter dem Nacken und begann, in ihrem Büro auf und ab zu gehen. Sie wusste, sie hätte Franklin die Akte ohne jeden Kommentar überreichen und das Gelesene einfach vergessen sollen. Nur die Tatsache, dass sie im Web bisher nicht den geringsten Hinweis auf die in der Akte beschriebenen Vorgänge gefunden hatte, hielt sie noch davon ab. Franklins Vertrauen zu missbrauchen war ihr zuwider. Emma kannte sich jedoch gut genug, um zu wissen, dass sie keine Ruhe finden würde, bevor sie nicht herausgefunden hatte, ob ihr Mentor und Vorgesetzter tatsächlich ein Mörder war.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Emma, bist du da?«
    Sie seufzte. Fast hatte sie erwartet, dass Tom bei ihr auftauchen würde, nachdem sie ihn vorhin weggedrückt hatte. Sofort fiel ihr Blick auf die Akte auf ihrem Schreibtisch. Falls Tom deren Top-Secret-Vermerk entdeckte, würde er Fragen stellen. Hektisch sah sie sich um. »Einen Moment!«
    Sie schnappte sich den Ordner, schob diesen in einen kleinen Rollschrank und sprach einen neuen Zahlencode in das Digitalschloss. Für den Moment sollte das genügen.
    Sie umrundete ihren Schreibtisch und entriegelte per Knopfdruck die Tür.
    Sofort streckte Tom Holyfield seinen hochroten Kopf herein. »Menschenskind, Emma, wo steckst du nur den ganzen Tag? Ich erreiche dich seit Stunden nicht.«
    Rasch schlüpfte er in ihr Büro. »Wo zum Henker warst du? Dein
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