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Blood Empire - Widergänger

Blood Empire - Widergänger

Titel: Blood Empire - Widergänger
Autoren: Alfred Bekker
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dann wägen wird."
    Der Prediger wandte den Kopf in Richtung der Gemeinde. "Betet, Brüder und Schwestern! Fasst euch bei den Händen und betet! Euer Glaube ist es, die die Kraft des Herrn herbeiruft!"
    Die Menschen fassten sich bei den Händen.
    Chase sah sich befremdet um.
    Da waren eiskalte Yuppies aus der Wall Street, für die sonst nur Chartanalysen und Renditen zählten. Hier wurden sie zu gläubigen Kindern und standen neben Leuten, die vielleicht Bauarbeiter oder Kindergärtnerin waren. Alle vereint in dem Glauben, dass Moses Jordan Tote erwecken konnte. Durch die Kraft Gottes. Die Wiederauferstehung des Fleisches.
    "Komm, lasst uns gehen", meinte Chase und musste sich dabei Mühe geben, den wieder zum Crescendo anschwellenden Gospel-Chor zu übertönen.
    "Hey, Mann! Wieso denn?", maulte Fred Lazarre. "Ich will jetzt sehen, ob die Leiche wirklich redet!"
    "Und ich will wissen, wo die Garderobe dieses Moses-Verschnitts da unten ist, damit wir ihn abpassen können!"
    "Moment noch!" Auch Joe Carlito war von dem Geschehen auf der Bühne vollkommen fasziniert. "Die Lady da unten ist genauso tot wie wir!
    Vielleicht sollten wir uns auch mal eine Spezialbehandlung von Mr. Jordan gönnen!"
    "Sehr witzig, Joe!"
    Von den Leuten in der Sitzreihe vor ihnen ernteten sie ein paar vernichtende Blicke. Wie konnte jemand nur im Angesicht eines Wunders so wenig Andacht zeigen. Sie warteten noch ab, bis die tote Lady ihr Reuebekenntnis abgelegt hatte. Dann verließen sie das Auditorium. Es war nicht schwer, den Weg zur Garderobe des Star-Predigers zu finden.
    Zwei Security Guards bewachten den Weg dort hin.
    "Hey, was wollt ihr hier!"
    Einer der beiden zog seinen Revolver.
    Joe Carlito stürzte sich auf ihn, verpasste ihm einen Schlag, der ihn tödlich getroffen zu Boden gehen ließ. Fred Lazarre nahm sich den anderen vor und schaltete ihn aus.
    "Das war knapp!", meinte Joe. "Wenn der Kerl einen Schuss abgegeben hätte, wär's eng für uns drei geworden."
    Chase nickte.
    "Scheint so, als könnte man sich immer noch auf euch verlassen!"
    "Was hast du denn gedacht!"
    "Jetzt seht mal zu, dass ihr ein unauffälliges Plätzchen für die Leichen findet! Und dann..."
    Joe und Fred sahen Chase mit gerunzelter Stirn an.
    "Was - und dann?", hakte Joe Carlito nach.
    "Dann zwängt ihr euch in diese Uniformen! Sicher ist sicher..." Joe seufzte schwer. "Schon lange her, dass ich das letzte Mal eine Hose mit Bügelfalte getragen habe!"
    "Na, dann wird's ja wieder mal Zeit!", war Chase' Erwiderung.
    *
    Gabriel fühlte ein tiefes Unbehagen. Schon bei Beginn der Veranstaltung hatte er ganz flüchtig ein Gedankensignal wahrgenommen, das ihm irgendwie verdächtig vorgekommen war. Er konnte nicht genau sagen, wieso. Und ob es letztlich sein schwache telepathische Begabung oder eine Art innerer Gefahreninstinkt gewesen war, der sich da bei ihm gemeldet hatte, konnte er auch nicht mit Bestimmtheit sagen. Dafür befanden sich einfach zu viele Menschen in der Thomas Jefferson Memorial Hall von Yonkers, deren Gedankenströme jede gezielte telepathische Wahrnehmung völlig unmöglich machten. Und für jemanden, bei dem diese Begabung nur schwach ausgeprägt war, galt das im Besonderen.
    Gabriel saß mitten im Publikum, beobachtete die Show, die Moses Jordan auf der Bühne brachte.
    Eine Show, die ohne Gabriels okkultes Wissen überhaupt nicht möglich gewesen wäre.
    Moses Jordan - oder der Komori, der inzwischen seinen Platz eingenommen hatte - spielte eine entscheidende Rolle in seinen Plänen. Gabriel wollte Macht. Und so sehr er die Sterblichen auch verachtete - er brauchte auch Macht über sie, wenn er auf dieser Welt Fuß fassen wollte. Und dazu war Moses Jordan genau das richtige Mittel. Ein Mann, der gewusst hatte, wie man Menschen einfing. Der Komori, der Jordans Körper kopiert hatte, war bereits zu einer fast perfekten Zweitversion des Predigers geworden. Mit Hilfe einiger Rituale hatte er dafür gesorgt, dass nicht nur Bewusstseinsreste, sondern das komplette Wissen des Predigers in den Komori übergegangen war. Dass dieses Wesen aus dem Limbus manchmal noch Probleme in der perfekten Beherrschung der Gesichtsmuskulatur hatte, ließ sich durch eine geschickte Beleuchtung wettmachen. Nein, an der Show, die der Moses Jordan-Komori lieferte, gab es nichts herumzumäkeln. Er machte seine Sache perfekt. Besser, als Gabriel es in seinen kühnsten Träumen erwartet hatte.
    Der Sarg mit der armen Elizabeth wurde von der Bühne getragen. Für einen
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