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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
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Al?«
    »Nein, danke«, sagte ich. »Auch
wenn ich keine Angst haben muß, auf ihr Kleid zu treten, werde ich
wahrscheinlich straucheln, wenn wir direkt vor einem offenen Fenster stehen.«
    »Und das im vierten Stock?
Gespenstisch!« Sie schauderte gekonnt. »Wie wär’s mit einem Spiel? Sind Sie gut
darin?«
    »Nur im Dunkeln«, sagte ich
erwartungsvoll.
    »Ich kenne ein großartiges
Spiel, eine Version von Scharaden.« Ihre Stimme klang aufrichtig begeistert.
»Sie setzen sich auf die Couch und dürfen nicht herschauen, bis ich es Ihnen
erlaube. Dann müssen Sie raten, wer oder was ich bin.«
    Ich starrte sie ein paar
Sekunden lang an. »Sie haben wohl nicht alle Tassen im Schrank?«
    »Es macht Spaß, ehrlich!« Sie
gab mir einen leichten Schubs. »Gehen Sie und setzen Sie sich, Al. Es wird
nicht lange dauern, bis ich so weit bin; ich verspreche es Ihnen.«
    »Okay, Liz.« Ich zuckte die
Schultern. »Ich habe ja nichts weiter zu verlieren als meinen Verstand.«
    Die nächsten zwei Minuten über
saß ich pflichtschuldigst auf der Couch und starrte an die gegenüberliegende
Wand. Der Scotch war hilfreich, denn nach den ersten dreißig Sekunden kam mir
plötzlich der häßliche Gedanke: Wie, wenn sie nun wirklich verrückt und im
Augenblick damit beschäftigt ist, das kleine Beil zu schärfen, das sie in ihrer
Handtasche bei sich getragen hat, bereit, es mir in den Schädel zu graben? Und sofort
sah ich mich in Doc Murphys Eingangsflur stehen, die Arme für alle Ewigkeit
ausgebreitet.
    »Jetzt bin ich fertig, Al«,
sagte die Altstimme hinter mir. Ich stand von der Couch auf und wandte mich Liz
zu. Das Porträt war lebendig geworden. Sie stand da, pudelnackt, und lächelte
mich über den Rand ihres Glases hinweg an. Der Schwung ihrer vollen Brüste
endete in dunkelkorallenroten Spitzen, und die Eieruhreinbuchtung ihrer Hüften
war ein schneeiges Entzücken. Sanfte Glut lag in ihren Augen, während sie meine
Reaktion beobachtete.
    »Jetzt«, sagte sie heiser,
»müssen Sie raten, was ich bin?«
    »Drängen Sie mich nicht.« Ich
mimte eine Weile den tief Nachdenklichen und schnippte dann aufgeregt mit den
Fingern. »Ich hab’s — Sie sind eine nackte Säuferin. Stimmt’s?«
    »Sehr komisch!« Sie warf mir
das leere Glas zu, und ich erwischte es gerade noch, bevor es auf den Boden
fiel. »Sie haben recht, Al, im Spielen sind Sie nicht besonders gut.« Sie nahm
ihr Höschen vom Stuhl neben ihr, trat hinein, zog es über die Hüften hoch und
ließ das elastische Gummiband zurückschnellen. Es handelte sich um ein
umgekehrtes Striptease; das damit endete, daß sie das Perlenkleid wieder über
den Kopf zog.
    »Gute Nacht, Lieutenant.« Die
sanfte Glut in ihren Augen war erloschen — ihr Ausdruck war jetzt nur
gleichgültig.
    »Habe ich was Falsches gesagt,
Miss Niall?« fragte ich höflich. »Oder getan, vielleicht?«
    »Schon eher etwas, was Sie
nicht getan haben«, sagte sie trocken. »Man kann sich als Frau schließlich nur
bis zu einem gewissen Grad bemühen, einen Mann zu verführen, sonst verliert man
seine Selbstachtung.«
    »Ich halte Sie für überaus
attraktiv, fast schön und sehr sexy«, sagte ich aufrichtig.
    »Aber Sie wollten sich nicht
von mir verführen lassen?«
    »Nicht unter diesen Umständen,
Liz«, pflichtete ich bei.
    »Und welchen Umständen?«
    »Ich würde Ihnen im Augenblick
nicht gern irgendwelche Gefallen schulden.« Ich grinste sie bedächtig an. »Denn
vielleicht möchte ich Sie morgen in Ihrem Büro sprechen und eine ganze Menge
peinlicher Fragen stellen.«
    »Sie müssen ein sehr eifriger
Polyp sein«, sagte sie verächtlich. »Oder gewinnen sie der Frustration
irgendwelche Reize ab?«
    »Wenn Sie gegangen sind, werde
ich aller Wahrscheinlichkeit nach den Rest der Nacht damit zubringen, auf der
Couch zu sitzen und laut zu wimmern«, sagte ich. »Lassen wir die Kirche beim
Dorf, Liz — es war nicht meine männliche Vitalität, die Sie bewogen hat, sich
innerhalb von fünf Minuten nach Ihrem Eintreffen auszupellen. Sie haben einen
Zweck damit verfolgt.«
    »So oder so, Sie werden es
nicht erfahren«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Und ich hoffe inständig, daß
Ihnen das für den Rest der Nacht noch was zu wimmern gibt.«
    Ich begleitete sie zur
Wohnungstür, und nachdem sie auf den Korridor hinausgetreten war, gab sie mir
die Hand zu einem formellen Abschiedsgruß.
    »Es war — ungewöhnlich — Sie
kennenzulernen, Lieutenant«, sagte sie.
    »Ich bin sicher, daß wir uns
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