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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
Autoren: Jutta Profijt
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hatte
     keine Kinder und konnte sich keine leisten. Kinder versauen Karriere und Figur gleichermaßen. Das gilt übrigens trotz der
     Heidis und Ursulas, denn Ausnahmen widerlegen keine Regel – sie bestätigen sie.
    Die braunen Augen meines Tischnachbarn schauten mich aufmerksam an. Ob das daran lag, dass er sich die Nummer der Vaporetto-Linie
     zu merken versuchte oder bei der Betrachtung meiner äußeren Erscheinung alle Details wahrnehmen wollte, konnte ich nicht erkennen,
     hoffte aber natürlich Letzteres. Es machte wenig Spaß, sich exquisit zu kleiden, wenn es niemand zur Kenntnis nahm.
    »Und Sie, wohin sind Sie unterwegs?«, fragte er. Seine Stimme war angenehm tief, ein leichter norddeutscher Zungenschlag,
     der gar nicht zu seinen braunen Augen und dem dunklen Haar passte, machte die Aussprache interessant und ein bisschen exklusiv.
     Das Wort hanseatisch beschreibt eben nicht nur eine geografische Wahrheit, sondern auch einen gewissen Stil.
    »Zum Flughafen.«
    »Sind Sie öfter in der Stadt?«
    »Regelmäßig.« Ich öffnete das Portemonnaie und nahm einen Fünf-Euro-Schein heraus.
    »Geschäftlich?«
    »Ja.«
    »Entschuldigung, ich will Sie nicht aufhalten. Nicht, dass Sie Ihren Flieger verpassen.«
    Bingo. Auf diesen Satz hatte ich gewartet. »Keine Sorge«, sagte ich, während ich den Geldschein neben die winzige Espressotasse
     legte. »Ohne mich startet er nicht.«
    Ich sah das Wort FIRMENJET in seinen leicht geweiteten Augen aufleuchten, lächelte ihm noch einmal kurz zu und setzte die
     erst vor einigen Stunden erstandene Sonnenbrille auf, während ich auf meinen riskant hohen Absätzen mit kleinen Schritten,
     die durch die Saumweite des Prada-Bleistiftrocks begrenzt wurden, in Richtung Ausgang trippelte.
    Touristen in bunten Hemden, hellen Shorts, weißen Socken und Turnschuhen, die sich vor dem kühlen Wetter in das berühmteste
     Café Venedigs geflüchtet hatten, starrten hinter mir her.
    »Ist das die Schriftstellerin, die diese Krimis mit dem netten Commissario schreibt?«, fragte eine korpulente Deutsche gerade
     ihre jüngere Begleitung und zeigte auf eine Venezianerin mit grauem, halblangem Haar. Dieseließ nicht erkennen, dass sie sowohl die schrille Stimme als auch den weit ausgestreckten Zeigefinger bemerkt hatte, und trank
     in Ruhe ihre Schokolade, während sie die Zeitung las.
    Ich hätte der Deutschen sagen können, dass sie es nicht war, denn ich kannte beide, wenn auch nur vom Sehen, und wusste, dass
     die hier Anwesende die Seniorchefin einer der ältesten Glasmanufakturen auf Murano war. Aber ich schwieg. Stammgäste im Caffè
     Florian kennen noch die Bedeutung des Wortes Diskretion.
    Eilig schritt ich zum Ausgang und trat auf den Markusplatz, der ungewöhnlich leer war. Nur die Tauben ließen sich von dem
     leichten Nieselregen nicht verjagen. Inzwischen war ein kalter Wind aufgekommen, der mich bis auf die Knochen frieren ließ.
     Ich beeilte mich, so gut es in dem engen Rock und auf den hohen Schuhen eben möglich war, und ärgerte mich, dass ich den Mantel
     nicht mitgenommen hatte. Aber erstens hatte ich nicht mit diesem Kälteeinbruch Anfang Mai gerechnet, und außerdem passte der
     Mantel weder farblich noch von der Marke her zum Kostüm. Mit anderen Marken war ich nicht ganz so puristisch, aber wenn ich
     einen Prada-Tag einlegte, dann machte ich einfach keine Kompromisse, Punktum.
     
    Es gibt nur eine einzige Stadt auf der Welt, in der ein Taxi das denkbar coolste Fortbewegungsmittel ist, und das ist Venedig.
     Die schnittigen Holzboote mit ihren meist ebenso coolen Fahrern adeln jeden Benutzer und lassen, sofern man einen Sinn für
     Stil und Eleganz hat, Erinnerungen an Grace Kelly und Cary Grant aufleben. Aber ein venezianisches Taxi ist nicht nur Kult,
     es ist auch das schnellste und bequemste Verkehrsmittel zum Flughafen. Die Fahrt durch die Lagune ist einfach der direkte
     Weg.
    Leider ist es auch die teuerste Variante. Ich nahm daher die zweitschnellste: ein Vaporetto der Linie Zweiundfünfzig zur Piazzale
     Roma, auf dem ich im Fahrtwind stehen musste und erbärmlich fror, und von dort den Direktbus zu Venedigs Flughafen Marco Polo.
     
    Maike und Jasmin erwarteten mich bereits.
    »Mein Gott, warum kommst du nur immer auf den letzten Drücker?«, fragte Maike mit einem tadelnden Kopfschütteln.
    Ich warf ihr ein entschuldigendes Kusshändchen zu, griff nach dem Trolley und verschwand in der Damentoilette. Dort galt es,
     in Windeseile das edle Kostüm aus
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