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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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ging dorthin zurück und betrat gleich den ersten Gang. Hier war wieder ein Lichtschalter, und schon nach kurzer Zeit fand er in der Seitenwand eine schmale Tür, die er mit Vorsicht, aber ohne zu zögern, öffnete. Vor sich sah er eine Wendeltreppe, die steil aufwärts führte, wohl ins große Haus und in jemandes Zimmer... Er schaltete das Licht im Gang aus und stieg Stufe um Stufe im Dunkeln hinauf. Die Treppe war länger, als er angenommen hatte, endete aber schließlich vor einer Holztür, die — wie er durch Tasten feststellte — keine Klinke hatte, aber an deren Stelle ein Loch. Also war es wohl eine Schiebetür. Er steckte zwei Finger in das Loch, und er versuchte sein Glück. Die Tür glitt zur Seite. Jetzt kam es darauf an — keinen Laut, keine unvorsichtige Bewegung! befahl er sich selbst. Ganz leise schob er die Tür soweit auf, daß er hindurchschlüpfen konnte, und schloß sie gleich wieder.
    Der Raum, in dem er sich befand, war vollkommen finster, die Luft dumpf. Ihm schien es, als ob es nach Kleidern röche. Er streckte die Hände aus und fühlte weiches Material. Ja, das war Stoff, ein Rock oder ein Mantel. Er tastete nach der Seite und fühlte ein anderes Stück Stoff, dann wieder eins und wieder eins. Es waren Männerkleider, die nebeneinander hingen. Er befand sich in einer tiefen Schrankkammer, die sicher zu einem Schlafzimmer gehörte. Er erinnerte sich an den großen Schrank, der im Schlafzimmer des Scheichs eine ganze Wand einnahm. Befand er sich in diesem Schrank? Schlief der Scheich jenseits der Schranktür? Er strengte seine Ohren an und lauschte, hörte aber keine Atemzüge. Dann vernahm er plötzlich ein Geräusch. Ein Schlüssel drehte sich leise im Schloß, und die Schranktür öffnete sich. Im selben Augenblick duckte er sich nieder und verbarg sich hinter einem langen weichen Mantel, wohl einem Morgenrock. Er erhaschte einen Blick in das Zimmer, auf ein leicht flackerndes Feuer im Kamin, und sah zwei schlanke Beine, die in weichen Lederstiefeln steckten, wie sie der Scheich zu seiner Beduinentracht getragen hatte. Die Schranktür wurde geschlossen. Er hörte schnelle, elastische Schritte, und die Kleidungsstücke neben ihm bewegten sich. Die Schiebetür öffnete sich. Licht flammte im Raum mit der Wendeltreppe auf. Die Tür wurde zugeschoben. Er war wieder allein.
    Alec erhob sich und wandte sich der Schiebetür zu, um der Gestalt zu folgen. Dann überlegte er sich, daß es besser sein würde, von hier aus in sein eigenes Zimmer zurückzukehren, Henry zu wecken und ihm zu erzählen, was er entdeckt hatte. Zusammen konnten sie dann Tabari und Abd al Rahman gegenübertreten, doch erst bei Tag und in Gegenwart von Zeugen. Er tastete sich zur Schranktür vor und fand sie nur angelehnt. Als er sie vorsichtig öffnete, erkannte er im schwachen Schein des Feuers, daß er sich tatsächlich in Abd al Rahmans Schlafzimmer befand. Die Tür zu Tabaris Zimmer war geschlossen, und auf dem Tisch lag der Schlüsselbund des Scheichs. Alec sah sogleich, daß der Messingschlüssel zum großen Tor fehlte.
    Das Feuer knackte. Alec zuckte erschrocken zusammen. Er schalt sich wegen seiner Nervosität. Alles, was er jetzt zu tun hatte, war, zur Flurtür zu schleichen. Nur Homsi, der stets in einer Nische neben der Tür schlief und den er laut schnarchen hörte, bedeutete eine gewisse Gefahr.
    Das Feuer knackte wieder und flackerte hell auf. Auch diesmal fuhr Alec zusammen, denn der Feuerschein zeigte ihm etwas, was er keineswegs erwartet hatte: Dort drüben im Bett lag, fest schlafend, der Scheich!
    Kurze Zeit verharrte Alec regungslos, den Blick auf das Bett geheftet. In der Luft hing ein Duft, den er kannte: Tabaris Parfüm. War es möglich? War es zu fassen? fragte er sich selbst. Aber es mußte so sein. Er schüttelte die Starre ab, die ihn bei der Entdeckung des schlafenden Scheichs befallen hatte, und hastete durch die Schrankkammer zurück zu der Wendeltreppe. Von unten herauf kam das Geräusch leichter, davonlaufender Schritte.
    Die Lampen im Treppenhaus brannten noch und erhellten seinen Weg nach unten. Er nahm sich nun nicht mehr die Mühe, leise zu sein, denn jetzt gab es dafür keinen Grund mehr. Er hegte jetzt keinen Zweifel mehr, wen er verfolgte. Jetzt war das letzte Stück des Spiels an die richtige Stelle gefallen — das Bild war klar!

    ZWANZIGSTES KAPITEL

Jagd in den Tod

    Als er unten war, fand er auch den Seitengang hell, der zu dem breiten Gang mit Ziyadahs Stall führte. Er rannte
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