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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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auf Ziyadahs Fersen, aber er verlor Boden, als der Goldfuchs plötzlich abschwenkte. Blitzschnell warf Alec sein Pferd herum in dieselbe Richtung. Er konnte in dem aufsteigenden Bodennebel Ziyadah kaum mehr sehen, denn er hatte mehrere Längen gewonnen.
    Mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit lenkte Alec sein Pferd. Mit enormen Galoppsprüngen holte Blitz auf. Wieder erhob sich eine Mauer vor ihnen. Blitz überwand sie mit einem prachtvollen Sprung. Kaum war er darüber hinweggeflogen, als er sich abermals in die Luft schwang. Diesmal war es eine Doppelmauer. Er kam glatt darüber, berührte nur mit den Hinterhufen den Stein. Augenscheinlich schlug Ziyadahs Reiter einen Weg ein, der über möglichst viele und schwere Hindernisse führte, um Blitz zum Sturz zu bringen.
    Alec vermochte jetzt die Umrisse des Reiters auf Ziyadah zu erkennen. Die zusammengeduckte Gestalt schien unentwegt zurückzublicken. Übergangslos verschwanden Roß und Reiter im nächsten Augenblick in den tiefen Schatten, die das nahe Gebirge hier auf die Weiden warf. Alec mäßigte die Geschwindigkeit seines Hengstes. Hier hieß es vorsichtig sein, weil er nur sehen konnte, was dicht vor ihm lag.
    Gleich darauf erhob sich ein hoher Holzzaun vor ihnen. Blitz stoppte so plötzlich, daß Alec nach vorn auf seinen Hals geworfen wurde. Einen Augenblick später riß Alec die obersten Stangen des Zaunes herunter und ließ dann Blitz das Hindernis nehmen. Ziyadah war nirgends mehr zu sehen.
    Jetzt kam die hohe Mauer, die das ganze Burggebiet umgab, und da war das große Tor. Es stand offen. Demnach wollte Ziyadahs Reiter seinen Verfolger durchaus nicht abschütteln, sondern ihn weiter mitlocken. Alec wurde dessen sicher, als er nach wenigen Minuten Ziyadah in den wogenden Nebelschwaden weniger als hundert Meter vor sich sah. Auch Blitz hatte den Goldfuchs sogleich erspäht und setzte ihm — ohne Aufforderung schneller und schneller werdend — neuerdings nach. Ziyadah galoppierte jetzt quer über die Ebene zum Fuß der Berge hinüber. Als Blitz dort ankam, war Ziyadah verschwunden. Doch Alec wußte, wo er geblieben war, denn an dieser Stelle bog ein Pfad in die Berge ab, den er schon mit dem Scheich eingeschlagen hatte, bis sie vor einer jäh aufsteigenden Felswand umgekehrt waren. Führte der Pfad in Wirklichkeit doch weiter? Er ließ Blitz im Schritt bis dicht an die Bergwand herangehen, im Zweifel, ob er Ziyadah folgen sollte. Dann sah er den Hengst und seinen Reiter, die knapp zehn Meter über ihnen auf dem engen, felsigen Pfad dicht an der Flanke des Berges standen und ruhig warteten.
    Dieser Herausforderung konnte Alec nicht widerstehen. Aber er hatte nicht vor, das Leben seines Hengstes unnötig aufs Spiel zu setzen. Deshalb stieg er ab und führte Blitz den Pfad hinauf, der sich stetig scharf wand und schließlich durch eine tief eingeschnittene Schlucht, wohl ein altes Flußbett, führte, deren wild zerklüfteten Wände zu beiden Seiten steil in den Himmel stiegen.
    Der Wind wehte immer noch heftig, oft in schweren Stößen, aber der Regen hatte aufgehört. Es war auch heller geworden, die Morgendämmerung begann, Alec vermochte daher den Pfad besser zu sehen. Ziyadah war nicht zu erblicken, doch mußte er ja über ihnen sein. Hufschläge waren nicht zu hören, nicht einmal die von Blitz. Der Wind blies so stark, daß sein Heulen und Rauschen alles übertönte.
    Plötzlich blieb Blitz vor einer breiten Spalte in der Bergwand stehen.
    »Jetzt äußerst vorsichtig«, warnte sich Alec selbst, »jede Minute kann etwas geschehen, sieh dich vor!«
    Die Spalte schien den Eingang zu einer großen Höhle zu bilden. Alec starrte hinein. Er konnte weder etwas sehen noch hören, doch hielt Blitz den Kopf sehr hoch, als ob er Ziyadah witterte. Trotzdem schnaubte Blitz nicht, noch wieherte er. Alec konnte es sich nicht erklären; nur Blitz selbst wußte, weshalb er ruhig blieb, obwohl er den anderen Hengst roch. Alec beschloß, auf die Morgenröte zu warten, ehe er die Höhle betrat. Er lehnte sich eng an sein Pferd, um sich etwas zu erwärmen. Blitz blieb ruhig stehen, starrte aber unentwegt in die Höhle. Die Bergspitzen wandelten sich allmählich von Grau in Rosa. Endlich erreichte das Morgenlicht auch den Felsenpfad, und Alec konnte nun etwas mehr vom Inneren der Höhle erkennen. Sie war breit, und ganz hinten sah er ein blasses Licht hereinschimmern; also hatte sie auf der anderen Seite einen Ausgang.
    Als er meinte, es sei nun hell genug, um
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