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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst
Autoren: Walter Farley
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daß Zyklons aufwirbelnde Hinterhand gerade vor
Donnerkeils Nase ist. Das ist ein schlauer Schachzug, weil Zyklon dadurch nach
dem gestreckten Galopp eine kleine Ruhepause vergönnt wird.
    Aber während sie nun in die Kurve gehen, rückt
Donnerkeil, der kalifornische Komet, neben Zyklon vor, und jetzt laufen sie
Hals an Hals...«
    Plötzlich erhob sich ein ohrenbetäubendes Getöse
von den Tribünen »Seht, seht«, rief der Kommentator außer sich, »Blitz kommt
wie ein Wirbelsturm daher! Nie im Leben hat man ein Pferd so laufen sehen! Er
ist ganz Kraft, ganz Schönheit. Der Abstand zwischen ihm und den andern
verringert sich. Und wie er sich verringert! Ich würd’s nicht glauben, wenn
ich’s nicht mit eigenen Augen sähe. Der Rappe wird sie einholen! Zyklon und
Donnerkeil kämpfen um die Führung, während sie der Zielgeraden zustreben. Blitz
ist dicht hinter ihnen. Was für ein Temperament! Was für eine Gangart! Dieser
raumgreifende Galopp! Die Zuschauer geraten aus dem Häuschen. Donnerkeil
überholt Zyklon und geht in Führung! Hier kommen sie auf der Zielgeraden...«
    Die Menge begann zu schreien, als die Pferde
donnernd herbeijagten. Donnerkeil lag zuvorderst. Zyklon fiel zurück — Blitz
hatte ihn überholt! Donnerkeil war zwei Längen voraus; sein Jockey schlug mit
der Peitsche auf ihn ein. Blitz begann vorzurücken. Jetzt lag er nur noch eine
Länge zurück. Bei ihm wurde keine Peitsche angewendet — Alec verlor sich wie
ein kleiner verwischter Fleck in der dichten schwarzen Mähne des Hengstes.
Raserei ergriff die Zuschauer, als die Pferde vorbeirannten — das Ziel war nur
noch hundert Meter entfernt. »Er wird Donnerkeil niemals schlagen!« schrie der
Radioreporter. Aber mit jedem Sprung sauste Blitz immer schneller an den
Tribünen vorbei. Mit jähem Spurt stürmte er hinter Donnerkeil hin. Sekundenlang
zögerte er, als er längsseits kam. Die Menge hielt den Atem an, als Blitz die
Ohren zurücklegte und die Zähne bleckte. Auf seinem Rücken bewegte sich etwas;
zum erstenmal während des Rennens klatschte Alecs Hand auf Blitzs Hinterteil. Da
ging der Hengst blitzschnell in Führung, vorbei an Donnerkeil und an den
jubelnden Zuschauern — ein Sprung, eine Länge, noch ein Sprung, zwei Längen
voraus — , dann schoß der mächtige Hengst über die Ziellinie.
    Blitz war um die erste Biegung herum und kehrte
zurück, ehe Alec ihn zu verkürzen vermochte. Er wußte, daß nur die Schmerzen im
Bein des Pferdes es ihm ermöglichten. Endlich brachte er es zum Stehen.
    Alec vergaß die jubelnden Zuschauer, als er
erschöpft absaß. Er bückte sich, um die Wunde zu besichtigen. Wie sie blutete!
Er holte sein Taschentuch hervor und wickelte es um Blitz’ Bein, um die Blutung
zu stillen. »Das hättest du nicht tun sollen, Blitz«, sagte er.
    Ein Auto kam auf sie zugefahren, eine Staubwolke
aufwirbelnd. Henry sprang heraus und zog einen Mann hinter sich her.
    »Ist er schlimm verletzt?« fragte er Alec
besorgt. »Hier ist der Tierarzt...«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Alec. »Die Wunde
blutet sehr, und ich weiß, daß er Schmerzen hat.«
    Der Tierarzt nahm Alecs Taschentuch weg und
untersuchte die Wunde Henry holte aus dem Wagen einen Eimer mit Wasser, Schwamm
und Verbandzeug. Der Tierarzt wusch die Wunde und nähte sie.
    Die Jubelrufe der vieltausendköpfigen Menge
legten sich, als den Zuschauern klar wurde, was da auf der Bahn vor sich ging.
Aller Augen hafteten an der kleinen Gruppe.
    Der Tierarzt richtete sich auf. »Er hat viel
Blut verloren, aber er hat Beine wie Stahl«, sagte er. »Lassen Sie ihn zwei
Monate ausruhen, und er wird vollkommen wiederhergestellt sein.«
    Alec und Henry blickten einander an; ihre Augen
waren feucht. Kein Wort wurde gesprochen, während der Tierarzt das wunde Bein
verband. Dann brach Henry die Stille: »Na, Alec, ihr habt es geschafft!«
    Der Tierarzt erhob sich. »In Ordnung«, sagte er.
»Und nun sollten Sie die Siegerehrung in Empfang nehmen. Man wartet auf Sie.«
    Als Henry dem Knaben in den Sattel half,
erdröhnte eine Lawine von Hochrufen. Der Hengst stellte die Ohren auf und
schaute wild um sich. Alec klopfte ihm den Hals. Erst jetzt wurde ihm klar, daß
das Rennen überstanden war, daß sie gesiegt hatten. »Du hast es geschafft,
Blitz«, sagte er stolz. »Du hast es geschafft!« Das Blut kreiste ihm schneller
durch die Adern, und das Herz klopfte ihm an die Rippen, als die Menge ihnen
zujubelte. Blitz bäumte sich, als sie sich der Haupttribüne
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