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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen
Autoren: Lynn Abercrombie
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mit dir im Zimmer war?«
    »Die Polizei in Decatur hat einen Obdachlosen namens Malcom Warren am Memorial Drive gefunden, Schuss in die Schläfe. Man hat ihn dort liegen lassen. Er könnte es sein. Oder auch nicht.«
    »Hmm.«
    »Sie haben gesagt, ich müsste ein bisschen Augentraining machen, nachdem sie den Klebstoff entfernt hatten«, sagte Me-Chelle. »Also habe ich was Interessantes gelesen.«
    Gooch drehte den Gasherd an und begann die Friteuse zu erhitzen, dann rührte er den Teig mit einer Gabel durch.
    »Ich habe mich noch mal mit dem Vertrag des Treuhänderfonds hingesetzt und ihn auseinandergenommen. Ich habe einen sehr interessanten Abschnitt gefunden. Rat mal, was passiert, wenn Lane vor Nathan stirbt?«
    »Spontan?«, fragte Gooch. »Nathan kriegt die Kohle.«
    »Genau. Nathan erbt alles. Außer, wenn sie einen Erben hat. Verstehst du?«
    Gooch legte die Hühnerteile in den Teig und begann sie mit den Fingern durchzuziehen, sagte aber nichts.
    »Komm schon, sei nicht zickig«, sagte MeChelle. »Sie ist eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens. Er wusste, wenn Joe und sie ein Baby kriegen, dann sieht er nie was von dem Geld. Ich hab Nathans Kreditwürdigkeit überprüft. Er kann sich nicht mal einen Nachttopf leisten. Seine Firma, NHM, ist seit anderthalb Jahren insolvent.«
    Gooch nahm die Hühnerteile heraus und ließ sie in das heiße Fett sinken.
    »Und der Witz? Rate mal, wer vor drei Tagen das Land verlassen hat, Richtung Guatemala?«
    Gooch schaute über die Schulter.
    »Nathan?«
    »Nathan.«
    »Wie nett. Guatemala hält sich nicht an den Auslieferungsvertrag mit den USA.«
    »Ja, sehr nett.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Gooch. »Du hast ’ne Menge rausgekriegt.«
    MeChelle lachte. »Hey, ich will den Kerl schnappen. «
    »Gibt’s irgendwelche Beweise, die ihn in Verbindung mit der Wohnung bringen?«
    »Nada«, sagte MeChelle. »Beide Gebäude, die er benutzte, gehörten Joe Priest. Und alles, was man vielleicht in der Wohnung hätte finden können, ist in Flammen aufgegangen. Keine Fingerabdrücke, keine DNA, nichts.«
    »Was ist deine Theorie?«
    »Nathan wollte sich schon seit Jahren an Priest rächen. Wahrscheinlich hat er ihn die ganze Zeit im Auge gehabt. Nachdem er endlich alles rausgekriegt hatte, wurde ihm klar, dass er nicht einfach so zur Polizei gehen konnte. Priest hat gute Beziehungen, er hat bei der letzten Wahl dem Bürgermeister Geld gespendet, bla-bla-bla. Kaum würden die Ermittlungen losgehen, würde Priest davon hören. Erstens würde er wahrscheinlich eine Möglichkeit finden, die Ermittlungen zu verlangsamen. Zweitens würde er Nathan hopsgehen lassen. Also hat Nathan sich überlegt, dass er selbst alles in Aufstellung bringen muss. Und dafür brauchte er einen guten Ermittler in der Sache, dem er ein ordentliches Motiv gäbe, das Verbrechen extrem schnell und extrem verschwiegen zu lösen. An einem einzigen Tag, damit Priest keine Chance hätte, sich zu wehren.«
    »Also hat er dich in dieses Zimmer gesperrt, um mich auf den Fall anzusetzen?«, sagte Gooch. »Ich war nicht mehr bei der Polizei, also konnte ich die Ermittlungen durchführen, ohne meinem Vorgesetzten zu erzählen, was los ist.«
    MeChelle nickte. »Genau.«
    »Dann sollten wir wohl Lane warnen, oder?«, fragte Gooch. »Es wäre doch blöd, wenn sie einen tragischen Unfall erlitte. Ihr trauernder Bruder säße im ersten Flieger zurück aus Guatemala, den Antrag auf die Auszahlung der Erbschaft schon in Händen.«
    »Und zufälligerweise«, sagte MeChelle, »wollte sich Lane bei uns beiden persönlich dafür bedanken, den Mord an ihrer Mutter geklärt zu haben. Sie hat uns beide für morgen zum Mittagessen eingeladen.«
    Gooch seufzte laut.
    »Hey, so schlimm wird das nicht«, sagte MeChelle.
    Gooch starrte eine Weile das Hühnchen an. Es zischte und blubberte im Fett. »Die ganze Geschichte war ganz schön anstrengend, was?«, sagte MeChelle.
    Gooch zuckte mit den Achseln.
    MeChelle konnte spüren, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. »Hör mal, es gibt da was, was ich sagen möchte.«
    Gooch verdrehte die Augen.
    Gott, konnte er sie nerven, aber sie musste es trotzdem sagen.
    Sie zögerte, suchte nach den richtigen Worten. »War das nicht komisch, dass wir nur über Telefon miteinander in Verbindung standen? Als ich dasaß, hatte ich wirklich das Gefühl, du wärst mein Lebensretter. Ich hatte das Gefühl …«
    Gooch stupste ausdruckslos die Hühnerteile mit einem Messer an.
    »Ich weiß nicht,
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