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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller
Autoren: Random House
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die Lehrerin unsichtbar den Stinkefinger und zog sich dabei gehorsam auf seinen Platz zurück. Dabei schaute er hinüber zu Denise. Sie hatte jedoch von seinem Auftritt anscheinend nicht das Geringste mitbekommen und schrieb mit konzentrierter Miene unter dem Tisch eine SMS . Auch Leonie hatte sich nicht interessiert. Sie berichtete lieber ihrer Freundin Hanna Näheres von ihrem Morgenerlebnis im Bus. Die Lehrerin bereute inzwischen, sich auf diese unleidige Klassensprecherwahl eingelassen zu haben. Sie verdonnerte Oliver, Andy und Kevin zum Ordnungsdienst. Die fügten sich ohne Protest und registrierten mit stillem Zorn, dass die Lehrerin Benjamin wieder einmal verschont hatte. Frau Landmann versuchte schließlich mühsam, die Aufmerksamkeit des Publikums für eine kleine Wiederholung des Mathematik-Stoffes aus dem letzten Schuljahr zu gewinnen.

    Von den hinausströmenden Schülermassen ließen sich Leonie und Hanna Richtung Pausenhof lenken. Leonie hatte sich bei Hanna eingehakt und brüllte ihr über das Getöse hinweg weitere Details ihrer Geschichte ins Ohr. »… am Markplatz eingestiegen! Ich sitze, er steht plötzlich neben mir. Hält sich da fest. Nein, nicht wirklich Harry Higgs! Aber genau wie er. Dieselbe coole Sonnenbrille. Der lange Mantel aus dünnem Stoff. Du weißt schon mit diesen Sternen als Schulterklappen! Die Tasche! Diese saucoole Tasche! Der Haarschnitt. Du weißt doch, so ausgezackt im Nacken. Oben blond, in den Spitzen dunkel. Ich sterbe, denk ich. – Au! – Hast du keine Augen?« Die letzte Bemerkung galt einem kleineren Schüler, der von hinten gedrängelt und Leonie beiseite geschubst hatte. Hanna rieb sich schmerzverzerrt die Seite, denn sie wurde bei dem Manöver gegen das Treppengeländer gedrückt. Leonie redete bereits weiter: »Dann der Hammer! Echt! Der beugt sich runter zu mir und fragt mich, wann wir an der Goethestraße sind. Ich sag, Goetheschule. Da muss ich raus. Und jetzt der absolute Oberhammer. Er sagt, er auch, er wäre da neu an der Schule, ob es O. K . da wäre. Ich sage, ja, ganz coole Leute eigentlich da. Ja, sieht man ja, sagt er und hat wohl mich gemeint. Süß! Was? Er ist mit mir in die Schule rein. Du hättest sehen sollen, wie die Leute mich angeguckt haben, so neben dem. Schade, dass Denise noch nicht da war! Ich hab ihm dann gezeigt, wo es zum Sekretariat geht. Er hat sich bedankt und mich gefragt, wie ich heiße.« »Und er, wie heißt er?«, fragte Hanna. »Keine Ahnung, kam ich nicht mehr dazu, ihn das zu fragen, für mich heißt er eh Harry!« Hanna schüttelte den Kopf.
    Durch die Eingangstür gelangten die beiden Mädchen mit der Flut der nachdrängenden Schüler auf den Pausenhof. Leonie ließ sich selig am Arm ihrer Freundin treiben. Dabei glitt ihr Blick suchend über das Pausengeschehen. »Irgendwo hier muss er sein. Du wirst umfallen, wenn du ihn siehst, Hanni!«, schwärmte Leonie.
    Hanna fragte kühl: »Weißt du denn, in welche Klasse der kommen soll, oder hast du ihn das auch nicht gefragt?« Leonie schüttelte den Kopf. »Den ganzen Morgen in diesen öden Schulstunden habe ich gehofft, die Tür ginge auf, der Direx käme rein und hätte gesagt. Hier, ich habe einen neuen Schüler für euch. Wo darf er sich hinsetzen? Du wärst aufgestanden, hättest dich nach hinten zu Oli gesetzt und ich hätte gesagt, zu mir, ich kenne ihn schon und außerdem bin ich Klassensprecherin, ich kann mich darum kümmern, dass er sich hier zurechtfindet. Ach Hanni, das wäre echt der Traum gewesen!«
    »Ausgeträumt«, sagte Hanna. »Da drüben, das ist er wohl!«
    Leonie jauchzte auf: »Ja, klar! Super, dass du ihn gleich erkannt hast. Komm, wir gehen näher ran, aber verhalt dich bloß unauffällig, Hanni! Er soll nicht denken, wir wären scharf auf ihn.«
    Die beiden Mädchen näherten sich der Schülergruppe, wo der Neue stand. Er unterhielt sich mit einem groß gewachsenen Jungen, der ihn um etwa einen Kopf überragte. Die beiden boten ein sehr unterschiedliches Bild. Der Große hatte dunkles, halblang geschnittenes Haar, aus dem sich einige Locken störrisch zwirbelten. Er trug ausgewaschene Jeans, knöchelhohe Stoffturnschuhe undefinierbarer Farbe und ein ausgeleiertes No-Label-T-Shirt. Seine Haut im Gesicht und an den Armen war tiefdunkelbraun gebrannt, was ihm ein südländisches Aussehen verlieh. Ganz anders der andere. Seine leicht gebräunte Haut wirkte zart wie Milchkaffee. Die Hälfte des Gesichtes war von einer türkisfarben verspiegelten
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