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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
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daran rühren. Ich hatte selbst genug zu verarbeiten, und wollte mich nicht obendrein mit seinen Problemen belasten. »Du weißt, was Jean-Claude wegen der Ardeur getan hat?«, fragte ich.
    »Ja. Und ich sollte so lange ein Auge auf Nathaniel haben, für den Fall, dass er geschwächt worden wäre.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gefährdet, euch alle.« Ich fühlte mich wieder benommen, sogar meine Selbstbezichtigung kam mir vor wie eine Phrase. Später, wenn wieder mehr von mir vorhanden wäre, würde es mir schlecht gehen, aber im Augenblick fühlte ich mich nur so schlecht, wie ich eben konnte. Und ich hatte nicht mal mehr die Kraft, mir darüber Sorgen zu machen.
    »Anita.« Micah stand vor mir, und ich hatte es nicht mitbekommen. »Anita, geht es dir gut?«
    Ich schüttelte den Kopf. Die Antwort lautete nein. Laut sagte ich: »Ich will sauber sein, bevor die Ardeur zurückkommt. Ich will das Zeug nicht mehr an mir haben.« Ich ging zum Bad und Micah folgte mir.
    Nathaniel beugte sich über die Wanne. Sein Pferdeschwanz lag auf seinem nackten Rücken. Er hatte sich ausgezogen bis auf die Boxershorts.
    Der Anblick hätte mich erregen sollen, tat er aber nicht. Mir war kalt. Ich fror innerlich.
    Mit besorgtem Blick kam er auf mich zu. »Was kann ich für dich tun?«
    Ich warf mich in seine Arme, dass er taumelte. Er drückte mich an seinen warmen Körper und hielt mich fest, um meinem verzweifelten Wunsch nach Nähe zu entsprechen. Ich wollte mich in ihm vergraben, ihn um mich wickeln, aber ich konnte nicht. Ich hatte sein Leben gefährdet, weil ich die Ardeur nicht beachtet hatte. Wenn Jean-Claude nicht gewesen wäre …
    Ich versuchte, den Gedanken beiseitezuschieben, doch das Bild von Jonah Coopers Leiche schoss mir durch den Kopf, wie er am Boden lag, mein Fuß auf seiner Schulter und das Loch in seiner Brust. »Sie genießen es«, hatte er gesagt.
    Meine Beine hatten nachgegeben und Nathaniel bewahrte mich vor einem Sturz auf den Wannenrand. »Anita …«
    Ich löste mich von Nathaniel und streckte die Hand nach Micah aus. Er nahm sie und sagte: »Geh, Nathaniel, geh, bevor die Ardeur kommt.«
    Nathaniel setzte zum Widerspruch an. »Ich glaube nicht –«
    Aber ich schrie: »Geh, bitte geh! Oh Gott, geh!«
    Ich sah ihn nicht hinausgehen oder bleiben, weil Jean-Claude die Schilde fallen ließ. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Bei ihm hatte es sich angehört, als hätte er meine Lieblingsjacke oder ein Buch ausgeliehen und gäbe es nun zurück. Doch eine Jacke möchte nicht zu ihrem Besitzer zurück, und einem Buch ist es egal, wer es liest. Jean-Claude gab nichts zurück, er ließ nur seine Schilde fallen, und die Ardeur stürmte herein mit der Wucht eines Schnellzugs. Sie hatte nach der Heimkehr gelechzt. Ich kam mir vor, als hätte ich mir bei Nacht den Fuß am Gleis eingeklemmt und sähe das helle Licht, das das Nahen des Zuges anzeigt, und fühlte die Vibration der Schienen unter meinen Füßen; dann näherte sich das Donnern des Zuges, und die Welt bestand nur noch aus Donnern und Helligkeit und raste auf mich zu, während ich nicht vom Gleis springen konnte. Ich konnte nicht weglaufen, mich nicht verstecken, weil mein Körper das Gleis war und der Zug ein Stück von mir, das nach Hause kommen will.

81
    D ie Ardeur überkam uns, und wir fielen ins Wasser. Es dauerte fast eine Minute, bis wir bemerkten, dass wir unter Wasser nicht atmen konnten. Nach Luft schnappend kamen wir hoch und lachten. Die Klamotten waren im ersten Ansturm verschwunden. Wir waren nackt im Wasser. Wie waren wir so schnell aus den Jeans herausgekommen? Ein Stück Jeansstoff trieb an mir vorbei. Ach so.
    »Keine Missionarsstellung, sonst ertrinken wir«, sagte ich.
    Seine Locken klebten ihm nass am Kopf und sahen im Kerzenschein schwarz aus. Sein Lachen erstarb und brachte etwas Dunkles, Elementares zum Vorschein, einen Blick, bei dem ich Gänsehaut bekam. »Okay«, sagte er nur. Er schob uns beide an den Wannenrand, drückte mich mit dem Rücken gegen die glatte Schräge und legte sich auf mich. Als ich ihn hart an mir spürte, schloss ich für einen Moment die Augen. Mir kam die vage Erinnerung an reißende Kleidungsstücke, aber wann und wer sie uns vom Leib gerissen hatte, wusste ich nicht mehr. Mittlerweile hatte ich meine Gedanken besser beisammen, wenn die Ardeur aufstieg, aber nicht immer war ich dabei mit Denken beschäftigt.
    Er hob den Körper an, um sich zu streicheln. Allein der Anblick, wie seine Hand
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