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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Autoren: Laurell K. Hamilton
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großen Bett liegen, umgeben von brennenden Kerzen. Asher und Jean-Claude waren auch auf dem Bett. An die dicken Bettpfosten waren Männer gefesselt. Nackt und bleich waren sie. Blut glänzte in feinen Tropfspuren an Hals und Brust und an den Innenseiten ihrer Arme und Beine. Sie waren nicht ein- oder zweimal gebissen worden, sondern unzählige Male. Einem war der Kopf auf die Brust gesunken, und er hing schlaff in den Fesseln. Falls er atmete, war es zumindest nicht zu erkennen.
    Jean-Claude schloss mich mit einem Stoß aus seiner Erinnerung aus, den ich körperlich spürte. Ich kam zu mir am Boden seines Büros, blutbesudelt, das Telefon in der Hand.
    »Ich wollte nicht, dass du das siehst.«
    »Das möchte ich wetten.«
    Kopfschüttelnd schloss er die Augen. »Wir waren jung und noch dumm. Belle Morte war unsere Göttin.«
    »Ihr habt sie ausgesaugt für euren Sexmarathon«, sagte ich. Es klang nicht entsetzt, sondern leer. Denn ich sah das Bild noch immer vor mir, wenn auch nicht in allen bleichen Einzelheiten. Einmal gesehen hatte ich es im Kopf. Mann, ich brauchte nicht auch noch die Albträume von anderen.
    »Ich habe vieles getan, ma petite, von dem ich nicht möchte, dass du es erfährst. Dinge, für die ich mich schäme. Die in mir brennen wie Galle.«
    »Ich habe gespürt, was du damals gefühlt hast. Bedauern war nicht dabei.«
    »Dann habe ich dich zu früh hinausgestoßen.« Er zog mich nicht hinein, sondern hörte nur auf, mich hinauszudrücken, und sofort befand ich mich wieder in Belle Mortes Bett. Ich war in Jean-Claudes Kopf, als er bemerkte, dass der Mann sich nicht mehr rührte. Er kroch hinüber und berührte die erkaltende Haut. Ich fühlte seine Reue, seine Scham, wusste, dass die Männer uns vertraut hatten. Wir hatten versprochen, sie zu schützen. Gebt uns euer Blut und euren Körper, und euch wird nichts geschehen. Ich blickte zu Belle Morte, die in ihrer nackten Üppigkeit unter Asher lag. Asher, der der Kirche noch nicht in die Hände gefallen war. Er hob den Kopf, fing unseren Blick auf, und in der sinnlichsten aller Nächte – so sah Belle Morte es – keimte der erste Gedanke an Flucht. Schälte sich die Ansicht heraus, dass es Dinge gab, die man nicht tat, Grenzen, die man nicht überschritt, und dass sie keine Göttin war.
    Und erneut fand ich mich am Boden seines Büros wieder. Das Blut an mir trocknete und meine Brust begann zu schmerzen. Ich weinte.
    Er starrte mich trocknen Auges an und erwartete, dass ich das Weite suchen, mich rumdrehen und abhauen würde, wie schon so oft. Nichts war mir schön genug, nett genug, sauber genug. Ich wollte in meinem Leben keine Leute mit schmutzigen Händen. So war das gewesen, bis ich eines Tages aufwachte und feststellte, dass ich selbst zu den Leuten mit den schmutzigen Händen gehörte.
    Meine Stimme klang fest. Man hörte mir nicht an, dass ich Tränen im Gesicht hatte. »Früher dachte ich immer, ich wüsste, was richtig und was falsch ist und wer die Guten und wer die Bösen sind. Dann wurde die Welt sehr grau, und ich wusste lange Zeit gar nichts mehr.«
    Er sah mich nur an. Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Er verbarg, was in ihm vorging, weil er zu wissen glaubte, worauf ich hinauswollte, was ich sagen würde.
    »Es gibt Tage, manchmal Wochen, wo mir das wieder genauso geht. Ich bin so weit von dem entfernt, was ich mal für richtig und falsch gehalten habe, dass ich mitunter nicht mehr dahin zurückfinde. Im Namen der Gerechtigkeit, im Namen meiner Auffassung von Gerechtigkeit, habe ich Dinge getan, die niemand erfahren soll. Ich kann einem Menschen in die Augen blicken und ihn töten, ohne etwas zu empfinden. Ich empfinde dabei nichts, Jean-Claude, nichts. Du hattest nicht die Absicht zu töten und hast dich schlecht gefühlt.«
    »Du tötest, um zu schützen, ma petite. Ich habe getötet, um der Lust willen, für das Vergnügen jener, der ich gedient habe.« Er schüttelte den Kopf. Langsam zog er die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. »Hast du dich je gefragt, wieso ich die Vampire nicht ersetzt habe, die du damals im Kampf gegen Nikolaos mit Edward zusammen und später sogar mit mir zusammen getötet hast?«
    »Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich weiß, wir hatten plötzlich sehr viele, während wir vorher eher knapp waren.«
    »Ich rief Vampire heim, die ich vor langer Zeit gemacht hatte. Aber ich habe keine neuen mehr gemacht, seit ich Meister von St. Louis bin. Wir waren gefährlich wenige. Wenn uns
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