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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller
Autoren: Stuart MacBride
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anfasse, verwandelt sich in Scheiße.«
    DI Steel zog ausgiebig an ihrer Zigarette und produzierte ihren ganz persönlichen Rauchvorhang. »Ich muss zugeben, was das Alles-in-Scheiße-Verwandeln angeht, hat er nicht ganz unrecht. Nichts für ungut, ja?«
    »Danke. Vielen Dank. Wirklich sehr freundlich.«
    »Ach, nun seien Sie doch nicht so empfindlich. Sie haben eben eine Pechsträhne, so was kommt vor. Ist doch kein Weltuntergang, oder?«
    »Sieben Monate sind keine ›Pechsträhne‹, das ist eine –«
    »Wie auch immer«, unterbrach sie ihn, »heute ist Ihr Glücks tag: Sie dürfen mich auf einer Tour zu unseren örtlichen Grundschulen begleiten. Da ist dieser versaute alte Sack, der die Kleinen in sein Auto zu locken versucht, indem er ihnen Hündchen und diverse Süßigkeiten verspricht.«
    »Kann heute nicht«, erwiderte Logan und wich vorsichtig zurück. »Ich muss ins Krankenhaus, um unser neuestes Ödipus-Opfer zu vernehmen, und diese Frau, die wir –«
    »Angeschossen haben?«
    »Es war ein Unfall, okay?«
    » Aye , aye , Mr. Mimose-vom-Dienst. Wie wär’s, wenn ich mitkomme? Ich zeig’ Ihnen, wie eine richtige Polizeibeamtin Zeugen befragt.«
    »Von mir aus – Sie können hinten bei Finnie mitfahren.«
    Steel klappte den Mund zu, und eine kleine Aschelawine ergoss sich über ihre Bluse. »Lieber hol’ ich mir ’ne Blasenentzündung.«
    »Früher oder später werden Sie mit ihm zusammenarbeiten müssen.«
    »Müssen muss ich gar nix.« Sie nahm die letzten zwei Zentimeter ihrer Zigarette und drückte sie auf dem Rückspiegel der Präsidentenkutsche aus. »Amüsieren Sie sich ruhig mit DCI Froschmaul – dann kommt eben jemand anders in den Genuss meiner Genialität. Wo ist Rennie?«
    »Kommt erst am Freitag wieder.«
    »Ach, leck mich doch … Na schön, ich nehme Beattie mit – sind Sie jetzt zufrieden?« Sie machte kehrt, marschierte unter fortgesetztem Gefluche auf die Hintertür zu und verschwand im Gebäude.
    Das Aberdeen Royal Infirmary war keine Augenweide. Eine Ansammlung grabsteinähnlicher Granitklötze, verbunden durch Korridore, Gehwege und überfüllte Parkplätze – das Ganze war ungefähr so reizvoll wie ein Tritt zwischen die Beine.
    DCI Finnie hatte während der ganzen Fahrt schweigend auf dem Rücksitz gesessen und auf seinem BlackBerry herumgetippt. Wahrscheinlich boshafte E-Mails an den leitenden Detective Chief Superintendent des CID.
    »Darf ich Sie mal was fragen?«, sagte Logan, während er auf der Suche nach einer Abstellmöglichkeit für den glänzenden neuen Vauxhall schon die zweite Runde über den Parkplatz fuhr. »Wieso haben Sie eigentlich nicht DS Pirie mitgenommen?«
    »Glauben Sie mir, Sie waren nicht meine erste Wahl. Pirie hat heute Morgen einen Gerichtstermin; sobald er frei ist, übergeben Sie an ihn, verstanden? Auf die Weise bekommen wir vielleicht tatsächlich greifbare Ergebnisse.« Finnie sah zu, wie die nächste Reihe schlecht geparkter Autos draußen vorbeizog. »Also, so sehr ich Ihre kleine Sightseeing-Tour auch genieße, ich habe leider nicht die Zeit dafür. Lassen Sie mich am Haupteingang raus, Sie können dann später nachkommen. Denken Sie, dass Sie das ohne Pannen hinkriegen?«
    Logan hielt den Mund und tat, wie ihm geheißen.
    Fünfzehn Minuten später schlurfte er den Flur zur Intensivstation entlang, im Schlepptau einer übergewichtigen Krankenschwester mit Fesseln wie Baumstämme.
    »Versteh’n Sie mich nicht falsch«, sagte sie, »die Leute können nichts dafür, aber trotzdem – wenn ich mich schon in einem fremden Land niederlasse, dann kann ich doch wenigstens die Sprache lernen, oder?« Sie bog nach rechts ab, immer den farbigen Linien im Linoleumboden nach. »Kaum haben sie was getrunken, schon können sie kein Wort Englisch mehr. Na schön, bei meinem Mann ist’s ganz genauso, aber der ist aus Ellon, was wollen Sie da groß erwarten? … Da wären wir.«
    Sie deutete auf ein Krankenzimmer am Ende des Flurs. Vor der Tür saß ein uniformierter Constable und las in einem reißerischen Klatschmagazin, auf dessen Titelseite die Worte »PROMIS MIT CELLULITE!« prangten.
    »Also schön«, sagte die Krankenschwester, »wenn Sie mich dann entschuldigen würden. Ich muss zu einem zweistündigen Referat über die Wichtigkeit des Händewaschens. Was diese verdammten Politiker uns so alles einbrocken …«
    Logan sah ihr nach, als sie grummelnd und mit quietschenden Sohlen davonwatschelte, und schlenderte dann auf den Constable zu, um
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