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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
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Abfalleimer.
    »Das ist alles, was dir dazu einfällt?«
    Schwarz hob die Schultern.
    »Ich ertrage das nicht«, sagte Monika. »Es ist ja nicht nur die CD, diese neue Partei finde ich auch so übel.«
    Schwarz nickte.
    »Du musst dir mal ihr Programm im Internet ansehen, Anton. Das fängt ganz harmlos mit der Forderung nach hohen Einfuhrzöllen für ausländische Waren an, um deutsche Produkte zu schützen. Dann wollen sie Familien mit deutschen Wurzeln bei allen Sozialleistungen bevorzugen und Jobs grundsätzlich erst Deutschen anbieten, bevor sich Ausländer bewerben dürfen. Unter Ausländern verstehen sie übrigens auch Deutsche, deren Eltern eine andere Nationalität haben oder mal hatten.«
    »Das ist doch reiner Populismus, Monika, genauso wie die absurde Behauptung, eine starke rechte Partei würde Extremisten zum Gewaltverzicht bringen.«
    »Die Leute werden von Medingen trotzdem auf den Leim gehen, weil er ein gut aussehender, charmanter Typ ist.«
    »So gut sieht er auch wieder nicht aus.«
    Monika stöhnte auf. »Ist das dein einziges Problem?«
    »Schön wär’s«, sagte Schwarz.

60.
    »Sie finden mich bei meiner Nichte«, hatte Loewi geantwortet, als Schwarz ihn um ein Gespräch gebeten hatte.
    Vor dem Haus der Hahns in der August-Exter-Straße stand ein Streifenwagen. Schwarz parkte seinen roten Alfa dahinter, stieg aus und bedeutete dem Uniformierten am Steuer, die Scheibe herunterzufahren.
    »Was macht ihr hier?«
    »Wie, was machen wir hier?«, sagte der Polizist verwirrt.
    »Na, seid ihr zur Bewachung des Hauses abgestellt oder zum Schutz von Herrn Loewi?«
    »Was geht denn Sie das an?«
    »Lass dir mal seinen Ausweis zeigen«, sagte der Polizist auf dem Beifahrersitz.
    Schwarz überhörte es, bedankte sich freundlich für die Auskunft und klingelte an der Haustür der Hahns.
    Eva öffnete. Als sie ihn sah, strahlte sie.
    Schwarz folgte ihr ins Haus und hörte Stimmengewirr. »Störe ich?«
    »Im Gegenteil.« Sie fuhr voraus und öffnete die Tür zum Wohnzimmer, in dem sich gut zwanzig Leute aufhielten. »Das ist Herr Schwarz, ich habe euch von ihm erzählt.«
    »Grüß Gott.«
    Die meisten waren so beschäftigt, dass sie auf den Gruß des Ermittlers kaum oder nur mit einem freundlichen Nicken reagierten. Rebecca Loewi und ein paar andere Frauen saßen mit dem Handy am Ohr um den Tisch herum und sprachen wild durcheinander. »Du musst auf jeden Fall kommen und bring deinen Kurs mit.« – »Nein, wir sind streng überparteilich. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind, aber bitte ohne Hinweis auf Ihre Partei.« – »Wir brauchen unbedingt mehr Ordner, sonst bläst uns das KVR das Ganze in letzter Minute ab.« – »Aber sicher, Frau Berben, wenn Sie mit Ihrem guten Namen die Münchner zur Teilnahme aufrufen, hilft uns das sehr.«
    Mirjam und Ilana knieten am Boden über einem Stoß Plakate.
    München sagt Nein
, las Schwarz. Die beiden Mädchen klebten auf jedes Plakat einen weißen Zettel mit der Aufschrift
Samstag, 31 . Mai 2008, 11   Uhr
.
    »Jetzt wissen wir wenigstens, in was für Kreisen unsere Tochter sich herumtreibt«, sagte Loewi und kam grinsend auf ihn zu.
    Schwarz erfuhr, dass die Idee, auf die neue rechte Partei mit einer spontanen Kundgebung zu reagieren, von den Kusinen Mirjam Loewi und Eva Hahn stammte. Sie und ein paar enge Freunde wollten vor allem Leute, die sonst nie demonstrierten, gegen das menschenverachtende Programm der Rechten auf die Straße holen.
    »Der Zuspruch ist unglaublich«, sagte Eva. »Alle sind so wütend auf diese Rassisten. Hier melden sich ganze Schulklassen und katholische und evangelische Gemeinden, die uns unterstützen wollen.«
    »Wo soll die Demonstration denn stattfinden?«, fragte Schwarz.
    »Vor dem Parteibüro der Rechten«, sagte Eva und entschuldigtesich: Sie müsse gleich einem Radiosender ein Telefoninterview geben.
    Schwarz bat Loewi um ein Gespräch unter vier Augen. Sie gingen in den Flur.
    »Sie sind nicht so leicht zu begeistern, was?«, sagte der Anwalt.
    »Herr Loewi, ich mache mir große Sorgen. Seit heute Morgen befindet Tim Burger sich auf freiem Fuß! Er ist sofort untergetaucht.«
    Loewi starrte ihn erschrocken an.
    »Mit meinen Mitteln habe ich kaum eine Chance, ihn zu finden und im Auge zu behalten. Aber dafür hat selbst jemand wie Hauptkommissar Kolbinger nicht genügend Leute.«
    »Was bedeutet das?«
    »Sie müssen extrem vorsichtig sein. Sie dürfen auf gar keinen Fall zu dieser Demonstration gehen.«
    »Ich? Wieso
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