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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3-
Autoren: Shannon Mckenna
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auf offener Straße überfallen worden war. Ein nutzloses Geschenk, denn sie hatte es nie über sich gebracht, das Ding zu laden, zudem besaß sie keine Lizenz, die Waffe mitzuführen. Craig hatte darauf bestanden, dass sie sie in ihrer Handtasche trug, zusammen mit einem Satz Munition. Und sie hatte nachgegeben, in ihrem Bestreben, lieb und dankbar und umgänglich zu sein. Pah!
    Wäre sie eine andere Frau, würde sie dafür sorgen, dass er dieses Geschenk bereute. Sie würde damit vor ihm herumfuchteln, ihn zu Tode erschrecken. Nur war diese Art von Ausraster einfach nicht ihr Stil. Genauso wenig wie eine Schusswaffe. Sie würde sie ihm heute zurückgeben. Die Pistole war illegal, sie war furchteinflößend, sie machte ihre Handtasche unnötig schwer – ganz abgesehen davon ging es heute ausschließlich um Rationalisierung, darum, überflüssigen Ballast abzuwerfen.
    Emotionales Feng-Shui. Platsch, ab in den See damit!
    Als sie ihr Auto endlich erreichte, rannen ihr wegen der für diesen Spätherbst untypischen Hitze Schweißtropfen zwischen den Schulterblättern hinab. Mag fühlte sich zerzaust, überhitzt und emotional angeschlagen. Sie wollte bei der bevorstehenden Begegnung auf keinen Fall das Bild einer erschöpften Arbeitsbiene abgeben. Gleichgültige Eiskönigin käme der Sache schon näher. Sie kühlte die Klimaanlage auf Eisköniginnentemperatur runter und fädelte sich in den Verkehr ein, dessen hohes Aufkommen ihr übermäßig viel Zeit ließ, über das schmerzvolle Muster ihres Liebeslebens nachzudenken.
    Benutzt und weggeworfen von charmanten Wichsern. Wieder und wieder. Sie war fast dreißig, Herrgott noch mal! Sie hätte diesem ermüdenden, selbstzerstörerischen Mist inzwischen entwachsen sein müssen. Sie sollte ihr Leben endlich in den Griff bekommen.
    Vielleicht sollte sie ihren Kopf mal von einem Seelenklempner untersuchen lassen. Was für ein Spaß! Die abartigsten Aspekte ihrer Persönlichkeit entblättern und jemandem haufenweise Geld dafür zahlen, dass er ihr half, sich darin zu suhlen. Auf keinen Fall. Selbstbetrachtung war nie ihr Ding gewesen.
    Sie parkte ihren Wagen vor dem frisch renovierten Backsteinlagerhaus, das Craigs neues Labor beherbergte, und wartete darauf, Craigs technische Assistentin aufspringen zu sehen, um eine Begrüßung zu zwitschern. Mandi hieß sie. Vermutlich versah sie das i mit einem Herz. Nichts als Seifenblasen hinter diesen großen braunen Kulleraugen. Sie hatte außerdem lange dunkle Haare. Was für ein Zufall!
    Im Labor war niemand zu sehen. Eigenartig. Vielleicht waren Mandi und Craig im hinteren Büro von der Leidenschaft übermannt worden. Mag biss die Zähne zusammen und ging den Flur entlang. Ihre Absätze klackten überlaut auf den Fliesen. Die Stille ließ die harten Töne widerhallen und anschwellen.
    Die Tür zu Craigs Büro stand einen Spalt offen. Sie klapperte noch lauter mit den Absätzen.
    Nur Mut. Brich alle Brücken hinter dir ab, Mag, das ist es, was du am besten kannst.
    Sie stieß die Tür auf, holte tief Luft, öffnete den Mund, um …
    Mit einem erstickten Aufschrei fuhr sie zurück. Der Beutel mit dem Slip glitt ihr aus der Hand.
    Craig baumelte, mit einer seiner eigenen Krawatten an den Handgelenken aufgehängt, von den Deckenrohren. Nackt. Blut strömte ihm aus Mund und Nase. Ihr Gehirn pickte wahllos Details heraus, um sich mit unnatürlicher Klarheit auf sie zu fokussieren. Die Krawatte um seine Handgelenke schien grausam eng geknotet zu sein. Beigefarbene Seide mit geschmackvollen goldenen Akzenten. Eins seiner Lieblingsstücke.
    Er riss seine blutunterlaufenen Augen wild auf, als er sie bemerkte. Sein Mund bewegte sich, aber kein Laut drang heraus. Dünne, haarfeine Objekte ragten aus seinem nackten Körper. Nadeln. Er war übersät mit Nadeln. Sie steckten überall.
    Ein heiseres Krächzen, das mehr animalisch als menschlich klang, entrang sich ihrer Kehle, als sie auf ihn zustürzte und dann schwankend stehen blieb.
    Schlanke, weit gespreizte Beine auf dem Boden, ein Schuh an-, der andere ausgezogen. Von Strapsen gehaltene Seidenstrümpfe. Ein nackter, blasser, magerer Hintern. Mandi. Sie lag schrecklich still.
    Mags entsetzter Blick kollidierte mit Craigs. Seine verzweifelten Augen zuckten zu einer Stelle links hinter ihr. Langsam drehte sie den Kopf.
    Ein plötzlicher, grauenvoller Schmerz, Feuer und Eis zugleich, fuhr ihr in den Hals, den Arm hinunter und gleichzeitig hinauf in ihren Kopf, wo er explodierte.
    Die Eruptionen
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