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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3-
Autoren: Shannon Mckenna
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Sein Wecker. Seine spezielle Zahnseide. Jedes Teil, das sie entsorgte, fachte ihren Zorn weiter an. Dieser menschliche Abschaum!
    Fertig. Es gab nichts mehr, das sie wegwerfen konnte. Sie verknotete die Öffnung des Müllsacks.
    Er war inzwischen zu schwer, um ihn zu tragen, deshalb schleifte sie ihn rumpelnd und polternd aus der Tür, über die Veranda, die Treppe hinunter und über den schmalen Kiesstrand am Parson’s Lake. Der hölzerne Steg, der zu ihrem Schwimmdock führte, schwankte bedrohlich, als sie ihre bleischwere Last hinter sich herzerrte.
    Mit einem Ächzen hievte sie den Sack über den Rand des Floßes. Gluck, gluck, ein paar jämmerliche Blasen, und schon versank er, bis er nicht mehr zu sehen war. Craig konnte, wenn er wollte, gern ein erfrischendes Novemberbad nehmen, um ihn zu bergen.
    Das Atmen fiel ihr jetzt ein bisschen leichter, aber sie wusste aus Erfahrung, dass der positive körperliche Effekt solch kindischen, rachsüchtigen Verhaltens sehr kurzlebig war. Sie würde bald den nächsten Zusammenbruch erleiden, wenn sie nicht in Bewegung blieb. Arbeit war das Einzige, was sie jetzt retten konnte. Sie schnappte sich ihre Handtasche, sprang ins Auto und fuhr in die Innenstadt zu ihrem Büro.
    Dougie, ihr Assistent, sah mit erschrockener Miene auf, als sie durch die gläserne Doppeltür von Callahan Web Weaving stürmte. »Einen Moment, bleiben Sie bitte kurz dran. Sie kommt gerade zur Tür rein«, sagte er in den Hörer. Er drückte eine Taste. »Mag? Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest erst heute Nachmittag kommen, nach deinem Mittagessen mit …«
    »Kurzfristige Planänderung«, informierte sie ihn knapp. »Ich habe Wichtigeres zu tun.«
    Dougie guckte sie verdattert an. »Aber Craig ist auf Leitung zwei. Er will wissen, warum du zu spät zu eurer Verabredung kommst. Er sagt, er müsse mit dir sprechen. Dringend. So schnell wie möglich. Es gehe um Leben und Tod, behauptet er.«
    Mag verdrehte die Augen und stolzierte in ihr Büro. »Sonst noch irgendwelche Neuigkeiten, Dougie? Ist nicht alles, was mit Craigs kostbaren Interessen zu tun hat, eine Frage von Leben und Tod?«
    Dougie folgte ihr. »Er, äh, klingt wirklich aufgeregt.«
    Bei genauerer Betrachtung wäre es stilvoller, würdiger und vor allem endgültiger, Craig in die Augen zu sehen, wenn sie ihm den Laufpass gab. Außerdem könnte sie ihm den Gefrierbeutel mit dem Slip ins Gesicht schleudern, sollte er die Unverfrorenheit besitzen, es abzustreiten. Das wäre zutiefst befriedigend. Ein echter Schlussstrich.
    Sie lächelte den aufgelösten Dougie beschwichtigend an. »Richte Craig aus, dass ich auf dem Weg bin. Und danach nimmst du keine Anrufe mehr von ihm entgegen. Auch keine Nachrichten. Was Craig Caruso betrifft, bin ich bis ans Ende meiner Tage in einer Besprechung. Haben wir uns verstanden?«
    Dougie blinzelte eulengleich durch seine Brille. »Geht es dir gut, Mag?«
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht glich einer kriegerischen Maske. »Absolut. Tatsächlich fühle ich mich großartig. Das Ganze wird nicht lange dauern. Ich werde auf keinen Fall mit ihm essen.«
    »Möchtest du, dass ich dir etwas kommen lasse? Das Übliche?«
    Sie zögerte, da sie bezweifelte, dass sie großen Appetit haben würde, aber der arme Dougie wollte so gern helfen. »Ja, das wäre prima.« Sie tätschelte seine Schulter. »Du bist wirklich ein Schatz. Ich verdiene dich nicht.«
    »Ich bestelle dir Karottenkuchen und einen doppelten Latte mit entrahmter Milch. Du wirst es brauchen«, versprach er, bevor er zurück zu seinem klingelnden Telefon hastete.
    Mag warf einen Blick in den Spiegel in ihrem Garderobenschrank, zog ihren Lippenstift nach und vergewisserte sich, dass ihr kupferrotes Haar stylisch verstrubbelt war und nicht wirr nach allen Seiten abstand, wie es das zu tun pflegte, wenn sie es nicht mit Gel bändigte. Frau sollte versuchen, elegant auszusehen, wenn sie einer parasitären Zecke mitteilte, dass sie in der Hölle schmoren solle. Sie überlegte, ihre Wimpern zu tuschen, entschied sich aber dagegen. Sie brach leicht in Tränen aus, wenn sie verletzt oder stinkwütend war, und heute traf beides zu. Wimperntusche aufzutragen wäre wie den Göttern ins Gesicht zu spucken.
    Sie nahm ihre Handtasche und war sich wie stets voll Unbehagen bewusst, dass sie eine Neun-Millimeter-Beretta neben ihrem Portemonnaie, den Schlüsseln und einem Lippenstift mit sich rumschleppte. Craig hatte sie ihr gegeben, nachdem sie vor einigen Monaten
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