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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz
Autoren: Jane Feather
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Schweigen zwischen den beiden Männern aus. Sebastian hatte ein volles Glas Rotwein neben sich stehen, doch obwohl er es häufig an die Lippen führte, bemerkte Marcus, daß der Flüssigkeitsspiegel kaum sank. Ein absoluter Profi im Spielen. Und ein Experte, was Karten betraf. Marcus - selbst ein beachtlicher Spieler - erkannte, daß er bereits nach der dritten Runde unterlag. Er entspannte sich, fand sich mit seinem Verlust ab und begann es zu genießen, daß er mit einem Meister spielte.
    »Nun, Mylord, das ist aber eine angenehme Überraschung.« Judiths melodische Stimme erklang hinter ihm, und sie blickte ihn mit ihrem verführerischsten Lächeln an. »Ich muß gestehen, ich war über Ihre Abwesenheit schon sehr enttäuscht.«
    »Stellen Sie sich hinter Ihren Bruder«, gab er unfreundlich zurück, völlig unzugänglich für Judiths Koketterie.
    »Wie bitte?« Sie runzelte verwirrt die Stirn.
    »Stellen Sie sich hinter Ihren Bruder, wo ich Sie sehen kann!«
    Langsam dämmerte ihr die Erkenntnis. Sie starrte ihn wütend an, und all ihre vorgetäuschte Liebenswürdigkeit schwand unter dem Schmerz einer so ungerechtfertigten Annahme. »Aber ich würde nie...«
    »Nicht?« unterbrach er sie, ohne von seinen Karten aufzublicken; er kämpfte mit der höchst schwierigen Entscheidung, welche Karte er abwerfen sollte. »Und wennschon. Ich möchte das Risiko lieber nicht eingehen. Bewegen Sie sich.«
    Judith trat beiseite, während sie um Fassung rang. Sie wandte sich hilfesuchend an ihren Bruder. »Sebastian...«
    Sebastian grinste reumütig. »Er hat dich dabei erwischt, Ju. Ich kann ihn deinetwegen nicht zur Rede stellen. Nicht unter diesen Umständen.«
    »Nein, ich glaube, das können Sie nicht«, stimmte Marcus zu und warf eine Pik-Zehn ab. »Nicht, daß Sie die Hilfe Ihrer Schwester überhaupt brauchten.« Er schaute voller
    Resignation zu, wie sein Gegner die abgeworfene Karte aufnahm. »Ich fürchte, Sie werden mir noch nicht einmal den Rubikon ersparen.«
    Sebastian zählte die Punkte zusammen. »Ich fürchte, nein, Carrington. Ich habe siebenundneunzig Punkte.«
    »Wie hoch war der Einsatz?« wollte Judith wissen. Das Thema hatte augenblicklich Vorrang vor ihren verletzten Gefühlen.
    Marcus fing an zu lachen. »Was für ein unglaublich skrupelloses Paar Sie doch sind.«
    »Nicht unbedingt«, warf Sebastian ein. »Ju zumindest hat sehr strenge Prinzipien... sie sind nur etwas exzentrisch. Ihre moralischen Ansichten decken sich nicht immer mit denen der Allgemeinheit.«
    »Es bereitet mir nicht die geringsten Schwierigkeiten, das zu glauben«, erwiderte der Marquis.
    »Das trifft aber auch auf dich zu, Sebastian«, warf Judith ein. »Sie müssen verstehen, daß wir unseren eigenen Regeln gehorchen, Mylord.« Vielleicht würde bei diesem unnachgiebigen Marquis eine andere Form von Flirt besser funktionieren. Wenn er eher auf Herausforderung statt auf Koketterie reagierte, dann konnte sie ihm auch damit dienen.
    Zu ihrer Enttäuschung schüttelte Marcus den Kopf. »Diese Herausforderung gilt ein andermal, Madam... ich rechne morgen früh mit ihnen ab, Davenport.« Er kritzelte ein Schuldanerkenntnis auf den Block neben sich und schob ihn über den Tisch. »Tragen Sie die Summe ein. Was haben Sie mit meinem Cousin gemacht, Miss Davenport?«
    »Er ist mit Viscount Chancet und seinen Freunden fortgegangen. Sie hatten eine Verabredung. Und er ist mir sehr wohlgesonnen, Mylord.«
    Marcus stand auf. »Hmm. Irgendwie überrascht mich das nicht. Aber wie auch immer, ruhen Sie sich nicht auf Ihren Lorbeeren aus, meine Liebe.« Er kniff sie in die Wange. »Wie ich Ihnen gestern schon sagte, Sie wissen nicht, wieviel Stehvermögen ich besitze.«
    »Er springt verdammt vertraulich mit dir um«, stellte Sebastian fest, als der Marquis davonging.
    »Ja, und ich könnte ihm dafür die Kehle durchschneiden«, erklärte Judith. »Ich versuche, mit ihm zu flirten, und er behandelt mich wie irgendein lästiges Kind im Klassenzimmer. Nachdem er nun über uns Bescheid weiß, glaubt er wahrscheinlich, er könne mit uns umspringen, wie es ihm paßt.«
    Sebastian runzelte die Stirn. »Das ist vielleicht sogar verständlich. Solange er nur sein Wissen für sich behält.«
    Judith seufzte. »Meine augenblickliche Strategie scheint nicht besonders geeignet, sein Stillschweigen zu sichern.«
    »Gestern warst du aber noch sehr zuversichtlich«, erinnerte ihr Bruder sie, während er die Karten einsammelte. »Und bisher hast du noch nie
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