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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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hatten und Clare mit Joanne in den Epping Forest gefahren war, um sie dann an die Stelle zu schleppen, an der sie sie erstochen hatte.
    Clare hatte ihr medizinisches Fachwissen benutzt und Joanne zuerst in die Halsvene gestochen, hatte dies jedoch verschleiert, indem sie ihr zusätzlich die anderen Wunden zugefügt hatte.
    »Danke, dass Sie es mir erzählt haben«, sagte Sandra, 481
    nachdem Keenan geendet hatte.
    »Ich wollte«, sagte er, »ich könnte mehr für Sie tun als das.«
    »Das können Sie«, sagte Sandra. »Helfen Sie mir, Irina zurückzubekommen.«
    »Ich fürchte, das steht nicht in meiner Macht«, sagte Keenan.
    »Jemand muss doch helfen können!« Die Augen der alten Frau blickten ihn voller Qual an. »Wie kann jemand glauben, es sei besser für Irina, bei Fremden zu sein, ganz zu schweigen davon, zurück nach Rumänien geschickt zu werden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Keenan.
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    121.
    ovak war am Boden zerstört.
    N Er versuchte weiterzumachen, arbeitete auch weiter in der Detektei, weil wohlmeinende Menschen ihm immer wieder dazu rieten, aus therapeutischen wie aus finanziellen Gründen.
    Und vielleicht wäre die Arbeit tatsächlich eine Art Heilmittel gewesen, räumte er ein, wenn er das Gefühl gehabt hätte, etwas Sinnvolles zu tun. Wenn er nicht – über die Detektei und über Robin Allbeury – dazu beigetragen hätte, unschuldige Frauen in den Tod zu schicken.
    Wenn er nicht jedes Mal, wenn er das Büro betrat und Clares leeren Schreibtisch sowie seinen eigenen nagelneuen Computer sah, an alles erinnert worden wäre.
    Allbeury beauftragte Winston Cook, sämtliche nicht beweisrelevanten Daten von Novaks alter Festplatte zu sichern; außerdem lenkte es Novak ein bisschen ab, den jungen Mann im Büro um sich zu haben. Doch obwohl die Arbeit mühsam und langwierig war und Cook noch mehrere Wochen beschäftigen würde, wusste Novak, dass er letztlich wieder allein sein würde.
    Dass er wieder darauf warten würde, dass Clare ihm erlaubte, sie besuchen zu kommen; seit sie in Sicherungsverwahrung war, schienen seine Rechte als ihr Ehemann radikal beschnitten worden zu sein.
    Die meisten Menschen, das war ihm klar, würden
    wahrscheinlich nicht einmal verstehen, warum er Clare sehen wollte. Die Leute konnten ja nicht wissen, dass die Frau, die er kennen gelernt hatte, die, die ihm vor mehr als fünf Jahren in der Notaufnahme seine Kopfwunde genäht hatte – die mitfühlende Krankenschwester, für die der tägliche Umgang mit den Leiden 483
    anderer Menschen mehr war, als sie ertragen konnte –, nicht dieselbe Frau war, die diese ungeheuerlichen Dinge getan hatte.
    Die in einem Fall sogar kaltblütig genug gewesen war, zurückzugehen und die Mordwaffe in der Garage des Ehemanns ihres Opfers zu deponieren, und die anschließend ihre Tat mit solcher Präzision in ihrem Computer festgehalten hatte.
    Novak wünschte sich, diese Clare hassen zu können.
    Vielleicht konnte er es, wenn sie sich vor Gericht den grausigen Tatsachen stellen musste, sofern man sie als prozessfähig befand.
    Vielleicht konnte er es, wenn er sicher war, dass die alte Clare nie mehr zurückkam und dass es ihr nie gelingen würde, sich einen Weg durch all den Hass und das Leid zu bahnen.
    Vielleicht konnte er diese andere Clare dann hassen.
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    122.
    llbeury stellte fest, dass er einen zu großen Teil des Tages A damit verbrachte, an Lizzie und ihre Kinder zu denken.
    Einmal rief er Susan Blake an, um sie zu fragen, ob sie Lizzie gesehen habe. Susan erzählte ihm, sie habe Lizzie zweimal besucht und mehrmals mit ihr telefoniert; offenbar habe Lizzie vor, zunächst einmal weitgehend zu Hause zu bleiben.
    »Aber sie kann nicht richtig kochen, bis alles geheilt ist«, sagte Susan, »und ich glaube, das nervt sie ganz gewaltig.«
    »Was ist mit dem Schreiben?«, fragte Allbeury.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Susan. »Ich habe sie nicht gefragt, weil ich nicht wollte, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlt, zumindest nicht beruflich.«

    Allbeury wartete noch eine Woche, bis er wieder nach Marlow fuhr.
    Sie begrüßte ihn mit einiger Zurückhaltung, aber dennoch mit Wärme, wie er erfreut feststellte. Ihr Arm steckte jetzt in einem leichteren Gips, was ihr alles ein wenig erleichterte, und nur noch zwei ihrer Finger waren bandagiert; trotzdem waren ihre Hände noch längst nicht wieder gesund.
    Im Wohnzimmer sah er einen Christbaum. Weihnachtskarten standen auf dem Kaminsims, darunter prasselte ein Feuer.
    »Zumindest nach
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