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Blacksoul - In den Armen des Piraten

Blacksoul - In den Armen des Piraten

Titel: Blacksoul - In den Armen des Piraten
Autoren: Emily Bold
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kassieren.“
    Unfähig, den Sinn des eben Gehörten zu erfassen, stolperte Josie über ihre Füße, als Henry sie in Richtung Reling schob. 
    Vermutlich hätte sie das alles für einen schrecklichen Albtraum gehalten, wenn nicht der gefesselte und unbewaffnete Kapitän Henderson sich ihnen in den Weg gestellt hätte.
    „Nein, der Junge bleibt hier!“, verlangte er. Sein Blick streifte Josie nur kurz, ehe er seine Brust herausdrückte und versuchte, Entschlossenheit vorzutäuschen. Allerdings konnte er nicht einmal sie davon überzeugen, ihr Leben notfalls mit Gewalt zu schützen.
    Henry zückte den Säbel und ließ Josies Arm los. Er musste sie nicht länger festhalten, denn inzwischen war sie von Blacksouls Leuten umringt. Es gab für sie kein Entkommen. Und wo sollte sie schon hin? Sich in die eisigen Fluten des Nordatlantiks stürzen? Bang sah sie zu, wie der kräftige Henry mit einem schnellen Schritt Henderson erreichte und ihm die Säbelspitze ins Hemd drückte, sodass sich sofort ein Blutfleck bildete.
    Unter keinen Umständen wollte Josie Hendersons Tod, daher holte sie tief Luft und rief mit verstellter Stimme:
    „He, tu mir einen Gefallen! Hau ihm eine rein, damit er morgen weiß, wie sich das anfühlt, wenn man nicht derjenige ist, der austeilt.“
    Es tat ihr leid, Henderson als Schuldigen für ihren Bluterguss hinzustellen, aber nach Blacksouls Äußerung ging man wohl ohnehin davon aus, der Schiffsjunge hätte Prügel bezogen. Und lieber ein blaues Auge, über das er morgen würde klagen können, als einen Säbel in der Brust. Sie durfte Henderson keine Wahl lassen, daher setzte sie nach:
    „Henderson, das war das letzte Mal, dass du mich geschlagen hast, ich gehöre jetzt zu Blacksouls Leuten!“
    Die Piraten lachten über den aufmüpfigen kleinen Burschen, den sie in ihren Dienst gepresst hatten. Henry steckte tatsächlich den Säbel ein und spuckte sich in die Hände, als der Captain selbst neben Josie trat.
    „Henry, warum lässt du unseren neuen Schiffsjungen sich nicht selbst verabschieden?“
    Damit stieß er den vermeintlichen Burschen grob in Hendersons Richtung und verschränkte abwartend die Hände vor der Brust.
    Josie zitterte. Sie musste das jetzt tun, oder ihr Trick würde auffliegen. Daher versuchte sie, ein finsteres Gesicht zu machen und hoffte inständig, dass die Dunkelheit ihrer Tarnung zugutekam. Mit etwas Glück würde den Piraten nichts Verräterisches auffallen, wenn nur Sabatier, der mit weit aufgerissenen Augen zu ihr herübersah, nicht noch alles zunichtemachen würde. 
    Mit größtmöglicher Überzeugung holte sie aus und donnerte Henderson ihre Faust ins Gesicht, nicht ohne selbst zusammenzuzucken. Über den Schmerz, der ihr nun durch die Hand jagte, mehr als erschrocken, fluchte sie laut und rieb sich die Knöchel. Sie wagte es nicht, dem freundlichen Kapitän, der so hilfsbereit zu ihr gewesen war, noch einmal ins Gesicht zu sehen. Aber sie spürte seinen verdatterten Blick im Rücken, als sie sich schließlich ohne jegliche Gegenwehr an Bord der Deathwhisper führen ließ. 
    „Was sollen wir mit denen machen?“, fragte Felipe und deutete auf die gefangenen Matrosen.
    Mit einem Satz sprang Blacksoul von der Reling hinüber auf sein Schiff und rief über die Schulter:
    „Wie immer! Und macht schnell!“
    So, als hätte er die Anwesenheit seines neuen Schiffsjungen bereits wieder vergessen, beachtete er diesen mit keinem weiteren Blick, sondern verschwand wortlos in der Kapitänskabine. 
     
    Die Deathwhisper war um einiges größer als Hendersons Schiff, und durch die erhöhten Enden der Brigantine musste es den Piraten ein Leichtes sein, andere Schiffe zu entern. Allein und verloren stand Josie mit klopfendem Herzen da und hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Sicher würde sie nicht diesem barbarischen Kapitän hinterhergehen, also blieb sie einfach stehen und überdachte ihre Situation. Viel Zeit blieb ihr dafür jedoch nicht, denn kurz darauf kehrte der Rest der räuberischen Mannschaft zurück. Sie scherzten und lachten laut, während von Bord des Frachtschiffes kein Lebenszeichen mehr zu vernehmen war. In Windeseile hatten sie die Leinen eingeholt, mit denen die beiden Schiffe miteinander vertäut gewesen waren und die Segel gesetzt. Kaum im Wind, blähten sie sich wie weiße Flügel und trugen die Deathwhisper in die Nacht davon. Verzweifelt sah Josie das Frachtschiff immer kleiner werden. 
    „Steh hier nicht im Weg!“, wurde sie angebrüllt.
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