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Blacksoul - In den Armen des Piraten

Blacksoul - In den Armen des Piraten

Titel: Blacksoul - In den Armen des Piraten
Autoren: Emily Bold
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Wasser auf und konnte nicht einmal einen letzten Atemzug tun, ehe er von der Bugwelle in die Tiefe gerissen wurde.

Kapitel 2
     
    Guadalupe 1790
     
    D er hypnotische Singsang der aufständischen Sklaven kam immer näher. Es war eine stürmische Nacht, und die Halme des Zuckerrohrs peitschten im Wind. 
    Josephine Legrand kauerte zwischen den messerscharfen Blättern der Pflanzen, welche ihrer Familie zu einem Leben in Reichtum und Luxus verholfen hatten. Vorsichtig spähte sie durch die meterhohen Halme zurück zum Haus. 
    Erleichtert nahm sie hinter einem der hell erleuchteten Fenster eine Bewegung war, und schon im nächsten Moment kam Monsieur Sabatier über die Terrasse auf sie zu. Josie wagte es nicht, dem Verwalter ein Zeichen zu geben. Der langjährige Bedienstete rannte geduckt auf ihr Versteck zu. Als er wenige Meter neben ihr im Zuckerrohrfeld verschwand, kroch sie vorsichtig in seine Richtung. 
    „Monsieur Sabatier?“, rief sie leise seinen Namen. Die Pflanzen wuchsen so dicht, dass sie nur langsam vorwärtskam und sich bei jeder Bewegung an den Blättern die Beine zerschnitt. Direkt vor sich nahm sie eine Bewegung wahr.
    „Monsieur Sabatier?“
    „Oui, hier – was für ein Glück, ich habe Euch gefunden“, antwortete er erleichtert, während er sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte.
    Gemeinsam kauerten sie im Dickicht und behielten jede Bewegung um sich herum im Auge. Der unheilvolle Singsang wurde immer lauter – kam immer näher.
    „Habt Ihr die Papiere?“, flüsterte Josephine.
    „Oui, Mademoiselle.“ Er klopfte sich auf die Hemdtasche.
    Gespenstische Schatten wuchsen empor, als die Fackeln der Sklaven sich dem Haus näherten. Die Luft war wie elektrisiert, Wut und Aggression greifbar. Josephine war so verängstigt von dem Anblick der Aufständischen, dass sie erschrocken zusammenzuckte, als der Verwalter sie am Ärmel ihres Kleides zupfte.
    „Wir sollten verschwinden, solange wir es noch können.“ 
    „Aber, was …?“
    „Non, wir müssen hier weg. Wir können die Plantage nicht retten. Seht Euch um, wenn wir heute Nacht nicht sterben wollen, müssen wir jetzt gehen.“
    Josephine wusste, dass er recht hatte. Das unheimliche rote Leuchten am Nachthimmel hatte sie schließlich vorgewarnt. Die Plantage ihrer Nachbarn stand bereits in Flammen. Seit Tagen schon fürchtete Monsieur Sabatier um ihre Sicherheit, da die Sklavenaufstände inzwischen auch Guadalupe erreicht hatten. Zu Hunderten erhoben sich die Sklaven gegen ihre Herren, mordeten und brannten alles nieder. Von schlimmen Verstümmelungen wurde berichtet. Es hieß, die Köpfe der Plantagenbesitzer würden auf Stöcken aufgespießt vor den Ruinen ihrer Häuser tagelang zur Schau gestellt. 
    Das Grauen verursachte Josie eine Gänsehaut, und verzweifelt fuhr sie sich mit den Händen durch die dunklen Haare. Der Angstschweiß lief ihr den Rücken hinab, dennoch konnte sie sich nicht losreißen. Konnte nicht einfach ihrem Zuhause den Rücken kehren und fliehen. Alle Erinnerungen an ihre Mutter steckten in den Mauern dieses Hauses. Was sollte sie nur tun?
    „Mademoiselle, …“ Sabatiers Stimme wurde ungeduldig.
    „Ich wünschte, Vater wäre hier.“
    „Seid lieber froh, dass er es nicht ist. Er würde bei dem sinnlosen Versuch, die Sklaven aufzuhalten, sein Leben verlieren“, erwiderte er unwirsch.
    „Sinnlos? Mais non, es ist sein Lebenswerk!“
    „Oui, aber dennoch nicht wert, dafür zu sterben.“ Sabatier drehte sich um und tauchte tiefer in das undurchdringliche Meer des im Wind wogenden Zuckerrohrs.
    „Non! Monsieur …“, wollte sie ihn zurückrufen, aber entweder hörte er sie bereits nicht mehr oder er wollte sie nicht mehr hören.
    Josie zögerte kurz, überlegte fieberhaft, ob es nichts gab, was sie tun konnte, um die Sklaven zum Aufgeben zu bewegen. Was, wenn sie nun vor sie träte, ihnen die Freiheit schenken würde oder sie um Verzeihung bäte? Sicherlich würden die Leibeigenen ihr nichts tun. Sie trug ja an deren Leid keine Schuld, verstand sogar deren Wunsch nach Freiheit und empfand die Bedingungen, unter denen sie zu leben hatten, als unmenschlich. 
    Wenn sie dies den Rädelsführern klarmachen könnte, musste doch eine friedliche Lösung möglich sein. 
    Die gesichtslose Masse fackelschwingender Sklaven hatte sich inzwischen im Halbkreis um das Haus verteilt. Wie auf ein Zeichen hin verstummte mit einem Mal der monotone Gesang, und ein Mann trat hervor. Sein nackter Oberkörper glänzte im
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