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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer
Autoren: Kevin Brooks
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sie sich doch immer ihre Kicks geholt, Pete. Mit ihren Spielchen. Dir den Kopf verdrehen, deine Gefühle aufmischen.« Er zuckte die Schultern. »Ich hab einfach Ja gesagt. Ich dachte nicht, dass da groß was passiert...«
    »Aber dann ist Pauly aufgekreuzt.«
    »Ja...« Eric schüttelte den Kopf. »Verdammt, du hättest ihn mal sehen sollen, Pete. Ich meine, er war ja schon immer verrückt nach Stella, nicht? Schon bevor sie berühmt wurde, hat er doch ständig nach ihr geschielt, von ihr geredet und jedes Mal halb gesabbert, wenn er sie sah. Da kannst du dir ja vorstellen, wie er sich gefühlt hat, als er dachte, sie will was von ihm, zumal mit dem ganzen Alk und dem andern Scheiß, den er intus hatte. Der muss gedacht haben, er ist im Märchen. Und dann haut sie ihm in die Eier... direkt vor mir und Wes. Er kriecht am Boden rum, heult sich die Augen aus dem Kopf und wir lachen ihn aus... Mann, kein Wunder, dass er durchgedreht ist.«
    »Willst du damit sagen,
er
hat sie
getötet

    Eric blähte die Backen auf. »Ich glaub nicht, dass er es |473|
wollte
... er ist nur ausgerastet, verstehst du. Einfach total durchgedreht. Er ist von hinten auf sie zugelaufen, hat wie ein Irrer gebrüllt und ihr dann voll in den Rücken gestoßen.« Eric zuckte die Schultern. »Sie hat gar nicht gewusst, was sie von hinten traf. Auf einmal hat sie den Boden unter den Füßen verloren, ist Kopf voraus gegen den Eisenträger geschlagen und dann –«
    »Krach«
, sagte Campbell und stieß seine Faust gegen die Handfläche.
    Ich sah ihn an.
    Er lachte.
    Ich schaute hinunter zu dem Blutfleck auf dem schmutzigen Boden und stellte mir erneut Stellas tote Augen vor, dann sah ich wieder zu Campbell hoch. »Hast du ihre Leiche im Fluss versenkt?«
    »Und wenn?«
    »Es gab keinen Grund dafür.«
    »Was hätten wir denn tun sollen – sie zurück zu Mami und Papi bringen und sagen, tut uns leid?«
    »Ihr hättet sie einfach liegen lassen können.«
    »Klar, aber irgendwer hätte sie schließlich gefunden, oder? Und dann hätte die Polizei angefangen rumzuschnüffeln und rausgefunden, dass wir hier waren.«
    »Aber es war doch ein Unfall.«
    »Na
und
?«, sagte Campbell. »Verdammte Scheiße noch mal, was geht dich das Ganze eigentlich an?«
    Das war eine gute Frage, und wie ich da so in dem staubigen Dunkel saß, wurde mir klar, dass Campbell recht hatte. Es war mir tatsächlich egal, was sie getan hatten. Es ging mich nichts an. Jetzt, da ich sicher wusste, dass Raymond Stella nicht getötet hatte... na ja, da war der Rest doch unwichtig. |474| Es spielte keine Rolle für mich,
wer
sie umgebracht hatte, ob es ein Unfall war oder nicht, warum sie versucht hatten, das Ganze zu verschleiern. Es war mir ganz einfach egal. Und ich weiß, das klingt herzlos, aber Tatsache ist, ich konnte Stella nicht
leiden
. Ich hatte sie noch nie gemocht. Und auch Pauly war mir ziemlich gleichgültig. Ich meine, ich sag ja nicht, dass ich
überhaupt
kein Mitgefühl für sie hatte, und wenn ich hätte Schnipp machen können und Stella wäre davon wieder lebendig geworden, hätte ich es natürlich sofort getan.
    Aber das konnte ich nicht.
    Sie war tot.
    Raymond dagegen war vielleicht noch am Leben.
    Ich sah zu Eric und Campbell auf. Sie standen jetzt beide vor mir, das Licht aus dem Lüftungsgitter umrahmte ihre Silhouette mit einem Schein aus flimmerndem Staub.
    »Was habt ihr vor?«, fragte ich Eric.
    »Was hast
du
vor?«, fragte Campbell zurück.
    »Nichts«, sagte ich und sah sie an.
    Er lachte. »Da hast du verdammt recht.«
    »Hör zu«, fing ich an, »es ist mir wirklich egal, was hier unten passiert ist –«
    »Steh auf«, sagte Campbell.
    Ich sah ihn an.
    »Stell dich hin«, forderte er mich auf.
    Ich warf Eric einen Blick zu.
    »Tu einfach, was er sagt, Pete.«
    Als ich wieder zu Campbell aufsah, packte er mich an den Haaren und zerrte mich auf die Füße. Instinktiv fasste ich nach oben und versuchte seine Hand zu erwischen, doch er griff nur noch fester zu, zog noch stärker und dann – mit einem |475| plötzlichen heftigen Ruck – riss er mir eine Handvoll Haare aus. Ich schrie auf, ein armseliger kleiner Laut, und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    Er betrachtete das Büschel Haare in seiner Hand, befühlte es sorgfältig mit seinem Daumen. »Hübsch«, sagte er ungerührt, »vielleicht ein bisschen verschwitzt...«
    Er lächelte mich an.
    Ich wusste nichts zu sagen, sondern rieb mir nur die wunde Stelle auf meinem Kopf und sah
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