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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord!
Autoren: Christiane Heggan
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feindlichen Übernahmen war das keine leichte Aufgabe. Er war nicht nur das einzige der Sanders-Kinder, das ein Interesse am Bankwesen hatte, sondern auch dasjenige, das von seinem Furcht einflößenden und leicht erregbaren Vater, Monroe Sanders, am wenigsten geachtet wurde.
    Victoria betete ihre Tante und ihren Onkel an, und das aus gutem Grund. Als ihre Eltern bei einem Bootsunglück in der Chesapeake Bay vor 28 Jahren ums Leben kamen, hatte das Paar seine verzweifelte Nichte mit offenen Armen aufgenommen und sie behandelt, als wäre sie das eigene Kind.
    Die Vaterrolle war Ward leicht gefallen. Er kam selbst aus einer großen Familie und hatte sich immer ein Kind gewünscht. Cecily dagegen war von Zweifeln und Ängsten geplagt bei der Aussicht, die achtjährige Tochter ihrer Schwester erziehen zu müssen. Sie hatte sich dazu entschieden, keine Kinder zu haben, und nun befürchtete sie, dass sie die anspruchsvolle Aufgabe als Vizepräsidentin der Norton-Stiftung nicht mit der Rolle einer hingebungsvollen Mutter vereinbaren konnte.
    Aber sie hatte alle überrascht, sich selbst eingeschlossen. Innerhalb weniger Wochen beherrschte sie diese Aufgabe so perfekt und mühelos, dass Ward sie liebevoll und neckend June Cleaver nannte, wie die erfolgreiche Mutter einer der beliebtesten Fernsehserien aus den frühen 50er Jahren hieß.
    Beeindruckt von Victorias ausgeprägten Kenntnissen auf dem Gebiet der Kunst, hatte Cecily ihr vor sechs Jahren das Antiquitätengeschäft am Rittenhouse Square gekauft, ihrer Nichte die Verantwortung für den Laden übertragen und diese Entscheidung noch keine Minute lang bereut.
    Nur einmal waren die beiden Frauen aneinander geraten: als Victoria verkündete, sie habe sich in Jonathan Bowman verliebt und beabsichtige, ihn zu heiraten. Damals war er Generaldirektor des Hotel-Casinos Chenonceau in Atlantic City gewesen.
    Ganz pragmatisch hatte Ward sofort begonnen, Nachforschungen über Jonathans Werdegang anzustellen. Als sich herausstellte, dass der aus Wilmington im Bundesstaat Delaware Gebürtige ein anständiger, hart arbeitender junger Mann war, der Victoria über alles in der Welt liebte, hatte Ward der Verbindung seinen Segen gegeben.
    Nicht so Cecily. Obwohl sie selbst aus kleinen Verhältnissen stammte, hatte sie hochfliegende Pläne für ihre wunderschöne Nichte, und dazu gehörte keineswegs, dass sie einen Mann heiratete, dessen Chef man Verbindungen zur Mafia nachsagte.
    Es hatte Ward Wochen gekostet, um seine Frau davon zu überzeugen, dass man die Anklage gegen Syd Webber nicht nur aus Mangel an Beweisen hatte fallen lassen müssen, sondern dass Jonathans Arbeit als Chef einer Spielbank keinerlei Rückschlüsse auf seine mangelnde Integrität zuließ oder etwa seine Unfähigkeit, Victoria glücklich zu machen.
    Kelly beobachtete Cecily, als Victoria ihr von Jonathans Verschwinden erzählte, und sie musste zugeben, dass ihr Ziel trotz zeitweiliger Starrsinnigkeit stets und ausschließlich darauf ausgerichtet gewesen war, ihre Nichte glücklich zu machen.
    Als Victoria ihren Bericht beendet hatte, wandte Ward sich an Kelly. Sein Gesicht mit den fein geschnittenen Zügen war angespannt vor Betroffenheit und Verwirrung. „Kelly, ist das wahr? Sie glauben nicht, dass Jonathan tot ist?“
    Kelly schüttelte den Kopf. „Sagen wir mal so: Ich finde es schwer, das zu glauben. Die ganze Angelegenheit ist einfach zu merkwürdig.“
    „Aber was ist mit dem verbrannten Körper in Zimmer 116?“ fragte Cecily.
    Kelly zuckte mit den Achseln. „Das könnte jeder sein – vielleicht ist es sogar ein Komplott.“
    „Sie glauben also an ein falsches Spiel?“ wollte Ward wissen.
    „Offen gestanden, Ward, ich weiß im Moment noch nicht, was ich glauben soll. Laut Detective Quinn benutzen die meisten Menschen, die im Encantado absteigen, nicht ihren richtigen Namen. Der Umstand, dass Jonathan das getan hat, ist für mich nicht nur ein Beweis dafür, dass er nicht dort war, um Drogen zu kaufen, sondern auch, dass er in eine Falle gelockt wurde.“
    „Wozu?“
    „Ich weiß es nicht. Noch nicht.“
    Cecily seufzte ungeduldig. „Es könnte lange dauern, bis man herausgefunden hat, ob Jonathan in Drogenhandel verwickelt war. Die Nachricht könnte auch bis zu den Zeitungen durchsickern, und deshalb habe ich mich entschlossen, selbst mit Detective Quinn zu reden, und zwar sofort. Haben Sie seine Telefonnummer, Kelly?“
    „Nein, Tante Cecily.“ Victoria klang ebenso entschlossen. Wenn sie etwas
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