Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
Chamäleon ohne jedes Gewissen, er hatte tausend Gesichter für tausend Leute – und niemand kannte ihn wirklich.
    Zum Beispiel nahm sie ihm keine Sekunde lang ab, dass er sie attraktiv fand. Mit diesem Kommentar hatte er sie nur aus der Bahn werfen wollen. Und es war ihm gelungen – wenn auch aus anderem Grund als beabsichtigt.
    Verdammt, John …
    Ihre verfahrene Situation gab ihnen beiden den Rest, aber sie kamen einfach nicht raus. Und loslassen konnten sie auch nicht.
    Es war zum Kotzen.
    Xhex dematerialisierte sich zurück zu ihrem Motorrad, setzte die Sonnenbrille auf, um ihre Augen zu schützen, und fuhr los. Auf dem Weg hinaus aus der Innenstadt kam ihr eine Flotte von Streifenwagen des CPD entgegen, mit Blaulicht und Sirenen. Die Fahrzeuge rasten mit quietschenden Reifen in die Richtung, aus der sie gerade kam.
    Viel Spaß, Jungs, dachte sie.
    Ob man wohl mittlerweile schon eine feste Vorgehensweise für Massensuizide hatte?
    Sie selbst fuhr nach Norden, in Richtung der Berge. Es wäre einfacher gewesen, sich zu dematerialisieren, aber sie brauchte einen klaren Kopf, und es ging einfach nichts über hundertdreißig Stundenkilometer auf der Landstraße, um allen Unrat wegzupusten. Der kalte Wind drückte ihr die Motorradbrille gegen die Nase, und ihre Bikerjacke bildete eine zweite Haut über ihren Brüsten, als sie noch fester aufs Gas trat, sich flach auf den Tank drückte und eins wurde mit ihrer Maschine.
    Als sie auf das Anwesen der Bruderschaft zujagte, war sie sich nicht mehr sicher, warum sie sich auf diese Sache eingelassen hatte. Vielleicht hatte sie die Bitte einfach überrumpelt. Oder vielleicht hoffte sie, zufällig auf John zu treffen. Vielleicht … war ihr auch jede Abwechslung recht von diesem Sumpf der Trauer, in dem sie steckte.
    Andererseits konnte dieses Treffen mit ihrer Mutter auch alles nur noch schlimmer machen.
    Eine Viertelstunde später bog sie von der Straße ab und knallte mit voller Wucht in das Mhis, das diese Gegend umhüllte. Sie fuhr langsamer, um nicht mit Wild oder einem Baum zusammenzustoßen, und arbeitete sich den Berghang hinauf, indem sie eine Reihe von Toren passierte, die denen ähnelten, die zum Eingang des Trainingszentrums führten.
    Sie wurde nicht lange aufgehalten an den Überwachungskameras. Offensichtlich erwartete man sie.
    Als sie das letzte Hindernis überwunden hatte und den großen Bogen in den Hof fuhr, rutschte ihr das Herz in die Hose. Verdammt, das riesige Steinhaus sah noch genauso aus wie früher. Aber was sollte sich hier schon ändern? Selbst wenn es Atombomben auf die Nordostküste hagelte, dieses Ding würde stehen bleiben.
    Diese Festung und die Kakerlaken. Mehr wäre nicht übrig.
    Xhex parkte die Ducati gleich neben der Steintreppe zur Haustür, doch sie stieg nicht ab. Sie blickte auf den gebogenen Türstock, die mächtige, getäfelte Tür, die grimmigen Wasserspeier mit ihren Kameras in den Mäulern – kein Fußabstreifer mit Willkommensgruß weit und breit.
    Betreten auf eigene Gefahr, so lautete die Devise.
    Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, was sie bereits wusste: John musste schon in der Stadt sein und kämpfen, ungefähr in der Gegend, aus der sie gerade …
    Xhex drehte den Kopf nach links.
    Sie hatte das Raster ihrer Mutter erfasst. Hinter dem Haus, im Garten.
    Das war gut. Sie wollte nicht ins Haus. Wollte nicht durch die Eingangshalle laufen. Wollte sich nicht an ihr Kleid erinnern, an ihre Gedanken, an ihre Träume bei der Vereinigung.
    Dumme Fantasien über ihr neues Leben.
    Sie dematerialisierte sich auf die andere Seite der Hecke, wo sie sich problemlos orientieren konnte. Im Frühling war sie hier mit John herumspaziert. Sie hatten sich unter den knospenden Zweigen der Obstbäume hindurchgeduckt, den vergessenen Geruch von frischer Erde geatmet und sich gegenseitig gegen die Kälte gewärmt, die bald dem Sommer weichen sollte.
    Die Welt war voller Möglichkeiten gewesen. Doch wenn man bedachte, wo sie jetzt standen, schien es nur passend, dass die Wärme des Sommers verflogen war, dass sie die große Blütezeit versäumt hatten: Jetzt lagen die Blätter im Gras, die Zweige waren wieder kahl, und alles zog sich in sich zurück.
    Toll, mit ihren Gedanken konnte man besinnliche Grußkarten bedrucken.
    Sie konzentrierte sich auf das Raster ihrer Mutter und ging seitlich am Haus entlang, vorbei an den Terrassentüren von Billardzimmer und Bibliothek.
    No’One stand am Pool, eine reglose Gestalt, angeleuchtet vom blauen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher