Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 19 - Liebesmond

Black Dagger 19 - Liebesmond

Titel: Black Dagger 19 - Liebesmond
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
annähernd lauen Nächten war frühestens in einem Monat zu rechnen.
    Tohr ließ die Luft durch den Mund ausströmen, während er mit kräftigen Zügen an die Oberfläche ruderte, wo er in zügigen Freistil verfiel. Er erreichte den Jäger, packte ihn an der Jacke und zog das nasse Bündel ans Ufer.
    Wo er diese Sache zu Ende bringen würde. Um nach dem Nächsten Ausschau zu halten.
    Als Tohr seitlich von der Brücke sprang, zog John Matthews Leben vor seinem geistigen Auge vorüber – so als hätte er selbst den Schritt ins Nichts getan.
    Er war gerade damit beschäftigt, den Lesser abzufertigen, den er gejagt hatte, am Ufer unter der Ausfahrt, da geschah es: Aus dem Augenwinkel sah er etwas aus großer Höhe in den Hudson stürzen.
    Erst hatte er nicht verstanden. Jeder Lesser mit auch nur einem Funken Verstand musste wissen, dass dies kein Ausweg war. Doch dann war plötzlich alles viel zu klar geworden. Eine Gestalt stand am Rand der Brücke, und der Ledermantel flatterte über dem Fluss wie ein Leichentuch.
    Tohrment.
    Neeeeeein, hatte John geschrien, ohne dabei einen Laut von sich zu geben.
    » Ach du Scheiße, er wird springen«, keuchte Qhuinn hinter ihm.
    John stürzte los, so wenig es auch half, und stieß dann einen weiteren stummen Schrei aus, als dieser Vampir lossprang, der für ihn fast so etwas wie ein Vater war.
    Später würde John darüber sinnieren, dass in solchen Momenten wohl das geschah, was die Leute vom Tod selbst erzählten – wenn man etwas beobachtete, das auf das sichere Ende hinauslief, schaltete der Kopf auf Diavortrag und zeigte Ausschnitte aus dem Leben.
    John am Tisch bei Tohr und Wellsie in dieser ersten Nacht, nachdem er in die Vampirwelt aufgenommen worden war … Tohrs Gesicht, als der Bluttest ergab, dass John der Sohn von Darius war … dieser albtraumhafte Moment, als die Bruderschaft zu ihnen kam und ihnen eröffnete, dass Wellsie nicht mehr war …
    Dann kamen Bilder vom zweiten Akt: Wie Lassiter einen vollkommen ermatteten, ausgemergelten Tohr von irgendwoher anschleppt … Wie Tohr und John schließlich gemeinsam an dem Mord zerbrechen … Wie Tohr langsam wieder zu Kräften kommt … Wie Johns eigene Shellan in dem roten Kleid erscheint, in dem sich Wellsie mit Tohr vereinigt hatte …
    Mann, das Schicksal war wirklich das Letzte. Es platzte bei jedem in den Garten und zertrampelte die Rosenbeete.
    Und dann setzte es zur Krönung noch einen fetten, stinkenden Haufen in die Mitte.
    Doch plötzlich löste sich Tohr in Luft auf. Gerade stürzte er noch in den Abgrund, im nächsten Moment war er verschwunden.
    Dem Himmel sei Dank, dachte John.
    » Dem Himmel sei gedankt«, hauchte auch Qhuinn.
    Einen Moment später schoss ein dunkler Blitz hinter einem der Brückenpfeiler hervor ins Wasser.
    Ohne einen Blick oder irgendwelche Worte zu wechseln, rannten er und Qhuinn in diese Richtung und kamen gerade am felsigen Ufer an, als Tohr sich wieder materialisierte, den Jäger packte und ans Ufer paddelte. John brachte sich in Position, um zu helfen, den Lesser herauszuziehen, und heftete dabei den Blick auf Tohrs verbissenes, bleiches Gesicht.
    Der Vampir sah aus wie tot, obwohl er streng genommen lebte.
    Hab ihn, signalisierte John in Gebärdensprache, beugte sich nach vorne, ergriff einen Arm und hievte den durchweichten Jäger aus dem Fluss. Das Ding sackte in sich zusammen und gab ein wundervolles Bild ab, wie ein Fisch mit Glupschaugen und aufgerissenem Maul. Aus seiner Kehle drangen leise, klickende Geräusche.
    Doch das eigentliche Problem war Tohr, und John musterte ihn skeptisch, als er aus dem Wasser stieg: Die Lederhose klebte an den dürren Oberschenkeln, das ärmellose Shirt haftete wie eine zweite Haut an der flachen Brust, das kurze schwarze Haar mit der weißen Strähne stand in alle Richtungen ab, obgleich es nass war.
    Finstere blaue Augen waren auf den Lesser geheftet.
    Oder sie mieden bewusst Johns Blick.
    Vermutlich beides.
    Tohr packte den Lesser an der Gurgel. Dann bleckte er gefährlich lange Fänge und knurrte: » Hab dich gewarnt.«
    Damit zog er seinen schwarzen Dolch und begann, auf sein Opfer einzustechen.
    John und Qhuinn mussten einen Schritt zurücktreten. Sonst hätte ihnen das Spektakel einen Anstrich verpasst.
    » Er könnte ihm doch einfach in die verdammte Brust stechen«, murmelte Qhuinn, » und dieser Sache ein Ende setzen.«
    Aber hier ging es nicht allein darum, den Jäger zu töten. Hier ging es ums Schänden.
    Die scharfe schwarze Klinge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher