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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind
Autoren: J.R. Ward
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Samaritern bekomme ich Ausschlag.«

    »Manchmal wirkt einfach nur das Gegenteil.«
    »Dann haben wir aber verdammtes Pech.« Butch deutete mit dem Kopf auf die halb nackte Menge, die sich zugedröhnt auf der Tanzfläche wand. »Hier sehen alle gleich aus.«
    Komisch, während seiner Jahre bei der Polizei von Caldwell war Butch das ZeroSum immer ein Rätsel gewesen. Jeder wusste, dass es eine Sex- und Drogenhölle war. Aber niemand war in der Lage gewesen, genügend Verdachtsmomente auf den Tisch zu legen, um endlich einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen – obwohl man an jedem beliebigen Abend hier reinmarschieren und Dutzende von Gesetzesverstößen beobachten konnte. Meistens gleich zwei auf einmal.
    Doch seit Butch sich mit der Bruderschaft herumtrieb, wusste er warum. Der Reverend hatte einiges in der Trickkiste, wenn es darum ging, die menschliche Wahrnehmung von Ereignissen und Umständen zu verändern. Als Vampir konnte er das Kurzzeitgedächtnis jedes Menschen löschen, Überwachungskameras manipulieren und sich nach Lust und Laune dematerialisieren. Der Typ und sein Laden waren ein bewegliches Ziel, das sich nie bewegte.
    »Sag mal«, begann Butch, »wie hast du es eigentlich geschafft, deine kleine Nebenbeschäftigung hier vor deiner Aristokratenfamilie geheim zu halten?«
    Der Reverend lächelte leicht, sodass nur die Spitzen seiner Fänge zu sehen waren. »Sag mal, wie hat es ein Mensch geschafft, so dicke mit der Bruderschaft zu werden?«
    Nachdenklich tippte Butch an sein Glas. »Manchmal geht das Schicksal bescheuerte Wege.«
    »Wie wahr, Mensch. Wie wahr.« Als Butchs Handy klingelte, stand der Reverend auf. »Ich schicke dir was rüber, Kumpel.«
    »Wenn es kein Scotch ist, will ich es nicht haben.«

    »Du wirst schon sehen.«
    »Glaube ich nicht.« Butch klappte sein Handy auf. »Was ist los, V? Wo seid ihr?«
    Vishous keuchte wie ein Rennpferd, im Hintergrund heulte der Wind: die Symphonie einer Verfolgungsjagd. »Scheiße, Bulle. Wir haben Probleme.«
    Sofort wurde bei Butch sämtliches Adrenalin auf einmal ausgeschüttet. »Wo seid ihr?«
    »In einem Vorort. Die verdammten Lesser haben angefangen, Zivilisten in ihren Häusern zu jagen.«
    Butch sprang auf. »Ich bin schon unterwegs …«
    »Nichts da. Du bleibst, wo du bist. Ich hab nur angerufen, damit du nicht glaubst, wir wären tot oder so, wenn wir nicht auftauchen. Bis später.«
    Die Verbindung war weg.
    Butch ließ sich wieder auf seinen Platz sinken. Vom Nachbartisch dröhnte lautes, fröhliches Lachen herüber, irgendein toller Witz, der alle zum Prusten brachte.
    Butch starrte in sein Glas. Vor sechs Monaten hatte er nichts im Leben gehabt. Keine Frau. Keine Familie, der er nahestand. Kein vernünftiges Zuhause. Und sein Job bei der Mordkommission hatte ihn aufgefressen. Dann war er wegen Polizeibrutalität an die Luft gesetzt worden und hatte sich in Folge einiger wirklich absonderlicher Ereignisse der Bruderschaft angeschlossen. Hatte die eine und einzige Frau kennengelernt, die ihm je den Atem verschlagen hatte. Und außerdem hatte er seinen Klamottenstil vollkommen umgekrempelt.
    Zumindest der letzte Punkt war positiv zu bewerten.
    Eine Zeit lang hatten diese Veränderungen die Realität verschleiert, aber nach und nach war ihm aufgefallen, dass er trotz aller äußerer Unterschiede im Prinzip genau da stand, wo er seit jeher gestanden hatte: Er war auch nicht besser dran als damals, als er noch in seinem alten Leben
dahinvegetierte. Er gehörte immer noch nirgends dazu, fühlte sich stets außen vor, drückte sich die Nase an der Scheibe platt.
    Während er seinen Scotch leerte. dachte er an Marissa und stellte sich ihr hüftlanges blondes Haar vor. Ihre blasse Haut. Ihre hellblauen Augen. Ihre Fänge.
    Der Reverend hatte recht – keine Blonden für ihn. Mit einer Hellhaarigen könnte er nie im Leben intim werden.
    Ach, was sollte dieser Haarfarbenblödsinn. Keine Frau in diesem Klub oder auf dem ganzen Planeten konnte Marissa das Wasser reichen. Sie war rein wie ein Kristall, sie brach das Licht, verbesserte das Leben um sich her, leuchtete durch ihre Anmut.
    Mist. Er war ja so ein Trottel.
    Aber es war einfach so wunderbar mit ihnen beiden gewesen. In der kurzen Zeit, als sie sich von ihm angezogen zu fühlen schien, hatte er gehofft, sie könnten zusammen etwas aufbauen. Doch dann war sie urplötzlich von der Bildfläche verschwunden. Was selbstverständlich nur ein Beweis für ihre Intelligenz war. Er hatte einer Frau nicht
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