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Black Dagger 03 - Ewige Liebe

Black Dagger 03 - Ewige Liebe

Titel: Black Dagger 03 - Ewige Liebe
Autoren: J.R. Ward
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pechschwarz. Die Pupille dehnte sich einfach so weit aus, bis von der Iris und dem Weißen nichts mehr zu erkennen war, bis nur mehr ein abgrundtiefes Loch blieb.
    Es war, wie in die Unendlichkeit zu blicken. Oder vielleicht in den Schleier, wenn man starb.
    »Willst du das wirklich wissen?«, fragte der Bruder.
    Rhage ließ die Hand sinken. »Es geht mir nur um eine einzige Sache. Werde ich lange genug leben, um von meinem
Fluch erlöst zu werden? Du weißt schon, finde ich jemals wieder auch nur ein bisschen Ruhe?«
    Die Tür flog auf, und ein Betrunkener taumelte heraus wie ein LKW mit gebrochener Achse. Der Kerl steuerte auf die Büsche zu, übergab sich und legte sich dann bäuchlings auf den Asphalt.
    Der Tod war wenigstens ein sicherer Weg, Frieden zu finden, dachte Rhage. Und jeder musste sterben. Selbst Vampire. Irgendwann.
    Er wich dem Blick seines Bruders aus. »Streich das, V. Ich will es nicht wissen.«
    Er war bereits einmal verflucht worden, und vor ihm lagen noch einundneunzig Jahre, bevor er wieder frei war. Einundneunzig Jahre, acht Monate und vier Tage, bis die Strafe vorbei war, und die Bestie nicht mehr länger ein Teil von ihm wäre. Warum sollte er sich gleich die komplette kosmische Packung abholen, und sich sagen lassen, dass er gar nicht so lange leben würde?
    »Rhage.«
    »Was?«
    »Ich sage dir etwas anderes. Dein Schicksal naht. Und sie kommt bald.«
    Rhage lachte. »Ach ja? Wie ist sie denn so? Ich habe sie am liebsten –«
    »Sie ist eine Jungfrau.«
    Ein Schauer fuhr Rhage über den Rücken und bohrte sich in seine Eingeweide. »Du machst Witze, oder?«
    »Sieh mir ins Auge. Glaubst du, ich verarsche dich?«
    V hielt einen Augenblick inne, dann öffnete er die Tür. Der Gestank von Bier und menschlichen Körpern schlug ihnen entgegen, untermalt von einem alten Guns-N’Roses-Song.
    Beim Hineingehen murmelte Rhage: »Du bist echt ein irrer Typ, mein Bruder.«

3
    An dieser Pawlov-Sache war schon was dran, dachte Mary, als sie in die Stadt fuhr. Ihre Panikreaktion auf den Anruf von Dr. Della Croces Praxis war ein antrainierter Reflex, mit Logik hatte das nichts zu tun. »Nachuntersuchung« konnte alles Mögliche bedeuten. Nur weil sie Anrufe von Ärzten automatisch mit Katastrophe assoziierte, hieß das nicht, dass sie eine Hellseherin war. Sie hatte keine Ahnung, was – beziehungsweise ob — etwas nicht in Ordnung war. Immerhin befand sie sich seit fast zwei Jahren auf dem Weg der Besserung und fühlte sich einigermaßen gesund. Gut, sie wurde schnell müde, aber wem ging das nicht so? Ihr Job und die ehrenamtliche Arbeit hielten sie eben auf Trab.
    Gleich morgen früh würde sie anrufen und einen Termin vereinbaren. Aber jetzt musste sie Billys Schicht an der Selbstmordhotline für ihn übernehmen.
    Als die Anspannung allmählich nachließ, atmete sie tief durch. Die nächsten vierundzwanzig Stunden würden eine Belastungsprobe werden, keine Frage. Ihr Nervenkostüm
würde sich in ein Trampolin und ihr Verstand in einen Whirlpool verwandeln. Der Trick bestand darin, die Panikphasen auszusitzen, und dann ihre Kräfte zu sammeln, wenn die Angst sich legte.
    Sie parkte den Civic auf einem Parkplatz an der Tenth Street und lief schnell zu einem schmuddeligen sechsstöckigen Gebäude. Das hier war der heruntergekommenste Teil der Stadt, Überbleibsel eines ehrgeizigen städtischen Projekts aus den Siebzigern. Damals wollte man ein Areal von neun Blocks – ein sogenanntes Problemviertel – in ein Geschäftsviertel verwandeln. Der Optimismus war verfrüht gewesen, und inzwischen wechselten sich hier mit Brettern vernagelte Bürogebäude und billige Unterkünfte ab.
    Mary blieb am Eingang kurz stehen und winkte den beiden Polizisten zu, die in ihrem Streifenwagen vorbeifuhren.
    Die Zentrale der Selbstmordhotline lag im zweiten Stock zur Straße hin, und sie blickte zu den hell erleuchteten Fenstern hinauf. Ihr erster Kontakt zu der gemeinnützigen Einrichtung hatte als Anruferin stattgefunden. Drei Jahre später besetzte sie selbst immer donnerstags-, freitags- und samstagnachts ein Telefon. Außerdem kam sie an Feiertagen her und sprang bei Bedarf für Kollegen ein.
    Niemand wusste, dass sie einmal selbst angerufen hatte. Niemand wusste, dass sie Leukämie hatte. Und sollte sie den Kampf gegen ihr Blut wieder aufnehmen müssen, würde das auch niemand erfahren.
    Nachdem sie ihrer eigenen Mutter beim Sterben zugesehen hatte, wollte sie nicht, dass jemand einmal an ihrem Bett stünde und
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