Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
stand auf. »So, bin ich das?«
    »Ja – was hast du?«
    »Also –« begann Richard, dann stockte er. »Ach was.
    Es ist nichts.«
    Er wollte sich von ihr abwenden, aber Lucia drehte ihn zu sich herum und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Richard, Liebster –« begann sie. Er griff nach ihren Händen und schob sie von seinen Schultern. »Richard –« begann sie noch einmal.
    Richard sah auf sie hinunter, die Arme auf dem Rücken. »Hältst du mich für einen vollkommenen Trottel?« fragte er. »Meinst du, ich hätte nicht gesehen, wie dein ›Bekannter‹ dir heute abend ein Zettelchen zugesteckt hat?«
    »Du meinst... du hast gedacht –?«
    Er schnitt ihr barsch das "Wort ab. »Warum bist du vom Essen weggerannt? Von wegen Schwächeanfall! Das war doch nur ein Vorwand. Du wolltest allein sein, um dein kostbares Briefchen zu lesen. Du konntest es gar nicht erwarten. Fast verrückt geworden bist du vor Ungeduld, weil du uns nicht loswurdest. Zuerst Tante Caroline, dann mich.« Der Blick, mit dem er sie ansah, war kalt vor Gekränktheit und Zorn.
    »Du bist ja verrückt, Richard«, sagte Lucia. »Mein Gott, das ist doch lächerlich. Du kannst nicht ernsthaft glauben, daß mir etwas an Carelli liegt. Oder? Kannst du das wirklich glauben? Mein lieber, lieber Richard –für mich gibt es nur dich! Sonst niemanden. Das solltest du doch wissen.«
    Richard starrte sie unverwandt an. »Was steht auf dem Zettel?« fragte er ruhig.
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Dann zeig ihn mir.«
    »Das – geht nicht«, sagte Lucia. »Ich habe ihn vernichtet.«
    Auf Richards Gesicht erschien ein kaltes Lächeln, das sogleich wieder verschwand. »Das ist nicht wahr«, sagte er. »Zeig ihn mir.«
    Lucia schwieg eine kleine Weile und sah ihn nur flehend an. Dann fragte sie: »Kannst du mir nicht vertrauen, Richard?«
    »Ich könnte ihn dir mit Gewalt wegnehmen«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, wobei er einen Schritt auf sie zu machte. »Ich wäre fast geneigt...«
    Lucia wich mit einem leisen Aufschrei vor ihm zurück, sah ihm aber weiter fest in die Augen, als wollte sie ihn zwingen, ihr zu glauben. Plötzlich wandte er sich ab.
    »Nein«, sagte er, mehr zu sich selbst. »Es gibt Dinge, die man einfach nicht tut.« Er drehte sich wieder um.
    »Aber diesen Carelli – bei Gott, den werde ich mir vorknöpfen.«
    Lucia ergriff mit einem Schreckensruf seinen Arm.
    »Nein, Richard, nein, das darfst du nicht. Tu's nicht, ich flehe dich an. Tu das nicht!«
    »Hast du etwa Angst um deinen Liebsten?« fragte Richard hämisch.
    »Er ist nicht mein Liebster«, versetzte Lucia heftig.
    Richard faßte sie bei den Schultern. »Vielleicht nicht –noch nicht«, sagte er. »Vielleicht will er...«
    Er hörte Stimmen von draußen und verstummte. Dann riß er sich mit Mühe zusammen und ging zum Kamin, nahm ein Zigarettenetui nebst Feuerzeug aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. Die Tür öffnete sich, die Stimmen wurden lauter. Lucia ging zu dem Stuhl, den Richard vor einer Weile verlassen hatte, und setzte sich. Ihr Gesicht war weiß, und sie hielt die Hände krampfhaft ineinander verschlungen.
    Miss Amory trat mit ihrer Nichte Barbara ein, einer überaus modernen jungen Frau von einundzwanzig Jahren. Ihre Handtasche schwenkend, ging Barbara auf Lucia zu. »Na, Schätzchen, geht's wieder?« fragte sie.

3
    Lucia rang sich ein Lächeln ab, als Barbara Amory auf sie zukam. »Ja, danke, mein Herz«, antwortete sie.
    »Mir geht es bestens. Ehrlich.«
    Barbara blickte auf die schöne, dunkelhaarige Frau ihres Vetters hinunter. »Du hast Richard doch nicht etwa eine frohe Botschaft überbracht?« meinte sie. »Ist das des Rätsels Lösung?«
    »Frohe Botschaft? Was für eine frohe Botschaft? Ich weiß nicht, was du meinst«, versicherte Lucia.
    Barbara verschränkte die Arme vor der Brust und machte eine Schaukelbewegung, als wiegte sie ein Baby. Lucia hatte für diese Pantomime nur ein betrübtes Lächeln und ein Kopfschütteln übrig, während Miss Amory vor Entsetzen gleich auf einen Stuhl sank. »Ich muß schon sagen, Barbara!« schalt sie.
    »Nun«, meinte Barbara, »es kann doch mal ein Malheur passieren.«
    Ihre Tante schüttelte energisch den Kopf. »Ich weiß nicht, wie weit es mit den jungen Mädchen von heute gekommen ist«, erklärte sie niemandem im besonderen.
    »In meiner Jugend haben wir über Mutterschaft keine frivolen Reden geführt, und ich hätte nie zugelassen...«
    Sie brach ab, als sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher