Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Und mit energischen Bewegungen begann sie Lippenstift aufzutragen.
    »Also wirklich, Barbara«, rief ihre Tante. »Du solltest dir nicht derart viel von diesem roten Zeug auf die Lippen schmieren. Das ist eine sehr kräftige Farbe.«
    »Na hoffentlich«, versetzte Barbara, ohne sich bei ihrer kosmetischen Auffrischung stören zu lassen. »Hat schließlich siebeneinhalb Schilling gekostet.«
    »Siebeneinhalb Schilling! Schändlich, so eine Geldverschwendung, und nur für – für –«
    »Für ›Kußecht‹, Tante Caroline.«
    »Wie bitte?«
    »Der Lippenstift. Er heißt ›Kußecht‹.«
    Ihre Tante zog mißbilligend die Luft ein. »Ich weiß natürlich«, sagte sie, »wie leicht einem die Lippen aufspringen, wenn man bei scharfem Wind draußen war, da ist ein bißchen Einfetten ganz ratsam. Mit Lanolin zum Beispiel. Ich nehme immer –«
    Barbara fiel ihr ins Wort. »Liebe Tante Caroline, das eine laß dir von mir sagen: Ein junges Mädchen kann gar nicht genug Lippenstift auftragen. Schließlich weiß man nie, wieviel man davon im Taxi nach Hause abgeben muß.« Mit diesen Worten verstaute sie Spiegel, Puderquaste und Lippenstift wieder in ihrer Handtasche.
    Miss Amory sah sie verständnislos an. »Was heißt das, ›im Taxi nach Hause‹?« fragte sie. »Das verstehe ich nicht.«
    Barbara stand auf, trat hinters Sofa und beugte sich von hinten über Lucia. »Macht nichts. Lucia versteht schon, nicht wahr, Schätzchen?« fragte sie und kraulte Lucia am Kinn.
    Lucia Amory blickte verwirrt um sich. »Entschuldige«, sagte sie zu Barbara. »Ich habe nicht zugehört. Was hast du gesagt?«
    Für Caroline Amory war das die Gelegenheit, ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf Lucia und ihren Gesundheitszustand zu richten. »Ich mache mir wirklich Sorgen um dich, Liebes«, sagte sie. Dann sah sie von Lucia zu Barbara. »Man müßte ihr doch irgend etwas geben können, Barbara. Was haben wir denn im Haus? Hirschhornsalz wäre natürlich genau das Richtige, aber dummerweise hat diese ungeschickte Ellen heute morgen beim Staubwischen mein Fläschchen zerschlagen.«
    Barbara spitzte die Lippen und dachte kurz nach. »Ich weiß«, rief sie dann. »Die Krankenhausapotheke!«
    »Krankenhausapotheke? "Was meinst du denn damit?
    Welche Krankenhausapotheke?« fragte Miss Amory.
    Barbara setzte sich auf einen Stuhl neben Miss Amory.
    »Du weißt doch«, sagte sie, »Ednas Sachen.«
    Über Miss Amorys Gesicht ging ein Strahlen. »Ach ja, natürlich! Ich wünschte«, sagte sie, nun wieder zu Lucia, »du hättest Edna noch kennengelernt. Das ist meine ältere Nichte, Barbaras Schwester. Sie ist mit ihrem Mann nach Indien gegangen – das war ungefähr drei Monate, bevor du mit Richard hierherkamst. Edna war ja so ein tüchtiges junges Mädchen.«
    »Über die Maßen tüchtig«, bestätigte Barbara. »Hat gerade Zwillinge bekommen. Und da es in Indien keine Stachelbeersträucher gibt, muß sie die wohl unter einem Mangobaum gefunden haben.«
    Miss Amory ließ sich zu einem Lächeln herab. »Hör doch auf, Barbara.« Dann wandte sie sich wieder an Lucia: »Was ich gerade erzählen wollte, Edna hat sich im Krieg zur Apothekerin ausbilden lassen. Hat hier in unserem Krankenhaus gearbeitet. Wir hatten im Krieg nämlich das Rathaus zum Krankenhaus gemacht. Und nach dem Krieg hat Edna dann noch ein paar Jahre, bis zu ihrer Heirat, weiter als Apothekerin gearbeitet; hier im Kreiskrankenhaus. Mit Medizin und Pillen und dergleichen kannte sie sich sehr gut aus. Kennt sie sich wohl immer noch. In Indien muß das für sie von unschätzbarem Wert sein. Aber was wollte ich sagen?
    Ach ja – als sie fortging... Was haben wir da eigentlich mit diesen vielen Fläschchen von ihr gemacht?«
    »Das weiß ich noch ganz genau«, sagte Barbara. »Wir haben viele von Ednas alten Sachen aus der Apotheke in einen Kasten getan. Eigentlich sollten sie sortiert und an Krankenhäuser geschickt werden, aber dann haben wir es alle miteinander vergessen, oder zumindest hat keiner was getan. Den Kasten haben wir auf den Dachboden gestellt, und da ist er erst wieder zum Vorschein gekommen, als Edna schon ihre Sachen für Indien packte. Da oben steht er –« Barbara zeigte zum Bücherschrank –, »und noch immer hat sich keiner das Zeug mal angesehen oder gar aussortiert.«
    Sie stand auf, trug ihren Stuhl zum Bücherschrank, stieg hinauf und nahm den schwarzen Blechkasten herunter.
    Ohne auf Lucias leises »Laß nur, ich brauche wirklich nichts« zu hören, brachte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher