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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
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nur nett sein, Richard.«
    »Ja, sicher. Ich finde nur, daß sie es ein bißchen übertreibt.«
    »Ich glaube, sie mag mich eben«, sagte Lucia leise.
    »Wie? Ach so, natürlich.« Richard schien nicht ganz bei der Sache. Er stand nur da und sah seine Frau an.
    Beide schwiegen verlegen. Endlich ging Richard auf Lucia zu und blickte von oben auf sie hinunter. »Und ich kann dir wirklich nicht irgend etwas besorgen?«
    »Nein, Richard, danke.« Lucia sah zu ihm auf und zwang sich zu einem Lächeln. »Geh nur wieder ins Speisezimmer. Mir geht es jetzt wirklich gut.«
    »Nein, ich bleibe bei dir«, erwiderte ihr Mann.
    »Ich möchte aber lieber allein sein.«
    Sie schwiegen wieder. Dann trat Richard hinters Sofa und fragte: »Sind die Kissen so in Ordnung? Soll ich dir noch eins unter den Kopf schieben?«
    »Ich sitze so ganz bequem«, wehrte Lucia ab. »Aber ein bißchen frische Luft wäre gut. Könntest du die Terrassentür öffnen?«
    Richard ging hin und hantierte am Hebel. »Mist!« rief er. »Der Alte hat das Ding mit einem seiner Patentschlösser gesichert. Ohne Schlüssel kriegt man es nicht auf.«
    Lucia zuckte die Achseln. »Macht nichts«, murmelte sie. »Ist ja nicht so wichtig.«
    Richard ging zu einem der Stühle am großen Tisch und setzte sich, die Ellbogen auf den Oberschenkeln, den Körper nach vorn gebeugt. »Ist er nicht toll, mein alter Herr? Immer wieder erfindet er was Neues.«
    »Stimmt«, antwortete Lucia. »Er muß mit seinen Erfindungen schon viel Geld verdient haben.«
    »Unsummen«, knurrte Richard verdrießlich. »Aber es geht ihm nicht ums Geld. Da sind sie alle gleich, diese Wissenschaftler. Immer hinter irgend etwas völlig Unbrauchbarem her, wofür sich außer ihnen kein Mensch auf der Welt interessiert. Atome spalten, mein Gott!«
    »Trotzdem ist er ein großer Mann, dein Vater.«
    »Ja, ich denke, er ist einer der führenden Naturwissenschaftler unserer Zeit«, gab Richard zähneknirschend zu. »Aber er kennt nun einmal keinen anderen Standpunkt als seinen eigenen.« Richards Ton wurde immer ungehaltener. »Und mich behandelt er verdammt schlecht.«
    »Ich weiß«, stimmte Lucia ihm zu. »Er kettet dich hier ans Haus, als wärst du sein Gefangener. Warum hat er eigentlich von dir verlangt, aus der Armee auszuscheiden und hier bei ihm zu leben?«
    »Möglicherweise hat er gedacht, ich könnte ihm bei seiner Arbeit helfen«, sagte Richard. »Dabei hätte er wissen müssen, daß ich auf dem Gebiet zu nichts tauge.
    Ich habe einfach nicht den Grips dafür.« Er rückte seinen Stuhl ein Stückchen näher zu Lucia und beugte wieder den Oberkörper vor. »Mein Gott, Lucia, manchmal möchte ich regelrecht verzweifeln. Der Mann schwimmt im Geld, aber er gibt es bis auf den letzten Penny für seine dämlichen Experimente aus. Man sollte doch meinen, er würde mir mal ein bißchen von dem überlassen, was mir eines Tages sowieso gehören wird, damit ich mich von hier unabhängig machen kann.«
    Lucia setzte sich aufrecht. »Geld!« rief sie verbittert.
    »Darum dreht sich doch letzten Endes alles. Geld!«
    »Ich fühle mich wie eine Fliege im Spinnennetz«, fuhr Richard fort. »Hilflos. Vollkommen hilflos.«
    »Ich doch auch, Richard!« rief Lucia flehend. »Ich doch auch!«
    Ihr Mann sah sie bestürzt an. Er wollte etwas sagen, aber Lucia fuhr schon fort: »Ja, ich auch. Hilflos. Und auch ich möchte hier raus.« Plötzlich stand sie auf und ging, während sie erregt weiterredete, zu ihm.
    »Richard, bevor es zu spät ist, bring mich um Himmels willen von hier fort!«
    »Fort?« Richards Stimme klang hohl und verzweifelt.
    »Wohin denn?«
    »Egal wohin«, antwortete Lucia immer erregter.
    »Irgendwohin auf der Welt. Nur weg von diesem Haus. Das ist das einzig Wichtige, weg von diesem Haus. Ich habe Angst, Richard, ich habe Angst, sage ich dir. Die Schatten ...« Sie blickte furchtsam über ihre Schulter, als vermutete sie welche hinter sich. »Schatten überall.«
    Richard war sitzen geblieben. »Wie sollen wir denn von hier fort, ohne Geld?« Er sah zu Lucia auf und meinte verbittert: »Von einem Mann ohne Geld hat eine Frau nicht viel, nicht wahr, Lucia? Habe ich nicht recht?«
    Sie wich einen Schritt vor ihm zurück. »Wie kommst du denn darauf?« fragte sie. »Was meinst du damit?«
    Richard sah sie nur weiter an und schwieg; sein Gesicht war verkniffen und doch seltsam ausdruckslos.
    »Was ist denn heute los mit dir, Richard?« fragte Lucia.
    »Du bist irgendwie – anders.«
    Richard
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