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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
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welches in meinem Zimmer.«
    »Nein, danke«, erwiderte Lucia. »Wirklich, ich fühle mich jetzt wieder ganz wohl.«
    »Aber es würde mir gar keine Umstände machen«, beteuerte Caroline Amory. »Ich habe ein sehr gutes Riechsalz, so schön rosa, und in einem wunderhübschen Fläschchen. Ganz stark. Salmiak. Oder heißt es Salmiakgeist? Das kann ich mir nie merken. Jedenfalls ist es nicht das, womit man die Toilette reinigt.«
    Lucia lächelte milde, sagte aber nichts. Miss Amory war aufgestanden. Offenbar unschlüssig, ob sie das Riechsalz nun holen sollte oder nicht, trat sie hinters Sofa und rückte die Kissen zurecht. »Bestimmt hast du dich plötzlich verkühlt«, fuhr sie fort. »Heute morgen sahst du nämlich noch aus wie das blühende Leben. Vielleicht die Aufregung über das Wiedersehen mit deinem italienischen Freund, Dr. Carelli? So plötzlich und unerwartet, nicht? Dich muß ja fast der Schlag getroffen haben.«
    Richard, Lucias Mann, war während dieser Worte in die Bibliothek gekommen. Miss Amory bemerkte ihn nicht, denn sie war ganz mit Lucia beschäftigt, die sie offenbar so aufgeregt hatte, daß sie mit geschlossenen Augen an die Sofalehne zurückgesunken war und zitternd dalag. »Aber was ist denn, Liebes?« rief sie erschrocken. »Bekommst du wieder einen Schwächeanfall?«
    Richard Amory schloß die Tür und näherte sich den beiden Frauen. Er war etwa dreißig Jahre alt und mittelgroß, ein Engländer von konventionell gutem Aussehen, mit rötlichem Haar und kräftiger, etwas untersetzter Figur. »Geh du nur fertig essen, Tante Caroline«, sagte er zu Miss Amory. »Lucia ist bei mir in guten Händen. Ich kümmere mich um sie.«
    Miss Amory schien weiter unschlüssig. »Ach, du bist es, Richard. Nun, dann sollte ich vielleicht wirklich lieber gehen«, meinte sie, während sie schon ein paar zögernde Schritte zur Dielentür machte. »Du weißt, wie verhaßt deinem Vater Störungen aller Art sind. Besonders wenn Besuch da ist. Man kann ja auch nicht behaupten, daß er ein guter Freund der Familie wäre.«
    Sie wandte sich noch einmal an Lucia. »Was ich eben sagen wollte, Liebes – es ist doch sehr merkwürdig, wie dieser Dr. Carelli so plötzlich hier aufgetaucht ist, ohne die mindeste Ahnung, daß du in dieser Gegend zu Hause bist. Läuft dir im Dorf ganz einfach über den Weg! War das nicht eine Riesenüberraschung für dich?«
    »Doch«, sagte Lucia.
    »Wie klein die Welt ist, sage ich immer«, fuhr Miss Amory fort. »Ein sehr gutaussehender Mann übrigens, Lucia.«
    »Findest du?«
    »Natürlich fremdartig«, räumte Miss Amory ein, »aber ausgesprochen gutaussehend. Und wie hervorragend er Englisch spricht!«
    »Ja, das schon.«
    Miss Amory schien wenig geneigt, von ihrem Thema abzulassen. »Und du hattest wirklich keine Ahnung, daß er hier in der Gegend war?«
    »Nicht die mindeste«, erklärte Lucia mit Nachdruck.
    Die ganze Zeit hatte Richard Amory seine Frau aufmerksam beobachtet. Jetzt mischte er sich wieder ins Gespräch ein. »Es war doch wohl eine freudige Überraschung für dich, Lucia?«
    Lucia sah kurz zu ihm auf, gab aber keine Antwort.
    Miss Amory strahlte. »Aber sicher, Liebes!« rief sie.
    »Kanntest du ihn denn gut in Italien? War er ein guter Freund von dir? Muß er doch.«
    Lucias Stimme klang plötzlich bitter. »Er war nie mein Freund«, sagte sie.
    »Aha. Also nur ein Bekannter. Aber deine großzügige Einladung zum Tee hat er angenommen. Ich finde diese Ausländer ja manchmal etwas aufdringlich. Nein, nein, ich meine natürlich nicht dich, Liebes ...« Miss Amory besaß den Anstand, kurz zu erröten. »Ich meine, du bist ja ohnehin schon halb Engländerin.« Mit einem schelmischen Blick zu ihrem Neffen fuhr sie fort: »Ist sie nicht sogar schon ganz Engländerin, was meinst du, Richard?«
    Richard Amory ließ sich auf den neckischen Ton seiner Tante nicht ein, sondern ging zur Tür und öffnete sie, wie um Miss Amory aufzufordern, endlich wieder zu den anderen zu gehen.
    »Nun denn«, sagte diese widerstrebend, »wenn ihr meint, daß ich nichts weiter tun kann –«
    »So ist es«, sagte Richard kurz angebunden und hielt ihr die Tür auf, und mit einem letzten verlegenen Lächeln in Lucias Richtung verließ Miss Amory die Bibliothek.
    Richard machte mit einem erleichterten Seufzer die Tür hinter ihr zu und kehrte zu seiner Frau zurück.
    »Brabbel, brabbel, brabbel«, schimpfte er. »Ich dachte schon, sie würde überhaupt nicht mehr gehen.«
    »Sie wollte doch
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