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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
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zurückging, »wissen Sie zufällig, ob Dr. Carelli im Lauf des Vormittags einmal hier war?«
    »Ja, das war er«, antwortete Raynor dem Detektiv. »Ich habe ihn hier angetroffen.«
    »Aha!« Poirot machte ein hocherfreutes Gesicht. »Und was hat er hier getan?«
    »Telefoniert, soviel ich weiß.«
    »War er am Telefon, als Sie hereinkamen?«
    »Nein, da kam er gerade selbst wieder hier herein. Aus Sir Clauds Arbeitszimmer.«
    Poirot dachte kurz nach. »Wissen Sie noch, wo genau in diesem Zimmer Sie sich in diesem Moment befanden?« fragte er Raynor.
    Raynor, der noch am Kamin stand, antwortete: »Hm, ich glaube, ungefähr hier.«
    »Haben Sie von Dr. Carellis Telefongespräch etwas mitbekommen?«
    »Nein«, sagte der Sekretär. »Er hatte mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß er allein sein wollte, da habe ich das Feld geräumt.«
    »Verstehe.« Poirot zögerte einen Moment. Dann zog er ein Notizbuch samt Bleistift aus der Tasche, schrieb ein paar Worte hinein und riß das Blatt heraus. »Hastings!« rief er.
    Hastings, der bei der Tür gewartet hatte, kam zu ihm, und Poirot gab ihm das zusammengefaltete Blatt Papier. »Wären Sie so nett, diesen Zettel Inspektor Japp zu bringen?«
    Raynor sah Hastings nach, bis er draußen war, dann fragte er: »Was ist denn jetzt los?«
    Poirot steckte zuerst Notizbuch und Bleistift wieder ein, bevor er antwortete: »Ich habe Japp nur mitgeteilt, daß ich in wenigen Minuten bei ihm sein werde und ihm dann vielleicht den Namen des Mörders nennen kann.«
    »Ach! Sie wissen, wer es ist?« rief Raynor aufgeregt.
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Es schien, als hielte Hercule Poirot den Sekretär ganz im Bann seiner Persönlichkeit, denn Raynor sah den Detektiv wie hypnotisiert an, als dieser zu sprechen begann. »Ja, ich glaube zu wissen, wer der Mörder ist – endlich«, sagte Poirot.
    »Dabei erinnere ich mich an einen anderen Fall. Ich werde nie den Mord an Lord Edgware vergessen. Da war ich schon fast geschlagen – ja, ich, Hercule Poirot! –, und zwar durch die simple Schläue eines leeren Gehirns. Wissen Sie, Monsieur Raynor, oft besitzen gerade schlichte Gemüter das Genie, ein völlig unkompliziertes Verbrechen zu begehen und es einfach dabei zu belassen. Hoffen wir hingegen, daß Sir Clauds Mörder nicht nur intelligent und überlegen, sondern auch durch und durch mit sich zufrieden ist und der Versuchung nicht widerstehen kann – wie sagt man hierzulande? Ach ja – die Rose zu lackieren.« Poirots Augen leuchteten.
    »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte Raynor. »Soll das heißen, daß es nicht Mis. Amory war?«
    »Ach, Mrs. Amory doch nicht!« sagte Poirot. »Darum habe ich doch Japp dieses Zettelchen geschickt. Die Ärmste hat schon genug gelitten. Man sollte ihr jedes weitere Verhör ersparen.«
    Raynor dachte angestrengt nach, dann rief er: »Ich wette, es war Carelli, stimmt's?«
    Poirot drohte ihm schelmisch mit dem Finger. »Aber Monsieur Raynor, Sie müssen mir schon gestatten, meine kleinen Geheimnisse bis zuletzt für mich zu behalten.« Er zog ein Taschentuch heraus und fuhr sich damit über die Stirn. » Mon dieu , wie warm es heute ist!« klagte er.
    »Möchten Sie etwas trinken?« fragte Raynor. »Wo habe ich nur meine Manieren gelassen? Ich hätte Ihnen längst etwas anbieten sollen.«
    »Sehr freundlich«, strahlte Poirot. »Ich würde einen Whisky-Soda nehmen, wenn das möglich wäre.«
    »Selbstverständlich. Einen Augenblick.« Raynor verließ die Bibliothek, und Poirot ging zur Terrassentür und warf kurz einen Blick in den Garten. Dann schlenderte er zum Sofa, um die Kissen aufzuschütteln, und schließlich ging er an den Kamin und betrachtete den Zierat auf dem Sims. Wie versprochen kam Raynor schon nach wenigen Augenblicken mit zwei Whisky-Soda auf einem Tablett zurück. Er sah noch, wie Poirot die Hand nach einem der Gegenstände auf dem Kaminsims ausstreckte.
    »Ich denke mir, das ist eine Antiquität von sehr hohem Wert«, sagte Poirot, indem er einen Krug in die Hand nahm.
    »So?« meinte Raynor ohne jegliches Interesse. »Ich verstehe nicht viel davon. Hier wäre etwas zu trinken«, sagte er und stellte das Tablett auf den Couchtisch.
    »Danke.« Poirot ging hin.
    »Also, dann zum Wohl«, sagte Raynor, hob sein Glas und trank.
    Mit einer kleinen Verbeugung hob Poirot das andere Glas an die Lippen. »Auf Ihr Wohl, mein Freund. Und nun will ich Ihnen von meinem Verdacht berichten. Mir ist zum ersten Mal klargeworden
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