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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee
Autoren: Agatha Christie
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–, nämlich das Dokument in den wenigen Augenblicken der Dunkelheit sicher zu verstecken. Schließen Sie die Augen, Hastings, wie ich die meinen schließe. Das Licht ist aus, und wir sehen nichts. Aber wir hören. Und nun wiederholen Sie, Hastings, wiederholen Sie so genau, wie Sie können, Miss Amorys Worte, mit denen sie uns diese Szene schilderte.«
    Hastings schloß die Augen. Dann begann er aufzuzählen, langsam, konzentriert und mit vielen Pausen.
    »Luftschnappen«, sagte er.
    Poirot nickte.
    »Ringsum wird mehrfach nach Luft geschnappt«, sprach Hastings weiter, und Poirot nickte wieder.
    Hastings dachte angestrengt nach, dann fuhr er fort: »Ein Stuhl fällt um – ein Klimpern, das metallisch klingt – ich denke, das wird der Schlüssel gewesen sein.«
    »Ganz recht«, sagte Poirot. »Der Schlüssel. Bitte weiter.«
    »Ein Aufschrei. Das war Lucia. Sie hat nach Sir Claud gerufen – dann das Klopfen an der Tür – halt, nein! – gleich zu Beginn ein Geräusch wie von zerreißender Seide.« Hastings öffnete die Augen.
    »Zerreißende Seide, jawohl«, rief Poirot. Er stand auf, ging an den Schreibtisch und von dort zum Kamin.
    »Alles da, Hastings. In diesen wenigen Augenblicken der Dunkelheit ist alles da. Und trotzdem sagen unsere Ohren uns – nichts.« Er griff zum Kaminsims hinauf und wollte automatisch wieder die Vase mit den Fidibussen zurechtrücken.
    »Himmel, lassen Sie doch diese Dinger mal in Ruhe, Poirot«, rief Hastings genervt. »Dauernd müssen Sie daran herumrücken.«
    Verdutzt nahm Poirot die Hand von der Vase. »Was sagen Sie da?« fragte er. »Ja, stimmt.« Er sah die Vase mit den Fidibussen an. »Ich weiß genau, daß ich vor einer knappen Stunde die Vase zurechtgerückt und die Fidibusse darin aufgerichtet habe. Und jetzt – muß ich sie schon wieder aufrichten.« Er wurde immer aufgeregter. »Wieso, Hastings – wieso?«
    »Wahrscheinlich, weil sie krumm sind«, meinte Hastings gelangweilt. »Das ist doch nur Ihr Ordnungsfimmel.«
    »Reißende Seide!« rief Poirot plötzlich. »Von wegen, Hastings! Das Geräusch ist genau dasselbe.« Er betrachtete die zusammengefalteten Papierstreifen, dann riß er die Vase vom Sims herunter. »Reißendes Papier!« sagte er und ging mit der Vase zum Sofa.
    Seine Erregung übertrug sich auf Hastings, der aufsprang. »Was ist los?«
    Poirot kippte den Inhalt der Vase aufs Sofa und nahm sich die Fidibusse einen nach dem anderen vor. Dann und wann gab er einen davon an Hastings weiter und murmelte dazu: »Hier ist einer. Der auch. Und da ist noch einer.«
    Hastings faltete die Papierstreifen auseinander und hielt sie sich vor die Augen. »C19 N23 –«las er vor.
    »Ja, ja!« rief Poirot. »Das ist die Formel!«
    »Ach, ist das schön!«
    »Schnell, alles wieder zusammenfalten!« befahl Poirot, und Hastings gehorchte. »Mann, sind Sie langsam«, schalt Poirot. »Schneller, schneller!« Er riß Hastings die Fidibusse aus der Hand und steckte sie in die Vase zurück, die er dann rasch wieder auf den Kaminsims stellte.
    Hastings sah ihm dabei mit allen Zeichen des Unverständnisses zu.
    Poirot strahlte. »Sie wüßten zu gern, was ich da mache, ja? Sagen Sie, Hastings, was haben wir in dieser Vase?«
    »Fidibusse!« antwortete Hastings voller Ironie.
    »Aber nein, mon ami . Speck!«
    »Speck?«
    »Jawohl, mein Freund. Speck!«
    »Sagen Sie, Poirot, geht's Ihnen gut?« erkundigte sich Hastings. »Ich meine, Sie werden nicht vielleicht von Kopfschmerzen oder etwas Ähnlichem geplagt?«
    Poirot überging die sarkastische Frage seines Kollegen.
    »Was macht man mit Speck, Hastings? Ich will es Ihnen sagen, mon ami . Mit Speck fängt man Mäuse! Jetzt warten wir nur noch auf eines – die Maus.«
    »Und die Maus –«
    »Die Maus wird kommen, mein Freund«, versicherte Poirot. »Verlassen Sie sich darauf. Ich habe ihr schon eine Nachricht zukommen lassen. Sie wird unweigerlich kommen.«
    Noch ehe Hastings auf Poirots kryptische Weissagung eingehen konnte, wurde die Tür geöffnet, und Edward Raynor erschien. »Ah, Sie sind hier, Monsieur Poirot«, sagte der Sekretär. »Und Captain Hastings auch. Inspektor Japp möchte Sie beide oben sprechen.«

19
    »Wir kommen sofort«, antwortete Poirot. Gefolgt von Hastings, ging er zur Tür, während Raynor die Bibliothek betrat und in Richtung Kamin ging. Plötzlich drehte Poirot sich an der Tür noch einmal um und sah den Sekretär an. »Übrigens, Mr. Raynor«, sagte er, während er wieder in die Bibliothek
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